EIN-Spruch: Der 11. September

Ein weiteres Mal fällt das Erscheinen dieser Kolumne mit einem historischen Tag zusammen. Dabei war der 11. September 2001 kein Tag wie jeder andere – und ist es bis heute nicht. Fast ein Vierteljahrhundert später bleibt das Bild der einstürzenden Türme in New York fest eingebrannt ins kollektive Gedächtnis. Für viele markiert dieser Tag einen Strukturbruch: plötzlich war Sicherheit nicht mehr selbstverständlich, Nähe nicht mehr harmlos, Reisen nicht mehr unbeschwert.
Unser Leben verläuft nicht linear, sondern wird durch einschneidende Ereignisse strukturiert. Manche Momente – wie eben der 11. September – tragen ein solches Gewicht, dass sie biografische und gesellschaftliche Zeitachsen verschieben. Sie wirken wie ein Riss in der Normalität und strukturieren rückwirkend das Davor und Danach neu.
Der 11. September ist ein solches Ereignis. Selbst wer damals noch ein Kind war oder gar nicht gelebt hat, kennt die Bilder und spürt die Nachwirkungen. Seitdem ist unser Sicherheitsgefühl nicht einfach nur ein bisschen brüchiger – es wurde neu definiert. Flughäfen, Grenzen, Überwachung, Bedrohungslagen: all das hat sich verdichtet.
Es ist widersprüchlich: Je stärker der Ruf nach Sicherheit wird, desto tiefer sitzt ein Gefühl von Unsicherheit. Der 11. September hat uns nicht nur gezeigt, wie verwundbar Sicherheit ist – er hat auch deutlich gemacht, wie sehr einzelne Ereignisse unser Denken und Fühlen umkrempeln können. Sicherheit scheint mir seitdem weniger ein Zustand, als eine Sehnsucht zu sein.
Über „EIN-Spruch“
„EIN-Spruch“ ist eine Kolumne der Pfarrei Bad Neuenahr-Ahrweiler. Sebastian Walter ist Theologe und ist tätig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Pfarrei.