Allgemeine Berichte | 10.01.2016

Peter K. Gabrian starb im Alter von 93 Jahren

Der Maler der Mitternachtssonne ist tot

Der Künstler in seinem Atelier im August 2012.HG

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Nach einem langen Malerleben ist Peter K. Gabrian 93-jährig an Heiligabend in Bad Bodendorf gestorben. Weite, Einsamkeit und Farblodern hat er eingefangen - den großen Atem der Natur eingesogen und seinen Teil als Malerei wieder in die Welt gegeben. Der Großartigkeit und Melancholie Lapplands im Winter war Gabrian ebenso erlegen wie der schillernden Farbenpracht der nördlichsten Landschaft Finnlands im Herbst. Erregt vom einzigartigen Naturschauspiel und getrieben von der künstlerischen Herausforderung griff er immer wieder zum Pinsel oder zur Rohrfeder.

Ölgemälde expressiver Prägung und Zeichnungen von den wilden Landstrichen Finnlands waren seine bekanntesten Arbeiten. Gelegentlich hielt Gabrian auch Landschaften aus hiesiger Region fest. 2003 entstanden beispielsweise Aquarelle vom Feld-, Wiesen- und Waldland rund um die Olbrück. Auch als Porträtmaler betätigte er sich. Indes reichten die Konterfeis von Freunden und Wegbegleitern, von den SPD-Politikern Kurt Beck und Andrea Nahles sowie viele Selbstbildnisse selten heran an die mit Verve und Kompositionsgespür auf die Leinwand gebrachten Landschaftseindrücke beziehungsweise die „Einschreibungen“ mit der Rohrfeder.

Von den fünfziger bis in die siebziger Jahre hatte er sein Atelier in Holzlar-Heideberge. Von 1990 bis 2000 lebte er in seinem „Atelier im Steinhaus“ in Bachem. „Bachem find ich gut“ stand damals auf der Rückseite seiner Visitenkarte. Nach nur einem Jahr in Radolfzell am Bodensee kam der Künstler, der Natur und Menschen des Ahrkreises vermisst hatte, dorthin zurück. Von 2001 bis 2005 wurde er in Spessart (Verbandsgemeinde Brohltal) und danach in Ahrweiler ansässig. Zuletzt war er in Pflege in Bad Bodendorf.

Über 80 Einzelausstellungen in Deutschland, Finnland, Polen und rund 120 Beteiligungen bestritt der produktive, ideenreiche, kommunikations- und manchmal streitlustige Künstler, der unter anderem Mitglied im BBK und in der Are-Gilde war. Auch in der hiesigen Region stellte er häufig aus. Das Rathaus Altenahr zeigte seine Bilder unter dem Titel „Geheimnisvolle Farben im Licht der Mitternachtssonne“. Im Lesesaal der Kurverwaltung Bad Neuenahr waren 1993 von ihm „Finnische Landschaften“ zu sehen.

Das Ahrweiler Druckhaus Warlich und die Stadtbibliothek in Bad Neuenahr stellten Gabrians Arbeiten 1996 aus. Im Jahr darauf gab es zu seinem 75. Geburtstag eine Retrospektive im Museum der Kreisstadt. Sinzigs „Galerie im Zehnthof“ richtete ihm 1994 die Ausstellung „Mondnachtsstille“ aus, das Sinziger Heimatmuseum präsentierte ihn 2007.

Vorsichtig und ungestüm

Mit kritischem Geist verfolgte Gabrian, der Vater von vier Kindern war, die Zeitgeschichte, Politik und Kunstgeschehen. Da er mit seiner Meinung nicht hinterm Berg hielt, eckte er verschiedentlich auch an. Prof. Dr. Frank Günter Zehnder, Direktor des Rheinischen Landesmuseums Bonn, würdigte den Künstler anlässlich der Retrospektive-Vernissage 1997 im Ahrweiler Museum als „Waldläufer und homo politicus“. Er habe die Auseinandersetzung nie gescheut. Vorsichtig und zugleich ungestüm mische er sich immer wieder ein, etwa im Kunstbetrieb zwischen Köln und Koblenz. Seine Leidenschaft habe ihn auch zum pädagogischen Kämpfer gemacht, wies Zehnder auf Gabrians Wirken als Leiter der Malschule Sankt Augustin (von 1979 bis 1992) hin.

Ursprünglich wollte der 1922 in Offenbach Geborene Bildhauer werden, was der Krieg vereitelte. Doch lernte er als schwer verwundeter Soldat 1942 in Lappland seine Seelenlandschaft kennen. Vor der Währungsreform machten Gabrian und der Schwiegervater Schuhcreme aus Wachs, Farbpulver und Terpentin, um sie gegen Lebensmittel zu tauschen. Er und sein Bruder malten auch Bildchen, welche ihre Frauen zu einem Frankfurter Verwandten brachten, der dafür bei den Amerikanern Kaffee und Zigaretten erhielt. In dieser Zeit des Durchschlagens entschied Gabrian: „Koste es, was es wolle, ich werde Künstler.“

Lebenslange Suche

Nach dem Krieg besuchte er die Bonner Werbefachschule, ernährte im Werbefach seine Familie und leitete, ebenfalls aus wirtschaftlichen Erwägungen, zwölf Jahre lang die städtische Malschule Sankt Augustin. Zugleich verfolgte er den inzwischen eingeschlagenen Weg als Maler weiter und arbeitete hart an seinem Stil. Nach 1992 war er nur noch freischaffend tätig und stand bis ins hohe Alter in seinem Ahrweiler Atelier an der Staffelei.

In den sechziger Jahren erfüllte er sich den Traum, Finnland und Lappland wiederzusehen. Er baute mit anderen ein Feriendorf auf, initiierte und organisierte in den achtziger Jahren im finnischen Kuopio zahlreiche deutsch-finnische Künstlerbegegnungen und leitete die gleichfalls dem Austausch und interkulturellen Treffen dienenden Lappland-Workshops 1990, 1991, 1992 und 1993 in Posio. Für diesen Beitrag zur Völkerverständigung verlieh ihm 1993 der finnische Staatspräsident Mauno Koivisto das „Ritterkreuz des Ordens der Finnischen Weißen Rose“.

Der innere Antrieb des Künstlers galt „der lebenslangen Suche“ nach der Form. „Nie zufrieden“ war er mit dem von ihm Geschaffenen. Und diesen Ehrgeiz wusste Gabrian für seine Kunst fruchtbar zu machen.

Peter K. Gabrian mit Museumsleiterin Agnes Menacher 2007 bei der Vernissage zur Ausstellung „Maler der Mitternachtssonne“ im Heimatmuseum Sinzig.

Peter K. Gabrian mit Museumsleiterin Agnes Menacher 2007 bei der Vernissage zur Ausstellung „Maler der Mitternachtssonne“ im Heimatmuseum Sinzig.

Der Künstler in seinem Atelier im August 2012.Fotos: HG

Artikel melden

? Vielen Dank! Ihre Meldung wurde erfolgreich versendet.
? Es gab einen Fehler beim Versenden. Bitte versuchen Sie es später erneut.
Neueste Artikel-Kommentare

12.12.: Nordlichter über Burgbrohl?

  • Klaus Elmar Müller: Am 15. Dezember war von ca. 22 Uhr bis morgens 5 Uhr ein orangenfarbener Schein im Oberdorf von Burgbrohl zu sehen. Nicht vom zunehmendem Mond, weil immer an derselben Stelle. Gleichzeitig war der Horizont im Westen fast taghell.
  • H. Schüller: Zitat DB: "Der neue Akkuzug im Pfalznetz ist ein Leuchtturmprojekt für die Region. Ab Frühjahr 2026 sollen insgesamt 44 Akku-Oberleitungs-Hybridfahrzeuge der Firma Stadler schrittweise zum Einsatz kommen.
  • H. Schüller: Korrektur: Das zukünftig von Akkuzügen befahren Bahnnetz in der Pfalz ist 240 km lang; dazu reicht der Aktionsradius der dort eingesetzten Akkuzüge mit 80 km Reichweite aus.
  • H. Schüller: In der Pfalz fahren ab 2026 Akkuzüge mit 200 km Reichweite. Unverständlich, warum diese zukunftsweisende Lösung nicht auch im Ahrtal gewählt wurde. Falls die aktuelle Akkukreichweite dennoch nicht ausgereicht...
  • Peter Schmidt: Ihnen ist aber bewusst, dass die Philosophie von (Kreis-)Sparkassen auch in der Förderung von regionalen Projekten liegt? Hier ist überhaupt nichts zu kritisieren. Zudem bezweifle ich, dass die Zinsen...
  • Georg Ceres: Dagegen wäre nichts zu sagen, wenn sich diese Arena selbst finanzieren würde. Aber leider wird sicherlich die Sparkasse auch Geld ihrer Kunden reinstecken, und stattdessen keine anständigen Zinsen zahlen.
Dauerauftrag
Image
Weihnachtsgrüße aus Andernach
Weihnachtsgrüße aus Andernach
Weihnachtsgrüße aus der Pellenz
Weihnachtsgrüße aus der Pellenz
Weihnachtsgrüße aus der VG Weißenthurm
Weihnachtsgrüße aus der VG Weißenthurm
Weihnachtsgrüße aus Mayen
Weihnachtsanzeige 2025
Empfohlene Artikel

Region. Während die Temperaturen sinken, steigt das Leid der Millionen Straßenkatzen in Deutschland. Tierfreunde können helfen, indem sie in der kalten Jahreszeit für das Wohl der Katzen sorgen. Darauf weist der Deutsche Tierschutzbund hin.

Weiterlesen

Weitere Artikel

Zahlreiche Trümmerteile blockierten die Fahrbahn

25.12.: A 3: Massen-Unfall am Stauende

Königswinter. Am ersten Weihnachtsfeiertag ereigneten sich auf der A3 im Bereich des Siebengebirges drei Verkehrsunfälle in kurzer Folge. Die Freiwillige Feuerwehr Königswinter unterstützte den Rettungsdienst bei den Einsatzmaßnahmen.

Weiterlesen

Für Bahnreisende war diese Aktion sicher sehr ärgerlich

23.12.: Betrunke Autofahrerin löst Bahn-Sperrung aus

Nideggen/Düren. Zwei Polizeibeamte stellten am Dienstagabend (23.12.2025 gegen 16:55 Uhr) bei der Überquerung des Bahnübergangs der Rurtalbahn zwischen Nideggen-Brück und Hürtgenwald-Zerkall mit einem Streifenwagen einen Kleinwagen auf den Bahngleisen in Fahrtrichtung Zerkall fest. Das Fahrzeug befand sich mehrere Meter abseits der unbeleuchteten Fahrbahn. Die 46-jährige Fahrzeugführerin aus dem Kreis Heinsberg befand sich zu diesem Zeitpunkt beim Aussteigen aus dem Fahrzeug.

Weiterlesen

Der Krippenbauer oder die ungewöhnliche Karriere des Messdieners Peter Bell

Brohltal: Vom Himmel hoch da kam der Blitz

Kempenich. 1963 war ein Jahr der großen Ereignisse: US-Präsident John F. Kennedy besuchte die junge Bundesrepublik, Ludwig Erhard folgte auf Konrad Adenauer als Bundeskanzler und in Lengede konnten nach einem schweren Grubenunglück elf Bergleute nach tagelanger Rettungsaktion lebend aus der Tiefe geborgen werden.

Weiterlesen

Anzeige Holz Loth
Rund ums Haus Daueranzeige
Imageanzeige
Mitgliederwerbung
Stellenanzeige
Helfende Hände gesucht
Werbeaktion 3+1
Weihnachtsgrußanzeige 2025
Stellenaktion 3+1
Weihnachtsgrüße aus Andernach
Weihnachtsgrüße aus Andernach
Weihnachtsgrüße aus Andernach
Weihnachtsgrüße aus der VG Weißenthurm
Weihnachtsgrüße aus der VG Weißenthurm
Innovatives aus der VG Weißenthurm
Weihnachtsgrüße aus der Pellenz
Weihnachtsanzeige
Weihnachtsgrüße Rathaus Apotheke / Stern Apotheke
LKW-Fahrer, Facharbeiter Abbruch & Erdbau, Baggerführer, Maschinist
Zukunft trifft Tradition