Im Seelenbuch werden die Mitgliederlisten der Ahrweiler Bürger-Schützen-Gesellschaft seit 1655 festhalten

Buch der Seelen nach Flutschäden restauriert

Buch der Seelen nach Flutschäden restauriert

(von links) Kulturministerin Katharina Binz, Restaurator Norbert Schempp, Museumsleiter Werner Kathe, Schützenkönig Jürgen Schmitz und Hauptmann Jürgen Knieps. Fotos: Kulturministerium. Foto: privat

08.08.2022 - 09:15

Ahrweiler. „Alles, was vor 1850 gedruckt, mit der Hand geschrieben, erschienen oder verlegt wurde, ist unikales Kulturgut. Damit ordnet Dr. Annette Gerlach, Leiterin des Landesbibliothekszentrums (LBZ) in Koblenz, die Seelenbücher der Ahrweiler Bürger-Schützen-Gesellschaft ganz klar ein. Denn sie stammen aus den Jahren 1655 und 1803. Die Mitgliederlisten wurde zur 600-Jahr-Feier 2003 in ein neues Seelenbuch transkribiert, werden seitdem jährlich aktualisiert.


Große Schäden im Archiv


Doch leider hatte die Flut im Juli vergangen Jahres auch im Ahrweiler Schützenmuseum zugeschlagen. Das Seelenbuch von 1803 blieb im Stadtarchiv zwar heil. Jedoch erst Tage nach der verheerenden Naturkatastrophe konnte Museumsleiter Werner Kathe die alten Dokumente von 1655, die teils auf Papier, teils auf Pergament geschrieben worden waren, im Haus der Schützen bergen. Rettung tat Not. Da kam Hilfe aus Koblenz, denn den Erhalt von Originalen hat sich das LBZ auf die Fahne geschrieben.

Ein Jahr nach der Flut kehrte das Seelenbuch nach Ahrweiler zurück. Nicht ohne vorherigen Festakt in der Landeshauptstadt Mainz. „Es wäre ein schwerer Verlust gewesen, wenn das Seelenbuch nicht mehr existiert hätte. Die Kosten der Restaurierung dieses historischen Dokuments in Höhe von 3800 Euro hat das Kulturministerium daher gerne übernommen“, erklärte Kulturministerin Katharina Binz im Mainzer Landesmuseum, wo das gereinigte und restaurierte Seelenbuch wieder an das Schützenmuseum und die Bürger-Schützen-Gesellschaft, vertreten durch Hauptmann Jürgen Knieps, König Jürgen Schmitz und Museumsleiter Werner Kathe übergeben wurde. Das Seelenbuch war verschlammt und musste aufwendig schonend getrocknet, gereinigt und dann restauriert werden. Zunächst entfernte die Restauratorin im Buchbinderhandwerk, Angelika Kröhne, vorsichtig den Schlamm. Danach wurde der Pergamentumschlag abgenommen und das Buch auseinandergenommen. „Mit persönlichem Einsatz, viel Wissen und Erfahrung sowie moderner Technik können auch große Herausforderungen bewältigt werden“, erläuterte Norbert Schempp, dessen Firma in Kornwestheim das Buch ohne materielle oder textuelle Verluste retten konnte.


Kulturgüter besser schützen


„Aus der Ahrtalkatastrophe müssen wir lernen und besser vorbereitet sein, um Kulturgüter auch in Zukunft schützen zu können. Heute bin ich aber vor allem froh und dankbar, dass wir beim Seelenbuch helfen konnten“, ergänzte Dr. Annette Gerlach, Leiterin des Landesbibliothekszentrums Rheinland-Pfalz. „Um unsere Kulturgüter bei zukünftigen Katastrophen schneller sichern zu können, wollen wir ein Kulturgutkataster aufbauen. Auch der Aufbau einer landesweit einheitlichen Struktur zur Notfallplanung für den Kulturbereich sind unter Federführung des Kulturministeriums in Vorbereitung. Damit wollen wir erreichen, dass Einsatzkräfte im Ernstfall wissen, wo welche Kulturgüter lagern. So können die Einsatzkräfte vor Ort schnell entscheiden, welche Maßnahmen geeignet sind, um ein Schadensereignis zu bekämpfen, ohne größeren Schaden an den Kulturgütern zu verursachen“, sagte Katharina Binz.


Großer Dank


Jürgen Knieps, Hauptmann der 700 Mitglieder zählenden Bürger-Schützen, dankte dem Land und allen, die daran beteiligt waren das Seelenbuch zu retten: „Dass wir die Namen unser Schützen, die von 1655 bis 1803 Mitglieder unserer Gesellschaft waren, weiter in Ehren tragen und auch den nachfolgenden Generationen im restaurierten Seelenbuch weitergeben dürfen, ist für uns großes Geschenk und mit großem Dank verbunden.“

Weitere Beiträge zu den Themen

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Polizei bittet Verkehrsteilnehmer keine Anhalter mitzunehmen

Andernach: Fahndung nach flüchtigen Personen und dunklem BMW

Andernach. Seit Mittwochabend, 17. April, gegen 22.37 Uhr finden im Bereich Andernach umfangreiche polizeiliche Fahndungsmaßnahmen nach flüchtigen Personen statt. Gefahndet wird nach einem dunklen 5er BMW mit Mönchengladbacher Kennzeichen (MG). Bei Hinweisen auf das Fahrzeug wird gebeten, sich umgehend mit der Polizei Koblenz unter 0261/92156-0 in Verbindung zu setzen. Nach derzeitiger Einschätzung besteht keine Gefahr für die Bevölkerung. mehr...

Unfallfahrer konnte sich nicht an Unfall erinnern

Neuwied: Sekundenschlaf führt zu 20.000 Euro-Schaden

Neuwied. Am Montag, 15. April ereignete sich gegen 16.35 Uhr ein Verkehrsunfall auf der Alteck. Ein PKW wurde im Seitengraben vorgefunden, während ein weiteres Fahrzeug auf der falschen Fahrbahnseite zum Stehen kam. mehr...

Regional+
 

Die Veranstalter rechnen voraussichtlich mit 500 Teilnehmern

Demo in Ahrweiler: Wilhelmstraße wird gesperrt

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Am Sonntag, den 21. April 2024, findet in Bad Neuenahr-Ahrweiler eine Versammlung unter dem Titel „Sei ein Mensch. Demokratie. Wählen“ statt. Die Veranstalter erwarten etwa 500 Teilnehmer. Aufgrund des geplanten Demonstrationszuges wird die Wilhelmstraße zeitweise gesperrt sein. mehr...

St. Josefs-Verein Bandorf hofft auf gutes Wetter und rege Beteiligung

Maibaumfest und Frühjahrswanderung

Bandorf. Nach gutem alten Brauch soll auch in diesem Jahr wieder der Maibaum aufgestellt werden. Symbolisch wird damit der Frühling willkommen geheißen, der bereits sichtbar in Feld und Flur Einzug gehalten hat. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
Sebastian Krupp :
Herr Wefelscheid soll dann mal sagen, wo die Grünschnitt -Flächen - bspw. auf der Karthause - errichtet werden sollen, so dass sie nach seiner Meinung Fußläufig und/oder mit dem Fahrrad zu erreichen sind und gleichzeitig die Anwohner nicht stört. Ärgerlich wenn der Grünschnitt nicht mitgenommen wird,...
juergen mueller:
Liebe Frau Friedrich. Den werden weder Sie noch meine Wenigkeit überzeugen, ändern noch zum Schweigen bringen, einen, der doch fast nur von (vielleicht) klugen Sprüchen/Zitaten anderer lebt, das Internet auf der Suche nach Informationen durchforstet, die seine/r Meinung entsprechen/unterstützen u....
Amir Samed:
Zum Kommentar von Gabriele Friedrich einige (kluge) Worte von Margaret Thatcher: „Je lächerlicher, weit hergeholter und extremer ihre Versuche sind, uns zum Schweigen zu bringen, desto mehr freue ich mich darüber“...
Gabriele Friedrich:
@Amir Samed/ Wer solche Sätze benutzt: "Die Spreu vom Weizen trennen" DER ist ein Nazi und nicht jemand, der das bemängelt. Mäßigen Sie einfach Ihre Ausdrucksweise....

Gegen den Klimawandel

juergen mueller:
Amir Samed: Das ist KEINE These, sondern Fakt und es ist/wäre wünschenswert, wenn man endlich begreifen würde, den Klimawandel mit allen zur Verfügung stehenden Mittteln zu bekämpfen. Seit der industriellen Revolution Mitte des 19.Jahrhunderts hat man Milliarden (wenn nicht Billionen) für die Verursachung...
Amir Samed :
Trotz zunehmender Zweifel an der These, dass fossile Brennstoffe einen fatalen Klimawandel verursachen, ist scheinbar jedes Mittel recht, um diesen zu bekämpfen. Das Wort „Klimawandel“ im Titel eines jeden Projektes wirken wie ein „Sesam, öffne dich“ auf die Tresore mit den Milliarden, die den Steuerzahlern...
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service