Thorsten Trütgen vom DRK-Kreisverband Ahrweiler e.V zur Lage des Rettungswesens

Das Deutsche Rettungswesen ist ein äußerst komplexes System

Das Rettungswesen ist Spielball der Politik geworden – Innenministerien sind zuständig – Mehrere strategisch aufeinander abgestimmte Verbesserungen sind notwendig – Populistische Aussagen genügen nicht

Das Deutsche Rettungswesen
ist ein äußerst komplexes System

Um unnötige Belastung des Rettungsdienstes zu vermeiden, sollten sich Bürger im Notfall an diese Entscheidungshilfe halten. Häufig ist nicht der Rettungsdienst, sondern die ärztliche Bereitschaftspraxis oder der Hausarzt der richtige Ansprechpartner. Foto: DRK Kreisverband Ahrweiler e.V.

13.06.2018 - 14:21

Kreis Ahrweiler. Der DRK-Kreisverband Ahrweiler e.V. versteht Rettungsdienst und Krankentransport als integrale Einheit. Das deutsche Rettungswesen ist ein sehr verwobenes und ein in über 50 Jahren äußerst komplex gewachsenes Hilfeleistungssystem. Um dieses System vollumfänglich und richtig zu verstehen ist eine entsprechende umfangreiche Sachkenntnis erforderlich.

Insbesondere in den letzten Jahren wurde der Rettungsdienst und Krankentransport ein Spielball der Politik (wobei sich diese Aussage keinesfalls isoliert auf den Kreis Ahrweiler oder das Land RLP bezieht!), unter dem einerseits das System und andererseits das Personal leidet. Hier ist beispielsweise die Zuständigkeit der Ministerien zu nennen. Trotz mehrfacher Versuche ist Rettungsdienst und Krankentransport kein eigenständiger Leistungsbereich um SGB, sondern wird dort lediglich unter Fahrtkosten geführt. Da Aufgaben des Rettungsdienstes aber auch als allgemeine Gefahrenabwehr gesehen werden, pendeln Zuständigkeiten zwischen Innen- und Gesundheitsministerien hin und her. In RLP ist glücklicherweise recht klar formuliert, dass Rettungsdienst erstmals in die Zuständigkeit des ISM fällt.

Auch die EU hat sich vor Jahren bereits in die Zuständigkeiten eingemischt. In Brüssel wurde die integrale Einheit „Rettungsdienst und Krankentransport“ sogar dem wirtschaftlichen Zwang unterworfen und je nach Grundlage des entsprechenden Rettungsdienstgesetzes des Bundeslandes der BRD eine Ausschreibungspflicht eingeführt. Dieser Wildwuchs lässt sich übrigens sehr gut in der benachbarten Bundesstadt Bonn verfolgen. RLP hat sich auch hier glücklicherweise gesetzlich entsprechend positioniert, sodass nach derzeitigem Sachstand die Ausschreibung von Rettungsdienst- und Krankentransportdienstleistungen kein Thema ist.

Mir stellt sich nach den obigen Ausführungen die Frage, ob der Hilferuf der Kollegen der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft bei Gesundheitsminister Jens Spahn an den richtigen Empfänger gelangt ist, oder ob man nicht besser direkt die Innenministerien der Länder, in deren Zuständigkeit in der Regel die Landesrettungsdienstgesetze fallen, eingebunden hätte. Gut platziert wäre diese Thematik sicherlich bei der regelmäßig stattfindenden Innenministerkonferenz auf Bundesebene.

Auch irritiert die Antwort des Bundesgesundheitsministeriums zu dieser Thematik mit Verweis auf den Koalitionsvertrag, in dem ja eine verbesserte Notfallversorgung festgeschrieben sei. Warum berichtete aber dann vor einigen Wochen unter anderem die Rhein-Zeitung als lokale Tageszeitung von möglichen Schließungen von Notaufnahmen von Krankenhäusern? Ein solcher Schritt würde das Rettungssystem durch weitere Fahrstrecken mit Notfallpatienten weiter belasten und unter Umständen einem Kollaps näher bringen.

Wie Sie sehen ist die Thematik, genau wie das deutsche Rettungswesen, sehr komplex und es sind viele Gesichtspunkte zu berücksichtigen.

Wir wissen, dass sich Veränderungen nicht mit einzelnen populistischen Aussagen herbeiführen lassen. Zur Verbesserung des komplexen Systems sind an mehreren Stellen strategische und aufeinander abgestimmte Veränderungen durchzuführen, die einige Zeit beanspruchen werden. Mit unserer langjährigen Erfahrung und der daraus resultierenden Expertise steht das DRK, auch im Kreis Ahrweiler, für konstruktive Gespräche und Verbesserungen im Interesse der uns anvertrauten Mitbürger für entsprechende Gremien und Prozesse gerne zur Verfügung.

Thorsten Trütgen,

Pressesprecher

Kreisverband Ahrweiler e.V.

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Fassungslosigkeit und Entsetzen bei Angehörigen und Beobachtern

Ex-Landrat wird nicht angeklagt: Einstellung des Verfahrens schlägt hohe Wellen

Kreis Ahrweiler. Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat am 17. April 2024 das Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Landrat des Landkreises Ahrweiler und den Leiter der Technischen Einsatzleitung (TEL) während der Flutkatastrophe an der Ahr 2021 eingestellt. Die umfangreichen Ermittlungen ergaben keinen ausreichenden Tatverdacht, der eine strafrechtliche Verurteilung ermöglichen würde. Dem Leitenden... mehr...

Polizei bittet Verkehrsteilnehmer keine Anhalter mitzunehmen

Andernach: Fahndung nach flüchtigen Personen und dunklem BMW

Andernach. Seit Mittwochabend, 17. April, gegen 22.37 Uhr finden im Bereich Andernach umfangreiche polizeiliche Fahndungsmaßnahmen nach flüchtigen Personen statt. Gefahndet wird nach einem dunklen 5er BMW mit Mönchengladbacher Kennzeichen (MG). Bei Hinweisen auf das Fahrzeug wird gebeten, sich umgehend mit der Polizei Koblenz unter 0261/92156-0 in Verbindung zu setzen. Nach derzeitiger Einschätzung besteht keine Gefahr für die Bevölkerung. mehr...

Regional+
 

Unfallfahrer konnte sich nicht an Unfall erinnern

Neuwied: Sekundenschlaf führt zu 20.000 Euro-Schaden

Neuwied. Am Montag, 15. April ereignete sich gegen 16.35 Uhr ein Verkehrsunfall auf der Alteck. Ein PKW wurde im Seitengraben vorgefunden, während ein weiteres Fahrzeug auf der falschen Fahrbahnseite zum Stehen kam. mehr...

Die Veranstalter rechnen voraussichtlich mit 500 Teilnehmern

Demo in Ahrweiler: Wilhelmstraße wird gesperrt

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Am Sonntag, den 21. April 2024, findet in Bad Neuenahr-Ahrweiler eine Versammlung unter dem Titel „Sei ein Mensch. Demokratie. Wählen“ statt. Die Veranstalter erwarten etwa 500 Teilnehmer. Aufgrund des geplanten Demonstrationszuges wird die Wilhelmstraße zeitweise gesperrt sein. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare

„Von der Wiege bis zur Bahre“

S. Bull:
Die Nordart ist eine absolut empfehlenswerte und grandiose internationale Ausstellung von hohem Niveau! Wer in der Region Urlaub macht oder aus sonstigen Gründen in den Norden reist, sollte sich für einen Besuch der Nordart unbedingt Zeit nehmen! Oder auch nur deswegen dorthin fahren - es lohnt sic...

Er träumte von einer Künstlerkolonie in Mendig

ämge:
Peter Mittler war ein großer Träumer mit großen Träumen. Er war ein Getriebener, ein Schaffer ein Erschaffer. Ich sehe ihn immer noch vor mir, in seiner Werkstatt, egal ob an heißen Sommertagen oder im tiefsten Winter bei minus Graden, fortwährend an irgendwelchen Objekten modelierend oder mit dem Schweißgerät...
Jürgen Schwarzmann :
Für alle Betroffenen im Ahrtal ist die Entscheidung der Staatsanwaltschaft schwer nachzuvollziehen. Ich hätte mir schon gewünscht, dass das Verfahren eröffnet worden wäre um so in einem rechtsstaatlichen Verfahren und einer ausführlichen Beweisaufnahme die Schuld bzw. Unschuld festzustellen. Die Entscheidung...
K. Schmidt:
Wenn ich das richtig sehe, gab es, bevor der Landkreis/Landrat die Einsatzleitung übernahm bzw. übernehmen musste, doch auch in den einzelnen Kommunen schon Leiter. Die staatsanwaltschaftlichen Arbeiten beziehen sich wohl nur auf Landrat bzw. dessen Kreisfeuerwehrleiter. Heißt das, darunter haben Herr...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service