Allgemeine Berichte | 25.09.2025

54 km und 4.500 Höhenmeter mussten in Vorarlberg bezwungen werden

Claus Bünnagel finished härtesten Alpen-Ultramarsch

Gipfel der Mohnenfluh. An allen Bergspitzen und -sätteln waren Streckenposten platziert, die die Startnummern der Teilnehmer notierten – vor allem zu deren Sicherheit. Außerdem wurden diese per App getrackt. Foto: Bünnagel

Grafschaft. Die Seven Summits Schröcken im österreichischen Vorarlberg gelten als härtester Tages-Ultramarsch in den Alpen mit 48 km und 4.300 Höhenmetern. Das galt bei der 17. Austragung Anfang September mehr denn je: Denn aufgrund eines selbst für diese Bergregion ungewöhnlichen Kälteeinbruchs im Spätsommer waren am Vortag oberhalb von 2.000 m bis zu 10 cm Schnee gefallen. Dadurch waren die anspruchsvollen Passagen beim Abstieg in der Nordflanke vom höchsten Punkt des Rundkurses, der Braunarlspitze (2.649 m), die üblicherweise nur mit Seilsicherung und Hilfe von Streckenposten bewältigt werden können, dieses Mal unpassierbar. Somit musste vom dritten Berg aus, der Mohnenfluh (2.542 m), zunächst wieder der teilweise Rückweg angetreten werden, was die Strecke um 6 km verlängerte und durch den tiefen Abstieg in ein Tal trotz Auslassens des höchsten Punkts 200 Höhenmeter mehr als auf dem Originalkurs bedeuteten. Erst am Bergsattel Fürggele nach rund 34 km (sonst 28 km), wo auch der zweite Verpflegungsposten war, kehrten die 375 Teilnehmer wieder auf die eigentliche Strecke zurück. Somit hieß es statt Seven Summits in diesem Jahr „nur“ sechs Gipfel zu bezwingen – das allerdings mit erhöhtem Kraftaufwand.

Viele Handicaps

Das war allerdings nicht das einzige Problem, mit dem Teilnehmer Claus Bünnagel aus Alteheck (Grafschaft) an diesem Tag zu kämpfen hatte. Zum einen musste die anvisierte Akklimatisation im Vorfeld des Marschs aufgrund beruflicher Zwänge ausfallen – der Bergurlaub im Hochsommer mit Besteigung der Zugspitze und Überschreitung des Watzmanns lagen dafür schon zu lange zurück. Zum anderen hatte er noch eine leichte Erkältung mit auf die Reise nach Österreich genommen.

Und es wurde nicht besser nach dem Start der Gruppe mit den schnellen Marschierern um 3.30 Uhr morgens – die langsamen Teilnehmer waren bereits um 2 Uhr gestartet, die abschnittsweisen Läufer folgten um 5 Uhr und die reinen Läufer um 6 Uhr. Denn bereits nach rund 45 Minuten im extrem steilen Anstieg zum ersten Berg, der Höferspitze (2.131 m), rutschte der 53-Jährige im glitschigen Morast in Folge der Schneefälle aus und knallte mit dem linken Auge auf das Stockende eines seiner beiden Trekkingstöcke. Dabei verlor er eine Kontaktlinse. Der stark kurzsichtige Grafschafter musste daher den restlichen Anstieg und den heiklen Abstieg auf ausgesetztem, schmalem Pfad im Licht der Stirnlampe zunächst mit einem sehenden Auge fortsetzen. „Das war äußerst kritisch und gefährlich“, berichtete Bünnagel. Schon Teilnehmer ohne ein solches Handicap stürzten mitunter auf dem seifigen, stark abschüssigen Pfad. „Mir war daher klar, dass so auch im Hellen die Fortsetzung des Marsches nicht möglich war, denn die Route ist durchgehend anspruchsvoll“, ergänzte er.

Wagen gestoppt

Zum Glück für ihn kreuzte der Kurs am Fuß des ersten Bergs ein einziges Mal eine Straße. Und just als er dort ankam, näherte sich ein Auto – eines von weniger als einer Handvoll in der nächsten Stunde dieses frühen Morgens, wie sich herausstellen sollte. Kurzerhand stoppte Bünnagel dieses mit Handzeichen, und der freundliche Fahrer nahm ihn mit zu seinem geparkten Auto im Startbereich. Mit diesem gelangte er nach 15 Minuten kniffliger Fahrt mit nur einer Kontaktlinse in seiner Unterkunft an, wo eine neue Kontaktlinse eingesetzt werden konnte. Eine Stunde später war er zurück an der Stelle, wo er den Marsch unterbrochen hatte und wo sich ein großer Parkplatz befand.

Unterdessen hatte ihn fast das gesamte Feld überholt, teilweise sogar die Läufer aus der letzten Startgruppe. Jetzt musste das nächste Problem sozusagen angegangen werden: Wenn man um 16 Uhr nicht den Bergsattel Fürggele passiert hat und gegen 19 Uhr nicht am dritten Verpflegungspunkt, der Biberacher Hütte (1.845 m), angelangt ist, wird man aus Sicherheitsgründen quasi aus dem „Rennen“ genommen und darf auch nicht mehr die drei letzten Berge in Angriff nehmen.

Ins Zeitlimit zurückgekämpft

So musste Bünnagel schon früher als geplant auf Reserven zurückgreifen, um den Zeitverlust aufzuholen. Das war angesichts des meist sehr steilen Terrains nicht einfach. Hinzu kamen die starken Temperaturunterschiede: Waren es am Morgen –2°C gewesen und blieb es an den höheren Gipfeln auch im Tagesverlauf frisch mit niedrigen einstelligen Werten, so stiegen die Temperaturen im Tal bei herrlichem, wolkenlosem Wetter auf rund 20°C an. Und auch die Bodenverhältnisse waren äußerst herausfordernd mit fast durchgehender Schneeauflagen an der Juppenspitze (2.412 m) und der Mohnenfluh. Gerade die mitunter vereisten, meist sehr steilen Graspassagen an der Juppenspitze erwiesen sich als tückisch.

Trotzdem schaffte es Bünnagel, sich ins Zeitlimit zurückzukämpfen und passierte um 14.45 Uhr das Fürggele. Ab der Biberacher Hütte stand der lange Abstieg ins Tal an. Eine letzte Herausforderung bedeutete die „777-Schritte-Station“ einige hundert Meter vor dem Ziel- und Ausgangspunkt an der Kirche von Schröcken. Denn ohne die Verkostung mindestens eines regionaltypischen Schnapses lässt man hier keinen Teilnehmer passieren.

Um 18.55 Uhr erreichte der erschöpfte Grafschafter nach 54 km unter dem lauten Jubel der zahlreichen Zuschauer ungefähr im Mittelfeld des Teilnehmerfelds die Ziellinie – Lohn für einen anstrengenden Tag mit ungeplanten Begleitumständen. Sein Stundenmittel betrug abzüglich der unfreiwilligen Pause 3,40 km/h – eine Rangliste gibt es bei den Seven Summits Schröcken auch aufgrund der verschiedenen Tempogruppen traditionell nicht, hier ist Ankommen das höchste und für viele Teilnehmer unerreichbare Ziel.

Teilnehmer Claus Bünnagel im Schnee unterhalb des Mohnenfluhsattels.  Foto: Bünnagel

Teilnehmer Claus Bünnagel im Schnee unterhalb des Mohnenfluhsattels. Foto: Bünnagel

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Gipfel der Mohnenfluh. An allen Bergspitzen und -sätteln waren Streckenposten platziert, die die Startnummern der Teilnehmer notierten – vor allem zu deren Sicherheit. Außerdem wurden diese per App getrackt. Foto: Bünnagel

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