Allgemeine Berichte | 31.10.2018

H. J. Stuck – seit 60 Jahren am Nürburgring

Die Legende zum Anfassen: Strietzel Stuck

Klaus Ridder trifft H. J. Stuck, der ihn in seinem Anliegen der würdigen Erinnerung an Helmut Kuhl unterstützt

Die Stucks bei einer Pressekonferen:(V.l.) Johannes, Ferdinand und H .J. Stuck. Fotos: K. Ridder

Nürburg. Ich recherchierte über den Ex-Rennfahrer Helmut Kuhl und hatte ein paar Fragen an die Motorsportlegende Hans-Joachim Stuck (genannt Strietzel), der mit Helmut Kuhl 1967 seine ersten Nürburgringrunden gedreht hatte. Seine spontane Reaktion: „Wir können uns ja mal am Nürburgring treffen.“. Das Treffen kam kurzfristig zustande und fand im Foyer des Dorint-Hotels statt. Es dauerte nur eine Stunde und war von gegenseitigen Sympathien geprägt. Wir haben in dieser kurzen Zeit über viele Themen gesprochen, angefangen von der derzeitigen Formel 1 bis hin zum Diesel-Skandal. Auch Stuck ist der Meinung, dass der Dieselmotor derzeit das beste Antriebsmittel ist. Aber, der Reihe nach.

Nürburgring – da machte ich Ferien

Vater Hans Stuck, Europameister (das war praktisch früher wie heute die Formel 1-Weltmeisterschaft) und als „Bergkönig“ gefeiert, war schon 1947 beim ersten Rennen am Nürburgring dabei – und immer wieder am Nürburgring zuhause. Da bot es sich an, ein Dauerquartier zu suchen und das fand man in Balkhausen, dem kleinen Ort hinter dem historischen Fahrerlager. Man wohnte zunächst bei Familie Dr. Heinz Rosterg, einem Hobbyrennfahrer und Großaktionär beim Konzern Wintershall. Später und bis heute hatte/hat man ein eigenes Zuhause, ebenfalls in Balkhausen.

H. J. Stuck wurde 1951 geboren und war von Kind an am Nürburgring dabei. Er verbrachte sogar in der Schulzeit dort seine Ferien und war mit dem Sohn von Dr. Heinz Rosterg, Fred Rosterg (später ebenfalls Rennfahrer und Gewinner des 24h-Rennens), befreundet. Man unternahm gemeinsam „Testfahrten“ und „Erkundungsfahrten“ mit einem BMW-Chassis auf der Basis eines 600er BMW und fuhr auch gemeinsam Ski.

Übrigens, den Zusatz „Strietzel“ bekam er von seiner Patentante, die bei seiner Taufe eine Ähnlichkeit mit einem Hefezopf erkannte.

Erste Ringrunde mit 16

Mit 16 Jahren durfte H. J. Stuck mit dem Rennfahrer und Renninstrukteur Helmut Kuhl ein paar Runden auf der Nordschleife drehen. Vater Hans Stuck leitete damals, das war 1967, einen Sportfahrerlehrgang und Sohn Hans-Joachim durfte dabei sein.

Danach begann eine einzigartige Karriere und mit 19 Jahren gewann er als „Naturbursche“ erstmals das legendäre 24h-Rennen. Den Rennklassiker auf der Nordschleife fuhr Stuck insgesamt 20 mal und gewann nochmals 1998 und 2004. Danach fuhr er den Rennklassiker auch mit seinen Söhnen Ferdinand und Johannes, 2011 wurde das Stuck-Team auf einem Lamborghini im Gesamtklassement Vierzehnte. Stuck zog sich danach vom Motorsport zurück.

Hinzu kommen Einsätze beim 1.000 km-Rennen, 1971 fotografierte ich H. J. Stuck im Bereich Karrussell auf einem BMW. Wenn ich mich noch richtig erinnere, fuhr er den BMW damals zu Schrott. Strietzel Stuck stellte einfach nur fest: „Der ist hin“, und das war’s für ihn.

Multitalent und Naturbursche

Ich habe drei Generationen Stuck erlebt, Vater Hans Stuck 1958 beim Schauinsland Bergrennen in Freiburg, H. J. Stuck in vielen Rennen auf dem Nürburgring und anderen Rennstrecken der Welt und mittlerweile auch die Söhne Ferdinand und Johannes bei VLN- und beim 24h-Rennen. Aber, zurück zu H. J. Stuck und Nürburgring. Da sind diverse Sportwagenrennen, an die ich mich erinnere. In bester Erinnerung habe ich Einsätze bei Truck-Rennen. H. J. Stuck fuhr für das Allgäuer Rennteam – und war vorne mit dabei. Gesponsert wurden seine Einsätze vom TÜV Rheinland mit Bereichsleiter für Mobilität Prof. Dr. Jürgen Brauckmann. Brauckmann ist Motorsportfan und sponsert sowohl Teams als auch Fahrer. So kam H. J. Stuck in den Genuss von TÜV-Geldern, auch seine Söhne Ferdinand und Johannes wurden vom TÜV Rheinland finanziell gefördert. Eigentlich ungewohnt, mit einem Truck mit einer auf 170 km/h gedrosselten Geschwindigkeit zu fahren. Aber kein Problem, H. J. Stuck war vorne mit dabei. Übrigens, während des Truck-Grand-Prix fand auch ein Symposium statt, wo es um Lkw-Verkehre ging. Die Teilnehmer konnten nach dem Symposium im Fahrerlager den Allgäuer Rennstall besuchen und sich mit H. J. Stuck fotografieren lassen – und das machte dem Strietzel Spaß.

Noch ein Highlight: Wer mal eine schnelle Runde mit einem GT3-Rennwagen auf der Nordschleife erleben möchte, das macht H. J. Stuck auch, im Phönix AUDI R8 LMS.

Heute ist H. J. Stuck 67 Jahre jung und fährt keine Rennen mehr. Er stellt seine Erfahrungen dem Deutschen Motor Sport Bund (DMSB) zur Verfügung und ist sogar dessen Präsident; auf seiner Visitenkarte steht auch noch „Repräsentant für Volkswagen“.

VLN – die beste Rennserie der Welt

Wir kommen auf das Thema VLN-Langstreckenmeisterschaft zu sprechen. Spontan von H. J. Stuck: „Das ist die beste Rennserie der Welt. Das ist Motorsport zum Anfassen.“.

Da sind 150 Rennwagen am Start, seriennahe Rennwagen, die von Amateuren gefahren werden bis hin zu Profis mit Formel 1- und DTM-Erfahrung. Ich werfe ein, dass die GT3-Rennwagen zu schnell werden und wohl mit 300 km/h über die Döttinger Höhe fahren. „Wir arbeiten daran“, so H. J. Stuck. „Wichtig ist, dass die Zuschauer geschützt werden. Denen darf nichts passieren. Die Rennfahrer kennen ja das Risiko.“.

Stuck selbst hat schon viele VLN-Rennen bestritten und gewonnen, teils auch mit seinen Söhnen zusammen.

Wir sprechen über den tödlichen Unfall 2016 am Flugplatz. „So etwas darf nicht wieder passieren. Aber beim VLN-Lauf Anfang September 2018, da waren bei einem ähnlichen Unfall die Reifenstapel so gestapelt, dass der Rennwagen nicht nach oben aufstieg“. Beim Unfall vom 1. September kam es insgesamt wohl zu zehn Überschläge. Der USA-Fahrer John Schoffner hatte leichte Verletzungen, der Porsche wurde nahezu vollständig zerstört. Noch mal gut gegangen!

Lauda-Unfall – Stuck war dabei

An den Unfall 1976 mit Niki Lauda erinnert sich Strietzel Stuck noch genau. Er kam wenige Augenblicke nach dem Abfliegen des Ferrari an der Unfallstelle an, mit seinem orangefarbenen Jägermeister March mit der Startnummer 34 (der Wagen fuhr übrigens beim letzten Oldtimer Grand Prix wieder mit). Stuck erzählt: „Wir haben dann den Niki erst einmal hingelegt. Er hat mit uns noch normal gesprochen. Der Krankenwagen wollte in Fahrtrichtung bis Start und Ziel fahren, um dann Niki zum Adenauer Krankenhaus zu bringen. Ich habe dann dafür gesorgt, dass er entgegen der Fahrtrichtung über die Ausfahrt Breidscheid ins Krankenhaus gebracht wurde. Das waren 30 Minuten weniger. Von Niki habe ich später als Dankeschön eine Rolex bekommen.“.

Ja und dann noch die Story vom Dreh im Zusammenhang mit dem Lauda-Film „Rush“. „Da hatte der Niki beim Metzger ein Schweinsohr gekauft und es im Wald an der ehemaligen Unfallstelle versteckt. Die Gaudi war groß, als das vermeintliche ‚Lauda Ohr‘ von 1976 entdeckt wurde“

Ja, für Späße war Strietzel Stuck immer zu haben. Da gibt es legendäre Ereignisse, die in der heutigen Formel 1-Zeit undenkbar wären. Da wurde auch schon mal an einem abendlichen Lagerfeuer am Ring „Striptease“ getanzt oder H. J. Stuck fuhr mit der Dampfwalze nachts durch Nürburg.

Formel 1 heute

Wir sprechen über die Rückkehr der Formel 1 zum Nürburgring. „Die Formel 1 muss sich ändern und man verhandelt mit dem heutigen Eigentümer, das sieht gut aus. Formel 1-Rennen vor leeren Tribünen, das macht wenig Sinn.“.

Wir kommen auf die heutigen Formel 1-Rennfahrer zu sprechen: „Bis auf Hamilton und Verstappen sind die alle zu leise.“. Ich werfe dazu ein, dass in der DTM praktisch alle Fahrer für einen Sieg in Frage kommen, in der Formel 1 sind das derzeit nur sechs Fahrer. Von Hülkenberg, der beste vom Rest, spricht kaum jemand. Ich werde in meiner Auffassung von H. J. Stuck bestätigt.

H. J. Stuck fuhr von 1974 bis 1979 in der Formel 1, führte auch den Großen Preis der USA in Watkins Glen an – bis er aus technischen Gründen ausfiel. Erfolgreicher war Stuck in der Formel 2, hier feierte er viele Siege und führte den Titel „König von Hockenheim“.

Resümee eines Pläuschchens

Eigentlich wollte ich ja nur, dass H. J. Stuck sich für seinen früheren Instrukteur Helmut Kuhl einsetzt, damit dessen Name wieder auf die Erinnerungstafel kommt. Schon wenige Stunden nach unserem Treffen bekomme ich einen Anruf, dass er (H. J. Stuck) beim Nürburgring-Geschäftsführer Mirco Markfort das Thema angesprochen hätte. Ja, das ist Strietzel Stuck, ein Rennfahrer zum Anfassen, der spontan reagiert, wenn geholfen werden kann.

Klaus Ridder

Hans-Joachim Stuckin seiner aktiven Zeit.

Hans-Joachim Stuck in seiner aktiven Zeit.

Hans Stuck war Europameisterund Instrukteur bei Sportfahrerlehrgängen.

Hans Stuck war Europameister und Instrukteur bei Sportfahrerlehrgängen.

Beim Unfall von Niki Lauda 1976war Stuck einer der ersten Helfer. Foto: Holst

Beim Unfall von Niki Lauda 1976 war Stuck einer der ersten Helfer. Foto: Holst

H. J. Stuck im Gespräch mit Motorjournalist Klaus Ridder.Foto: Geschi Ridder

H. J. Stuck im Gespräch mit Motorjournalist Klaus Ridder. Foto: Geschi Ridder

Die Stucks bei einer Pressekonferen: (V.l.) Johannes, Ferdinand und H .J. Stuck. Fotos: K. Ridder

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