Allgemeine Berichte | 22.11.2023

Geburtsbericht einer „Frühchenmama“

„Der Bauch war weg, aber ich konnte mein Kind nicht in den Armen halten“

Symbolbild.  Foto: pixabay.com

Evelyn B. und ihr Mann haben bereits eine vierjährige Tochter und freuen sich auf ihr zweites Kind. Die Schwangerschaft verläuft unauffällig, doch dann kommt es in der 30. Schwangerschaftswoche plötzlich zu Komplikationen. Ole muss per Notkaiserschnitt auf die Welt geholt werden und von einem Tag auf den anderen ändert sich das Leben für die junge Familie schlagartig.

Dieser Tag hat ihr Leben verändert. Wie haben Sie ihn erlebt/Woran erinnern Sie sich?

Es war ein Samstagmorgen im Februar. Wir haben zusammen mit unserer Tochter gefrühstückt und unser Wochenende geplant. Plötzlich merkte ich, dass etwas nicht stimmt und ahnte sofort, dass meine Fruchtblase geplatzt ist. 10 Wochen zu früh. Ich bin sofort ins Bad gerannt und habe meinen Mann zugerufen, er solle einen Krankenwagen rufen, weil ich im Kopf hatte, dass man bei einem Blasensprung liegend transportiert werden muss. Die Ärzt*innen in der Klinik rieten uns jedoch, erst einmal alles in Ruhe zu organisieren und anschließend ins Krankenhaus zu kommen.

Wie ging es dort für Sie weiter?

Aufgrund der Corona-Auflagen durfte ich das Krankenhaus nur alleine, ohne meinen Mann betreten. Die Ärzt*innen untersuchten mich gründlich, beruhigten mich, doch sie sagten mir auch, dass ich in jedem Fall zur Beobachtung dableiben müsse. Im schlimmsten Fall bis zum errechneten Geburtstermin. Das wären zehn Wochen gewesen. Zehn Wochen, in denen meine Tochter mich nicht hätte besuchen und ich die Klinik nicht hätte verlassen dürfen. Da bin ich das erste Mal zusammengebrochen und habe nur geweint. Auch körperlich ging es mir nicht gut, ich bekam einen Wehenhemmer, den ich nicht vertrug und wurde ohnmächtig. Als ich etwas stabiler war, klärte ein Kinderarzt der Neonatologie mich darüber auf, was passieren kann, wenn mein Kind früher als geplant geholt werden muss. Dabei wurden alle Eventualitäten aufgezählt. Unter anderem auch die, dass es sein kann, dass er die Geburt nicht überlebt. All das ohne meinen Mann zu durchleben, war traumatisch.

Konnte Ihr Mann bei Oles Geburt dabei sein?

Leider nein. Es war ein ständiges auf und ab. Mal hieß es, Oles Herztöne seien gut, dann wieder, dass er in jedem Fall früher geholt werden müsse. Ich telefonierte gerade mit meinem Mann, sagte ihm, dass alles in Ordnung sei und als ich auflegte stand plötzlich ein Ärzt*innen-Team um mich herum und es hieß: „Wir müssen ihn jetzt sofort holen!“ Ich weiß nur noch, wie man mich in den OP schob und ich zu dem Anästhesisten sagte: Ich habe solche Angst.

Wann durften Sie Ihren Sohn das erste Mal sehen?

Die Momente nach der Geburt habe ich nur ganz schemenhaft im Kopf. Ich kam in irgendeinem Zimmer zu mir, die Krankenschwestern zeigten mir ein Foto von meinem Sohn mit all den Schläuchen und Kabeln und gratulierten mir. Ich habe mich aber nicht wie eine „frischgebackene“ Mutter gefühlt. Der Bauch war weg, aber ich hielt das Kind nicht in meinen Armen. Bis heute kann ich mir die ersten Fotos von Ole nicht anschauen. Nach 24 Stunden durfte ich das erste Mal zu ihm und zum Glück waren seine Prognosen recht gut, da er bereits ein Gewicht von 1.700 Gramm hatte und auch sonst keine größeren Komplikationen vorlagen.

Wie kam der Kontakt zum Bunten Kreis Rheinland zu Stande?

Auf der Neo-Station hat mir zwei Wochen vor Entlassung eine Krankenschwester einen Flyer gegeben und mich darüber informiert, dass die Sozialmedizinische Nachsorge eine Kassenleistung ist, die uns zusteht. Ich konnte mir darunter zunächst nichts vorstellen, aber mein Mann bestärkte mich darin, sie in Anspruch zu nehmen und ich bin sehr froh darüber, es getan zu haben.

Was haben Sie die Zeit nach dem Krankenhaus erlebt?

Als wir nach Wochen endlich mit Ole nach Hause durften, wollte niemand mehr so richtig über das Erlebnis sprechen. Bekannte und Verwandte vermittelten uns das Gefühl, dass ja jetzt alles in Ordnung sei. Für sie war das Kind gesund und einem „geregelten“ Alltag stand nichts mehr im Weg. Der war aber in der Tat mein größtes Problem und hier haben die Gespräche mit der Psychologin des Bunten Kreis Rheinland besonders geholfen.

Welche Themen waren besonders schwierig für Sie?

Dass ich immer funktionieren musste – alleine schon für meine Tochter. Ich hatte kein Wochenbett, kein Kuscheln mit Baby, etc. Morgens war ich mit all meinen Ängsten und Sorgen bei Ole im Krankenhaus und Nachmittags wartete eine Vierjährige auf mich, die ihr Leben ganz normal weiterleben wollte. Ich erinnere mich noch gut an den Tag, als ich sehr traurig und aufgewühlt aus der Klinik kam und meine Tochter sagte: „Mama, ich will jetzt mit dir Karneval feiern“. Diese Umstellungen von traurig auf gekünstelt fröhlich empfand ich als sehr kräfteraubend. Auch dass ich meinen Mann kaum gesehen habe, weil wir uns mit dem Haushalt und Krankenhaus immer abgewechselt haben, war schwierig. Im Endeffekt konnten wir nie über dieses einschneidende Erlebnis reden und ich hatte keine Ahnung, wie es ihm mit Situation ging. Auch da hat uns die Psychologin sehr geholfen.

Was raten Sie Familien in einer ähnlichen Situation?

Ich glaube wir hatten noch sehr großes Glück und ich frage mich immer, wie das für Familien ist, in denen die Kinder schwer krank oder dauerhaft beeinträchtigt sind. In jedem Fall würde ich immer dazu raten, alle mögliche Hilfe und Angebote wie zum Beispiel die des Bunten Kreis Rheinland in Anspruch zu nehmen.

Wie geht es Ole heute?

Ihm geht’s super, wir müssen zwar nach wie vor zu vielen Ärzt*innen und Kontrollen, aber unser Kinderarzt ist begeistert. Ein wenig Angst ist dennoch immer präsent.

Bunter Kreis Ahrweiler

Symbolbild. Foto: pixabay.com

Leser-Kommentar
Bildergalerien
Neueste Artikel-Kommentare

Neue Haltepunkte für die Ahrtalbahn?

  • H. Müller: Herr Krah verwechselt (offenbar vorsätzlich) sichtbare Lebensgefahren der Autobahn mit unsichtbaren der elektrischen Bahn. Dass ein tödlicher Lichtbogen bereits bei 1,5 m Abstand von einer Bahnleitung...
  • Michael Krah: Soll man dann auch Autobahnen einzäunen damit keiner drauf spielt? Brückengeländer 2Meter hoch machen damit keiner Steine wirft? Aussichtspunkte schließen damit niemand runter fällt? Rolltreppen stehen...
  • Michael Krah: Wer heutzutage zu dumm ist um zu wissen das Strommasten gefährlich sind geht auch zum spielen auf die Autobahn. Es ist weder die Aufgabe der Bahn noch des Verkehrsministeriums das zu verhindern. Das ist Aufgabe der Eltern.
  • Joachim Steig : Eine gebotene Klarstellung! Fake und schlechte Stimmung gibt es leider schon genug.

Musik mit Herz, Humor und Haltung

  • Björn Denekamp: Tolle Truppe
Dauerauftrag
Dauerauftrag 2025
Imageanzeige
Sinziger Weinherbst“,  Fr. 3.10. – So. 5.10.25
Sinziger Weinherbst
Ausverkauf - Michelsmarkt
Neues Bestattungsgesetz
Anzeige Andernach
Herbstmarkt Mertloch
Empfohlene Artikel

Andernach. Trotz kühler Temperaturen und anhaltendem Regen zeigte sich der Laacher See Naturlauf auch in diesem Jahr von seiner besten sportlichen Seite. Beim traditionsreichen 8.500-Meter-Hauptlauf um den PSD Bank Cup stellten die Athleten der DJK Triathlon Andernach eindrucksvoll ihre Klasse unter Beweis:

Weiterlesen

Andernach. Aus Kondolenz- und Spendengeldern anlässlich des Todes ihrer Mutter Frau Rita Kese übergab ihre Tochter Jutta Winkelhaus, auch im Namen des Bruders Klaus Kese einen Spendenscheck in Höhe von jeweils 700 Euro an das Förderverein Seniorenzentrum e.V. Andernach sowie an die Stiftung Kirchliche Sozialstation Andernach.

Weiterlesen

Weitere Artikel

Allgemeine Berichte

Der TuWi Adenau feiert Jubiläum

Adenau. Ein Jahrhundert Vereinsgeschichte – das feiert der Turn- und Wintersportverein Adenau (TuWi) am Samstag, 27. September 2025 mit einem großen Jubiläumsprogramm.

Weiterlesen

Rhein-Sieg-Kreis. Das neue Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises ist da: „Feste, Märkte, Events – Lebendige Kultur im Rhein-Sieg-Kreis“ heißt die Ausgabe 2026. „Nach den Themen „Ehrenamt“ und „Demokratie“ in den beiden vergangenen Jahren nimmt die aktuelle Jahrbuchausgabe also nun die Dinge in den Fokus, die den Menschen im Kreisgebiet Leichtigkeit und Fröhlichkeit und durchaus auch einmal Ablenkung vom Alltag bieten“, betonte Landrat Sebastian Schuster bei der Vorstellung des neuen Werks.

Weiterlesen

Allgemeine Berichte

Konzert in Burgbrohl

Burgbrohl. Die Musikschule im Kreis Ahrweiler lädt für Donnerstag, den 9. Oktober 2025, um 18.00 Uhr

Weiterlesen

Dauerauftrag 2025
Imageanzeige
Sinziger Weinherbst
Sinziger Weinherbst
Sinziger Weinherbst
Weinfest in Dernau
Anzeige zu Erhard Bußmann
Michelsmarkt Andernach
Seniorengerechtes Leben
Anzeige Shop Eröffnung Bonita / Oktoberfest
PR Anzeige
Michelsmarkt
Neueröffnung Wolken
Herbstmarkt Mertloch
Herbstmarkt Mertloch
Herbstangebot Husqvarna Automower 315 Mark II
Ganze Seite Ahrweiler