Kreisveterinäramt geht gegen illegale Hundezucht in Münstermaifeld vor - „BLICK aktuell“ hakt nach

Das traurige Geheimnis von „Anneliese“ und ihren Babys

11.10.2016 - 15:31

Koblenz/Münstermaifeld. Dem Veterinäramt der Kreisverwaltung Mayen-Koblenz gelang Ende September ein großer Coup. Wegen des Verdachts der Hundezucht und illegaler Tierhaltung wurden einer Tierhalterin in Münstermaifeld ingesamt 76 Hunde und 4 Katzenjunge weggenommen. Wie das Veterinäramt auf Anfrage von BLICK aktuell mittelte, wird der der Zuchtbetrieb schon seit einigen Jahren durch das Veterinäramt kontrolliert. Zudem gab es einen Wechsel des Betreibers. Gegenüber unserer Zeitung versicherte man: „Der Betrieb wurde regelmäßig kontrolliert, zuletzt gab es dort keine größeren Beanstandungen.

Kirstin Höfer, Leiterin des Koblenzer Tierheims, kennt den betreffenden Betrieb schon länger und zeigte sich erfreut über die Auflösung der illegalen Hundezucht.
„Es ist der größte Hundehändler hier in unserer Region. Man kann recherchieren, dass im Jahr 2009 immer wieder Mal Auffälligkeiten waren, wo geräumt wurde und Auflagen gemacht wurden. Wir bekommen unzählige Mails, in denen Leute uns ihre Erfahrungen mit diesem Betrieb mitteilen, der schlichtweg einfach negativ ist.“

Die beschlagnahmten Tiere aus Münstermaifeld wurden in angrenzende Tierheime in Mayen, Andernach, Bonn, Neuwied und Koblenz verteilt.


15 Welpen in Tierheim Koblenz aufgenommen


Anneliese ist etwa 3 bis 4 Jahre alt und eine der Muttertiere, die zusammen mit ihren Welpen beschlagnahmt wurden. Derzeit ist sie im Tierheim in Koblenz untergebracht. Hier wurden die Tiere entwurmt, geimpft und von einem Tierarzt untersucht. Tierheimleiterin Kirstin Höfer kann die Aussage des zuständigen Veterinäramts zum Zustand der Hunde nur bestätigen. „Die Tiere sind jetzt im ersten Eindruck in einem relativ guten Zustand.“

Wie die Kreisverwaltung jedoch mittelte, zeigen einige der sichergestellten Tiere erste Zeichen von Verwahrlosung, wie Flöhe, verfilztes Fell oder Zahnprobleme.

Im Tierheim Koblenz sind solche Fälle bis dato glücklicherweise noch nicht bekannt geworden. Trotzdem gab es Verhaltensweisen und Auffälligkeiten, die Kirstin Höfer durchaus tragisch empfindet.

„Bis zu einem gewissen Zeitpunkt hat sich Anneliese gar nicht anfassen lassen, weil es Hunde sind, die überhaupt keinen menschlichen Bezug haben und gewohnt sind.“


Das Bangen geht weiter


Anneliese, so haben die Mitarbeiter des Koblenzer Tierheims die West Highland Terrier-Dame genannt. Zusammen mit ihren Jungen kam sie nach der Beschlagnahmung zunächst in Quarantäne. Doch damit ist der Leidensweg für die Tiere noch keineswegs beendet. „Wir haben noch keinen Besitz an diesen Tieren und hoffen natürlich, dass diese freigegeben und uns vom Veterinäramt bald übereignet werden“, zeigt sich Kirstin Höfer besorgt.

Tatsächlich könnte es sein, dass der Betreiber der Zucht rechtlich gegen die Beschlagnahmung vorgeht. Ob Anneliese und ihre wenige Wochen alten Babys in ihrem neuen Zuhaus in Koblenz bleiben können, wird sich in Kürze entscheiden.


„Welpenkaufhaus“ zu Hause


Nach Angaben der Kreisverwaltung sollen die fast 80 Hunde nicht nur in dem genehmigten Hundehaus, sondern auch im Wohnhaus gehalten, gezüchtet und verkauft worden sein. Das Veterinäramt habe daraufhin beim Amtsgericht Mayen einen Durchsuchungsbeschluss beantragt. Wie die zuständige Behörde bekannt gab, habe die Tierhalterin den Zutritt zunächst verweigert. Mithilfe der Polizei wurde dann der Zutritt durchgesetzt. Die Beamten vor Ort fanden im Wohnhaus zunächst nur leere Hundeboxen. Die Tiere wurden später auf dem Speicher des Hundehauses vorgefunden.

Bei den Tieren handelte es sich durchweg um Rassehunde der gängigen Rassen, wie Chihuahua, Cavalier King Charles Spaniel, Mops, Malteser, West Highland White Terrier und Golden Retriever.


Billiger Preis für Rassehunde auf den Kosten der Tiere


Im Gespräch mit Kirstin Höfer vom Tierheim Koblenz erfahren wir, dass vor allem Hunde aus solchen illegalen Zuchten früher oder später in einem Tierheim landen.

„Dass die Ware „Hund“ auf Teufel komm raus produziert wird, und zwar auf Kosten des Hundes, und damit ein Markt von billigen Rassewelpen bedient wird, das ist eigentlich das Tragische. Der Deutsche Tierschutzbund spricht in diesem Zusammenhang von einer regelrechten „Welpen-Mafia“. Die Muttertiere sind irgendwann körperlich komplett am Ende. Man muss einen Hund kennenlernen und nicht einfach hingehen und kaufen. Wenn man sich so einen Hund einfach kauft und auch nicht gut beraten wird, dann landen diese Tiere meistens irgendwann im Tierheim.“


„Ein guter Züchter hat nur eine Rasse“


Bei unserem Besuch im Koblenzer Tierheim erklärt uns Kirstin Höfer, welche Kriterien für einen guten Züchter sprechen. „Einen vernünftigen Züchter erkennt man daran, dass er nicht ständig den Markt beliefern kann und neue Welpen sozusagen auf Vorrat hat. Wenn sie vor Ort sind, kann der Züchter ihnen das Muttertier und das Vatertier zeigen. Es ist ein sauberer Betrieb und das nicht nur augenscheinlich. Ein guter Züchter wird seine Interessenten fragen, wie der Hund gehalten wird und ob dieser bereits Erfahrung mit Hunden hat und evtl. auch mitteilen, dass die Rasse für die Person nicht geeignet ist. Als wichtigste Faustregel gilt, ein guter Züchter hat nur eine Rasse“.


Tieren ein neues Zuhause schenken


Im Fall aus Münstermaifeld hat Höfer eine ganz klare Meinung: „Das ist kein Züchter, das ist ein Vermehrer. Dort werden Hunde zugekauft, vermehrt und das nicht unter besonders guten Bedingungen.“ Gerade im Hinblick darauf, dass in den letzten 15 Jahren immer mehr Rassehunde ihren Weg ins Tierheim finden, plädiert sie in erster Linie dafür, Hunde zu adoptieren, statt zu kaufen.

Ein Film zu unserem Besuch im Koblenzer Tierheim bei Anneliese und ihren Jungen gibt es bei BLICK aktuell TV im Internet unter www.blick-aktuell.tv und auf unserem YouTube-Channel. -CF-

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