Emirat Katar stiftet eine Million Euro für Kleinfelder für den Jugendfußball an der Ahr

Botschafter übergibtRiesenscheck in Hönningen

Botschafter übergibt
Riesenscheck in Hönningen

Kleine Kicker, Funktionäre und Botschaftsangehörige aus Katar bei der Spendenübergabe in Hönningen. Foto: GS

Botschafter übergibt
Riesenscheck in Hönningen

Scheckübergabe: (von links) Armin Dertsch, Fritz Langenhorst, Dieter Sesterheim und Botschafter Abdullah bin Mohammed bin Saud Al-Thani.

Ahrtal. „Der Ball bekommt einen Ehrenplatz. Er wird im kommenden Jahr beim ersten Spiel auf unserem neuen Sportplatz zum Einsatz kommen. Doch zuerst muss die Gemeinde Hönningen den Bauantrag noch auf den Weg bringen. Das wird noch im Sommer sein.“ Rolf Stappen, Vorsitzender des 406 Mitglieder zählenden SV Hönningen, strahlt. Nicht nur über den ersten offiziellen Fußball für die Weltmeisterschaft in Katar, der nun Eigentum seines rührigen Vereins ist. Auch über die Zukunftsaussichten für den Jugendfußball im von der Flut 2021 gebeutelten Ahrtal. Denn der Ball ist eigentlich nur eine nette kleine Dreingabe.

Riesiger Spendenscheck

Hauptgrund der Freude, und das nicht nur beim SV Hönningen, sondern beim gesamten Fußballverband Rheinland, war ein riesiger Spendenscheck, den der Botschafter von Katar, S. E. Sheik Abdullah bin Mohamed bin Saud Al-Thani für das Volk des Golf-Emirates Katar im Beisein von zahlreichen Fußballfunktionären und Bambinis von der Oberahr an Norbert Weise von der in Koblenz sitzenden Stiftung „Fußball hilft“ überreichte. Dies auf dem Gelände des ehemaligen Sportplatzes von Hönningen, wo vor zehn Monaten mehr als einen Meter hoch die Fluten der Ahr gestanden hatten.

„Wir helfen, wo wir können“, sagte der aus Berlin angereiste Botschafter bei der Übergabe des Schecks. „Wir haben in den USA nach dem Hurrikan Katrina, geholfen, in Japan nach Fukushima und jetzt helfen wir hier in Deutschland“, machte Al-Thani deutlich, dass die Spende mit keinerlei Gegenleistung verbunden sei. Der 63-jährige Diplomat, der das Ahrtal aus jüngeren Jahren kennt, ließ sich am Montagnachmittag von Armin Dertsch, Geschäftsführer des Fußballverbandes Rheinland, schildern, was sich an jenem schwarzen Tag im Juli 2021 zwischen Müsch und Kripp ereignet hat, der Hilfsbereitschaft und Solidarität danach. Und hörte auch, dass vor allem die Kinder seit der Flut ihren Vereinsfußball vermissen.

Dem soll nun mit der Spende in Höhe von einer Million Euro abgeholfen werden. Wobei es, so Norbert Weise für die das Geld verteilende Stiftung, „jedem Verein freigestellt ist, ob er die Spende annimmt“. Denn dass eine Spende aus Katar, das „nicht nur in Sachen Klima und Termin der Weltmeisterschaft problematisch ist“, für kontroverse Meinungen sorgen wird, war dem dem Stiftungsvorstand und dem Fußballverband schon klar, als das Angebot der Botschaft ihnen im März unterbreitet wurde. „Wir haben lebendig diskutiert und schließlich einstimmig für die Annahme gestimmt“, sagte Weise dem Botschafter vor der Annahme des Schecks. „Es ist wichtig, dass mit dieser Summe sofort geholfen werden kann.“ Denn dort, wo sonst Kinder Fußball spielen, sei im Ahrtal Leere, der Fußball über Jahre hinweg Opfer der Flutkatastrophe. Die Spende sei dafür da, dass das Vereinsleben weiter gehen kann und auch neue kleine Kicker gewonnen werden können.

Geld reicht vielleicht für zehn Spielfelder

Angedacht ist der Bau von acht Kleinspielfeldern mit 20 Mal 40 Metern. „Vielleicht reicht das Geld auch für zehn Spielfelder“, sagte Dieter Sesterheim aus Adenau für den Fußballkreis Rhein-Ahr zu Blick aktuell. Auch er erwähnte kontroverse Diskussionen der Verantwortlichen im Vorfeld der Spendenannahme, verwarf aber Zweifel mit: „Wir können den Kindern das Geld nicht vorenthalten.“ Schließlich würde an der gesamten Ahr Spielfelder fehlen und vor 2024/25 sei (außer im in dieser Hinsicht optimistischen Hönningen) kaum der Fertigstellung neuer Sportplätze zu rechnen. Die neuen Kleinspielfelder, für deren erstes am Montag schon der erste Spatenstich durch den Botschafter von Katar und Sportfunktionäre erfolgte, sollen schnellstmöglich für den Spielbetrieb nutzbar sein. „Auch wenn sich manche Orte mal ein Feld teilen müssen.“

Dass Sheik Abdullah bin Mohamed bin Saud Al-Thani nicht nur Fußballfan ist, sondern auch das Kicken nicht verlernt hat, zeigte das Mitglied der Herrscherfamilie von Katar übrigens bereits kurz nach seiner Ankunft in Hönningen. Vor Führung über das zum großen Teil noch verwüstete Vereinsgelände, Scheckübergabe und Spatenstich zog es den arabischen Diplomaten zum Ballwechsel mit den kleinen Kickern der rot-weißen JSG Ahrtal aus Hönningen.

Botschaft erntet Beifall

Grund für Norbert Weise auf die internationale Arbeit des Fußballverbandes Rheinland und der Stiftung „Fußball hilft“ hinzuweisen: „Wichtig ist das gegenseitige Kennenlernen der Kinder und Jugendlichen durch den Sport.“ Und hier sei für die Zukunft eine Premiere geplant. Vorgesehen ist eine fußballerische Zusammenarbeit des Fußballverbandes Rheinland mit seinem Pendant in Katar mit gemeinsamen Trainingscamps und Turnieren. Weise: „Es soll einen Austausch von Jungen- und Mädchenmannschaften geben. Und dieses erstmals mit einem arabischen Land.“

Eine Botschaft, die Beifall fand. Ebenso wie die Übergabe von Medaillen mit den Flaggen von Deutschland und Katar an vier Familien aus Hönningen und eines „WM-Pokals“ an die „Stiftung Fußball“ hilft. Den Kindern hatten es hingegen die Bälle angetan, die sie passend als eine Art Jubel zur Scheckübergabe in die Luft warfen.

An den „kleinen Kraftakt“ eines schwungvollen ersten Spatenstichs mit vom kurz vorher von einer starken Regenschauer durchnässten Lehm wird übrigens eine kleine Tafel erinnern. Wobei Spatenstich und symbolische Grundsteinlegung direkt zusammengefasst wurden. Zusammengefasst hat aber auch Rolf Stappen seine Eindrücke. Den WM-Ball aus Katar fast nicht mehr aus den Händen geben wollend fand er nur ein Wort die ganze Aktion: „Toll.“