Exkursion des Sinziger Denkmalvereins, der Basilika, Kloster und Keramik-Ausstellung besuchte, fand starken Anklang

Ein besonderer Ort: Maria Laach

19.02.2020 - 08:18

Sinzig/Glees. Beim See, den man schon von der Straße aus sieht, weil jetzt die Bäume kein Laub tragen, taucht die Abtei auf, an einem Tag, der trüb beginnt, aber später auch Sonnenschein bringen wird. Trotzdem, es ist kalt, als Mitglieder und Gäste des Sinziger Denkmalfördervereins ihre Exkursion angehen. Das hat die Gäste keineswegs abgeschreckt. Knapp 40 Teilnehmer finden sich ein, versammeln sich vor dem Klosterforum um Walter Müller aus Niederzissen, versierter Kenner der Region. Womöglich passt die Witterung zum Vorhaben. Während im Sommer Besucherströme den Ort aufsuchen, ziehen nun, Mitte Februar, die Menschen überschaubar und gemächlich zur Buchhandlung und in der Klostergärtnerei oder daran vorbei zur Basilika.

Von Süden nähern sich die Denkmalfreunde der 800-jährigen dreischiffigen Kirche mit Vulkanparkführer Müller, der dem Verein schon zum dritten Mal kundig die Schätze der Heimat aufschließt. Auf dem Weg dahin passiert man den barocken Gartenpavillon mit seiner reich gestalteten Schaufront. Im 19. Jahrhundert betrieb darin der Besitzer des von Kolbschen Hauses in Wassenach die gut gehende Gastwirtschaft „Zum Laacher Hecht“. An der Südseite der sechstürmigen Klosterkirche erläutert Müller angesichts der Ostapsis mit Querhaus „den klar erkennbaren Übergang vom Roten zum hellen Tuff“. Noch während der ersten Bauphase entstand unter Pfalzgräfin Adelheid von Weimar-Orlamünde aus rotem Laacher Tuff das Querhaus bis in zehn Meter Höhe. Unter Abt Gilbert (1127 bis 1152) wurde mit beige-grauem Weiberner Tuff bis einschließlich des Giebels weitergebaut. Außerdem fand dunkle Basaltlava Verwendung. Viele Bau- und Umbauphasen erlebte die imposante Kirche. 1930 hat man Gothisierungen und Barockisierungen rückgängig gemacht und das zweistöckige Paradies um eine Etage heruntergezogen.


Feingliedrige Fabelwesen


Im Westen angelangt, bewundert die Gruppe am Paradies (Vorhalle) die feingliedrigen Figuren und Fabelwesen der Kapitelle. Eindrucksvolle Ansichten, dazu Einblicke hinter die Mauern des Benediktinerklosters, etwa in die Aula des Klosters, in die Krypta der Nikolauskirche mit Mönchsfriedhof und die Johanniskapelle sowie reiche Informationen wird Walter Müller vermitteln. Vor der Kirche taucht er in die Historie ab, denn im Gotteshaus selbst, wo man auch am Mittagsgebet der Mönche teilnimmt, soll nichts die Andacht stören. Stifter Pfalzgraf Heinrich II. zu Laach, der mit seiner Gemahlin Adelheid 1093 die Abtei am See gründete und gleich mit dem Kirchenbau begann, hat in diesem hervorragenden Zeugnis deutscher romanischer Baukunst die letzte Ruhe gefunden. Sein Hochgrab im Westchor mit prachtvoller Gründerfigur aus Holz war ursprünglich von dem Steinbaldachin bekrönt, der heute den Altar überwölbt. Die Fenster dahinter stifteten Bundeskanzler Konrad Adenauer, Bundespräsident Theodor Heuß und Peter Altmeier, Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz. Auch Ildefons Herwegen (von 1913 bis 1946 Abt von Maria Laach) ist in der Kirche begraben. Aus dem 15. Jahrhundert stammen die Pfeilerfresken der Heiligen Benedikt (Ordensstifter), Nikolaus (Mitpatron der Kirche samt kniendem Abt Simon) und Christophorus. Die Hallenkrypta mit dem Mosaikbildnis über dem Grab von Gilbert, erster Abt des Klosters, ist der älteste Teil des Gebäudes. Die Krypta ist außerdem in die Geschichte der Liturgischen Erneuerung eingegangen: Dort wurde 1913 erstmals in Deutschland unter stärkerer Einbeziehung der Gläubigen die Gemeinschaftsmesse gefeiert. Durch die Klausur gelangen die Besucher in die holzvertäfelte und im Jugendstil Beuroner Prägung ausgemalte Sakristei. In der Aula begegnen sie den Skulpturen wichtiger Laacher Persönlichkeiten. Bruder Titulus Haas hat sie aus Lindenholz geschaffen.

Nach Aufhebung des Klosters durch die Säkularisation 1802 verfügten die Franzosen über die Kircheneinrichtung. 1815 ging die Abtei an Preußen, wurde dann Privateigentum, 1863 erwarben sie die Jesuiten und errichteten dort ihre Hochschule mit Bibliothek, bis 1892 wieder Benediktinermönche ins Kloster einzogen und die Basilika komplett neu ausstatteten. Die 1872 aus dem Deutschen Reich ausgewiesenen Jesuiten nahmen Ihre Bücher mit. Den Bibliotheksbau von 1865 nutzten die Benediktiner weiter und füllten den Bestand auf.


Fabelhafte Bibliothek


Nicht sattsehen können sich die Denkmalfreunde an dem kunsthistorischen Kleinod mit der großartigen gusseisernen Treppen- und Brüstungskonstruktion. Laut der Landesdenkmalpflege gehört die Jesuitenbibliothek „zu den kulturgeschichtlich und denkmalpflegerisch bemerkenswertesten und besterhaltenen Bibliotheksbauten des 19. Jahrhunderts in der Nachfolge der großen barocken Klosterbibliotheken.“ Von außen sieht man auch den 2013 zum neuen Bibliotheksmagazin umgebauten sanierten ehemaligen Kuhstall des Klosters.

Mit einem ganz anderen Akzent ging für die Gruppe ein spannender Ausflug zu Ende: Bruder Stephan Oppermann führte engagiert und kenntnisreich in der ehemaligen Klosterschreinerei durch die Sonderausstellung „Asche oder Feuer“, die Entwicklungsabschnitte des Bauhauses anhand von Originalen und Repliken dokumentiert.

Im Schwerpunkt standen Keramiken aus der Hand von Nachfolgern und Nachfahren der beiden Bauhaus-Keramiker Theodor Bogler und Otto Lindig. Bruder Stephan, selbst in der Keramikmanufaktur Maria Laach tätig, stellte zudem Exponate von dort vor, darunter auch eigene Arbeiten. HG

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Fassungslosigkeit und Entsetzen bei Angehörigen und Beobachtern

Ex-Landrat wird nicht angeklagt: Einstellung des Verfahrens schlägt hohe Wellen

Kreis Ahrweiler. Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat am 17. April 2024 das Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Landrat des Landkreises Ahrweiler und den Leiter der Technischen Einsatzleitung (TEL) während der Flutkatastrophe an der Ahr 2021 eingestellt. Die umfangreichen Ermittlungen ergaben keinen ausreichenden Tatverdacht, der eine strafrechtliche Verurteilung ermöglichen würde. Dem Leitenden... mehr...

Polizei bittet Verkehrsteilnehmer keine Anhalter mitzunehmen

Andernach: Fahndung nach flüchtigen Personen und dunklem BMW

Andernach. Seit Mittwochabend, 17. April, gegen 22.37 Uhr finden im Bereich Andernach umfangreiche polizeiliche Fahndungsmaßnahmen nach flüchtigen Personen statt. Gefahndet wird nach einem dunklen 5er BMW mit Mönchengladbacher Kennzeichen (MG). Bei Hinweisen auf das Fahrzeug wird gebeten, sich umgehend mit der Polizei Koblenz unter 0261/92156-0 in Verbindung zu setzen. Nach derzeitiger Einschätzung besteht keine Gefahr für die Bevölkerung. mehr...

Regional+
 

Unfallfahrer konnte sich nicht an Unfall erinnern

Neuwied: Sekundenschlaf führt zu 20.000 Euro-Schaden

Neuwied. Am Montag, 15. April ereignete sich gegen 16.35 Uhr ein Verkehrsunfall auf der Alteck. Ein PKW wurde im Seitengraben vorgefunden, während ein weiteres Fahrzeug auf der falschen Fahrbahnseite zum Stehen kam. mehr...

Die Veranstalter rechnen voraussichtlich mit 500 Teilnehmern

Demo in Ahrweiler: Wilhelmstraße wird gesperrt

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Am Sonntag, den 21. April 2024, findet in Bad Neuenahr-Ahrweiler eine Versammlung unter dem Titel „Sei ein Mensch. Demokratie. Wählen“ statt. Die Veranstalter erwarten etwa 500 Teilnehmer. Aufgrund des geplanten Demonstrationszuges wird die Wilhelmstraße zeitweise gesperrt sein. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare

„Von der Wiege bis zur Bahre“

S. Bull:
Die Nordart ist eine absolut empfehlenswerte und grandiose internationale Ausstellung von hohem Niveau! Wer in der Region Urlaub macht oder aus sonstigen Gründen in den Norden reist, sollte sich für einen Besuch der Nordart unbedingt Zeit nehmen! Oder auch nur deswegen dorthin fahren - es lohnt sic...

Er träumte von einer Künstlerkolonie in Mendig

ämge:
Peter Mittler war ein großer Träumer mit großen Träumen. Er war ein Getriebener, ein Schaffer ein Erschaffer. Ich sehe ihn immer noch vor mir, in seiner Werkstatt, egal ob an heißen Sommertagen oder im tiefsten Winter bei minus Graden, fortwährend an irgendwelchen Objekten modelierend oder mit dem Schweißgerät...
Jürgen Schwarzmann :
Für alle Betroffenen im Ahrtal ist die Entscheidung der Staatsanwaltschaft schwer nachzuvollziehen. Ich hätte mir schon gewünscht, dass das Verfahren eröffnet worden wäre um so in einem rechtsstaatlichen Verfahren und einer ausführlichen Beweisaufnahme die Schuld bzw. Unschuld festzustellen. Die Entscheidung...
K. Schmidt:
Wenn ich das richtig sehe, gab es, bevor der Landkreis/Landrat die Einsatzleitung übernahm bzw. übernehmen musste, doch auch in den einzelnen Kommunen schon Leiter. Die staatsanwaltschaftlichen Arbeiten beziehen sich wohl nur auf Landrat bzw. dessen Kreisfeuerwehrleiter. Heißt das, darunter haben Herr...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service