Emirat Katar stiftet eine Million Euro für Kleinfelder für den Jugendfußball an der Ahr

Botschafter übergibt Riesenscheck in Hönningen

17.05.2022 - 09:01

Ahrtal. „Der Ball bekommt einen Ehrenplatz. Er wird im kommenden Jahr beim ersten Spiel auf unserem neuen Sportplatz zum Einsatz kommen. Doch zuerst muss die Gemeinde Hönningen den Bauantrag noch auf den Weg bringen. Das wird noch im Sommer sein.“ Rolf Stappen, Vorsitzender des 406 Mitglieder zählenden SV Hönningen, strahlt. Nicht nur über den ersten offiziellen Fußball für die Weltmeisterschaft in Katar, der nun Eigentum seines rührigen Vereins ist. Auch über die Zukunftsaussichten für den Jugendfußball im von der Flut 2021 gebeutelten Ahrtal. Denn der Ball ist eigentlich nur eine nette kleine Dreingabe.


Riesiger Spendenscheck


Hauptgrund der Freude, und das nicht nur beim SV Hönningen, sondern beim gesamten Fußballverband Rheinland, war ein riesiger Spendenscheck, den der Botschafter von Katar, S. E. Sheik Abdullah bin Mohamed bin Saud Al-Thani für das Volk des Golf-Emirates Katar im Beisein von zahlreichen Fußballfunktionären und Bambinis von der Oberahr an Norbert Weise von der in Koblenz sitzenden Stiftung „Fußball hilft“ überreichte. Dies auf dem Gelände des ehemaligen Sportplatzes von Hönningen, wo vor zehn Monaten mehr als einen Meter hoch die Fluten der Ahr gestanden hatten.

„Wir helfen, wo wir können“, sagte der aus Berlin angereiste Botschafter bei der Übergabe des Schecks. „Wir haben in den USA nach dem Hurrikan Katrina, geholfen, in Japan nach Fukushima und jetzt helfen wir hier in Deutschland“, machte Al-Thani deutlich, dass die Spende mit keinerlei Gegenleistung verbunden sei. Der 63-jährige Diplomat, der das Ahrtal aus jüngeren Jahren kennt, ließ sich am Montagnachmittag von Armin Dertsch, Geschäftsführer des Fußballverbandes Rheinland, schildern, was sich an jenem schwarzen Tag im Juli 2021 zwischen Müsch und Kripp ereignet hat, der Hilfsbereitschaft und Solidarität danach. Und hörte auch, dass vor allem die Kinder seit der Flut ihren Vereinsfußball vermissen.

Dem soll nun mit der Spende in Höhe von einer Million Euro abgeholfen werden. Wobei es, so Norbert Weise für die das Geld verteilende Stiftung, „jedem Verein freigestellt ist, ob er die Spende annimmt“. Denn dass eine Spende aus Katar, das „nicht nur in Sachen Klima und Termin der Weltmeisterschaft problematisch ist“, für kontroverse Meinungen sorgen wird, war dem dem Stiftungsvorstand und dem Fußballverband schon klar, als das Angebot der Botschaft ihnen im März unterbreitet wurde. „Wir haben lebendig diskutiert und schließlich einstimmig für die Annahme gestimmt“, sagte Weise dem Botschafter vor der Annahme des Schecks. „Es ist wichtig, dass mit dieser Summe sofort geholfen werden kann.“ Denn dort, wo sonst Kinder Fußball spielen, sei im Ahrtal Leere, der Fußball über Jahre hinweg Opfer der Flutkatastrophe. Die Spende sei dafür da, dass das Vereinsleben weiter gehen kann und auch neue kleine Kicker gewonnen werden können.


Geld reicht vielleicht für zehn Spielfelder


Angedacht ist der Bau von acht Kleinspielfeldern mit 20 Mal 40 Metern. „Vielleicht reicht das Geld auch für zehn Spielfelder“, sagte Dieter Sesterheim aus Adenau für den Fußballkreis Rhein-Ahr zu Blick aktuell. Auch er erwähnte kontroverse Diskussionen der Verantwortlichen im Vorfeld der Spendenannahme, verwarf aber Zweifel mit: „Wir können den Kindern das Geld nicht vorenthalten.“ Schließlich würde an der gesamten Ahr Spielfelder fehlen und vor 2024/25 sei (außer im in dieser Hinsicht optimistischen Hönningen) kaum der Fertigstellung neuer Sportplätze zu rechnen. Die neuen Kleinspielfelder, für deren erstes am Montag schon der erste Spatenstich durch den Botschafter von Katar und Sportfunktionäre erfolgte, sollen schnellstmöglich für den Spielbetrieb nutzbar sein. „Auch wenn sich manche Orte mal ein Feld teilen müssen.“

Dass Sheik Abdullah bin Mohamed bin Saud Al-Thani nicht nur Fußballfan ist, sondern auch das Kicken nicht verlernt hat, zeigte das Mitglied der Herrscherfamilie von Katar übrigens bereits kurz nach seiner Ankunft in Hönningen. Vor Führung über das zum großen Teil noch verwüstete Vereinsgelände, Scheckübergabe und Spatenstich zog es den arabischen Diplomaten zum Ballwechsel mit den kleinen Kickern der rot-weißen JSG Ahrtal aus Hönningen.


Botschaft erntet Beifall


Grund für Norbert Weise auf die internationale Arbeit des Fußballverbandes Rheinland und der Stiftung „Fußball hilft“ hinzuweisen: „Wichtig ist das gegenseitige Kennenlernen der Kinder und Jugendlichen durch den Sport.“ Und hier sei für die Zukunft eine Premiere geplant. Vorgesehen ist eine fußballerische Zusammenarbeit des Fußballverbandes Rheinland mit seinem Pendant in Katar mit gemeinsamen Trainingscamps und Turnieren. Weise: „Es soll einen Austausch von Jungen- und Mädchenmannschaften geben. Und dieses erstmals mit einem arabischen Land.“

Eine Botschaft, die Beifall fand. Ebenso wie die Übergabe von Medaillen mit den Flaggen von Deutschland und Katar an vier Familien aus Hönningen und eines „WM-Pokals“ an die „Stiftung Fußball“ hilft. Den Kindern hatten es hingegen die Bälle angetan, die sie passend als eine Art Jubel zur Scheckübergabe in die Luft warfen.

An den „kleinen Kraftakt“ eines schwungvollen ersten Spatenstichs mit vom kurz vorher von einer starken Regenschauer durchnässten Lehm wird übrigens eine kleine Tafel erinnern. Wobei Spatenstich und symbolische Grundsteinlegung direkt zusammengefasst wurden. Zusammengefasst hat aber auch Rolf Stappen seine Eindrücke. Den WM-Ball aus Katar fast nicht mehr aus den Händen geben wollend fand er nur ein Wort die ganze Aktion: „Toll.“ GS

Weitere Beiträge zu den Themen

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Fassungslosigkeit und Entsetzen bei Angehörigen und Beobachtern

Ex-Landrat wird nicht angeklagt: Einstellung des Verfahrens schlägt hohe Wellen

Kreis Ahrweiler. Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat am 17. April 2024 das Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Landrat des Landkreises Ahrweiler und den Leiter der Technischen Einsatzleitung (TEL) während der Flutkatastrophe an der Ahr 2021 eingestellt. Die umfangreichen Ermittlungen ergaben keinen ausreichenden Tatverdacht, der eine strafrechtliche Verurteilung ermöglichen würde. Dem Leitenden... mehr...

Polizei bittet Verkehrsteilnehmer keine Anhalter mitzunehmen

Andernach: Fahndung nach flüchtigen Personen und dunklem BMW

Andernach. Seit Mittwochabend, 17. April, gegen 22.37 Uhr finden im Bereich Andernach umfangreiche polizeiliche Fahndungsmaßnahmen nach flüchtigen Personen statt. Gefahndet wird nach einem dunklen 5er BMW mit Mönchengladbacher Kennzeichen (MG). Bei Hinweisen auf das Fahrzeug wird gebeten, sich umgehend mit der Polizei Koblenz unter 0261/92156-0 in Verbindung zu setzen. Nach derzeitiger Einschätzung besteht keine Gefahr für die Bevölkerung. mehr...

Regional+
 

Unfallfahrer konnte sich nicht an Unfall erinnern

Neuwied: Sekundenschlaf führt zu 20.000 Euro-Schaden

Neuwied. Am Montag, 15. April ereignete sich gegen 16.35 Uhr ein Verkehrsunfall auf der Alteck. Ein PKW wurde im Seitengraben vorgefunden, während ein weiteres Fahrzeug auf der falschen Fahrbahnseite zum Stehen kam. mehr...

Die Veranstalter rechnen voraussichtlich mit 500 Teilnehmern

Demo in Ahrweiler: Wilhelmstraße wird gesperrt

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Am Sonntag, den 21. April 2024, findet in Bad Neuenahr-Ahrweiler eine Versammlung unter dem Titel „Sei ein Mensch. Demokratie. Wählen“ statt. Die Veranstalter erwarten etwa 500 Teilnehmer. Aufgrund des geplanten Demonstrationszuges wird die Wilhelmstraße zeitweise gesperrt sein. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare

„Von der Wiege bis zur Bahre“

S. Bull:
Die Nordart ist eine absolut empfehlenswerte und grandiose internationale Ausstellung von hohem Niveau! Wer in der Region Urlaub macht oder aus sonstigen Gründen in den Norden reist, sollte sich für einen Besuch der Nordart unbedingt Zeit nehmen! Oder auch nur deswegen dorthin fahren - es lohnt sic...

Er träumte von einer Künstlerkolonie in Mendig

ämge:
Peter Mittler war ein großer Träumer mit großen Träumen. Er war ein Getriebener, ein Schaffer ein Erschaffer. Ich sehe ihn immer noch vor mir, in seiner Werkstatt, egal ob an heißen Sommertagen oder im tiefsten Winter bei minus Graden, fortwährend an irgendwelchen Objekten modelierend oder mit dem Schweißgerät...
Jürgen Schwarzmann :
Für alle Betroffenen im Ahrtal ist die Entscheidung der Staatsanwaltschaft schwer nachzuvollziehen. Ich hätte mir schon gewünscht, dass das Verfahren eröffnet worden wäre um so in einem rechtsstaatlichen Verfahren und einer ausführlichen Beweisaufnahme die Schuld bzw. Unschuld festzustellen. Die Entscheidung...
K. Schmidt:
Wenn ich das richtig sehe, gab es, bevor der Landkreis/Landrat die Einsatzleitung übernahm bzw. übernehmen musste, doch auch in den einzelnen Kommunen schon Leiter. Die staatsanwaltschaftlichen Arbeiten beziehen sich wohl nur auf Landrat bzw. dessen Kreisfeuerwehrleiter. Heißt das, darunter haben Herr...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service