Premiere im Schlosstheater Neuwied - ohne Michael Schanze aber mit Rainer Alwin Güthe
Ein Millionär auf Abwegen
Nostalgische Komödie auf der Landesbühne nach einem Buch von Erich Kästner

Neuwied. Im November gab es im Schlosstheater Neuwied zwei Premieren, und die letzte war etwas ganz Besonderes für Liebhaber der Romane von Erich Kästner. Seine uralte Geschichte „Drei Männer im Schnee“ stand auf dem Programm, ein Roman, entstanden in der Zeit des Wirtschaftswunders, der Millionäre und der armen Schlucker, die natürlich im Verlauf der Handlung von null auf hundert kommen und ganz nebenbei auch noch das Glück fürs Leben finden.
Doch vor dieses Happy-End hat der Verfasser eine Menge lustiger Stolperfallen und komischer Situationen gelegt. Zur Geschichte: Der Millionär Tobler gewinnt unter falschem Namen im Preisausschreiben seiner eigenen Firma einen Winterurlaub im Hotel Bruckbeuren. Um das Leben der einfachen Menschen zu studieren, reist er inkognito als armer Mann, während sein Diener Johann den Millionär spielen muss. Diesen schönen Plan durchkreuzt allerdings seine Tochter, die besorgt das Personal im Grandhotel über die Ankunft eines verkleideten Millionärs und dessen Vorlieben informiert. Daraufhin wird irrtümlicherweise der arbeitslose Werbefachmann Dr. Hagedorn wie ein Millionär behandelt und entsprechend verwöhnt.
Der Hauptdarsteller Rainer Alwin Güther machte seine Sache gut, auch wenn er für den erkrankten Star und allseits erwarteten Michael Schanze eingesprungen ist. In der Inszenierung von Jan Bodinus zeigte er eine ganze Bandbreite von komischem Talent und brachte das Publikum zum Lachen und manchmal auch zum Schreien, wenn das Theaterbier sich auf die erste Reihe zu ergießen drohte. Auch die Damen Casparius und von Mallebré werden herrlich schrullig dargestellt von Dana Cebulla und Olga Yakovleva, ganz die reichen und gelangweilten Fabrikantengattinnen.
Überhaupt ist das Stück, das ja aus Erich Kästners Feder bereits in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts geschrieben wurde, nicht nur lustig. Es hält einer Gesellschaft auch den Spiegel vor, die es so heute nicht mehr wirklich gibt, oder doch?
Jedenfalls ist der Abend eine gelungenes Erlebnis für alle Kästner-Liebhaber. Wer das Buch kennt, wird viele Zitate daraus wiederfinden, sie begegnen einem wie alte Freunde und im Geiste blättert man mit. Dass nicht alle Details aus dem Buch auf die Bühne passen, liegt in der Natur der Sache und ist dem Stück keineswegs abträglich. Eine gelungene Dekoration, Wortwitz und szenische Perfektion verhelfen dem Publikum zu einem nostalgischen und höchst unterhaltsamen Theaterabend. Perfekt für die Vorweihnachtszeit!
Weitere Spieltermine: 17. bis 21. Dezember, 26. bis 30. Dezember, jeweils um 20 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf an der Theaterkasse und unter www.schlosstheater-neuwied.de -he-



Hier ist Liebe im Spiel zwischen Fritz (Olaf Böhnert) und Hilde (Eva Wiedemann). Foto: Friedhelm Schulz, Friedrichson-P