Renovierung der Kapelle in der Bahnhofstraße abgeschlossen
Ein historischer Blickfang am Ortseingang
Familie Flöck legt Wert auf den Erhalt des kleinen Bauwerks, welches über 140 Jahre alt ist
Mülheim-Kärlich. Kapellchen am Ortseingang bzw. Ortsausgang waren früher keine Seltenheit, im Gegenteil. In vielen Orten waren sie üblich. Glücklicherweise sind auch in Mülheim-Kärlich einige dieser kleinen Bauwerke erhalten geblieben. Während zum Beispiel das ehemalige „Burgheiligenhäuschen“ im Bereich Burgstraße/Rheinstraße in der Nachkriegszeit, als der Straßenverkehr zunahm, abgerissen wurde, existieren in Mülheim-Kärlich beispielsweise noch die Kapelle in der Heeresstraße am Ortsausgang in Richtung Kettig oder auch die Kapelle in der Bahnhofstraße im Stadtteil Mülheim. Dieses im Volksmund genannte „Dreifaltigkeitshäuschen“ hat eine ganz besondere Geschichte.
Es wurde um 1875 von einer Familie Kalter aus Mülheim anlässlich der unversehrten Heimkehr ihrer Söhne aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 gestiftet. Errichtet wurde das Gebäude von einem Baumeister Baulig. Am gusseisernen Gitter findet man auch heute noch die Jahreszahl 1880 sowie die Initialen „AB“. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging das Dreifaltigkeitshäuschen in das Eigentum der Familie Wilbert (Kurfürstenstraße) über. Landwirt und Obstanbauer Theo Wilbert, der vielen Mülheim-Kärlicher Mitbürgern sicherlich auch noch durch sein kommunalpolitisches Wirken in guter Erinnerung ist, kam im Jahr 1949 wohlbehalten aus russischer Gefangenschaft in seine Heimatgemeinde zurück. Aus Dankbarkeit erwarb er das Kapellchen und übernahm mit seiner Familie die Pflege. Anfang der 2000er Jahre war der Bestand des Gebäudes gefährdet. Im Zusammenhang mit der Erschließung des angrenzenden Neubaugebietes „In der Steinrausch“ wurde durch das damals tätige Planungsbüro sogar hinterfragt, ob man das Gebäude zur besseren verkehrsmäßigen Erschließung ebenfalls abtragen und gegebenenfalls an anderer Stelle aufbauen könne. Doch nicht nur die heutige Eigentümerfamilie Marita und Rudolf Flöck, sondern auch Heimathistoriker Horst Hohn setzte sich für den Erhalt am historischen Standort ein. Der Verkehrskreisel zur Erschließung des Neubaugebietes wurde schließlich nördlich des Gebäudes, in Höhe des heutigen Lebensmittelmarktes realisiert. Nach einer umfassenden Sanierung durch die Eigentümer erstrahlte das kleine Gebäude sodann im alten Glanz.
Doch der Zahn der Zeit nagte weiterhin an der Kapelle. Vor allem das Oberflächenwasser verursachte in diesen letzten Jahren teils erhebliche Schäden. Vor der Erschließung des Neubaugebietes konnte das Wasser über einen angrenzenden und tieferliegen Wirtschaftsweg ablaufen. Dieser wurde durch die Erschließungsarbeiten aufgegeben und beseitigt. Vor allem bei Starkregen stand somit in den letzten Jahren gleich mehrere Mal das Wasser in und an der Kapelle. Dies hatte für das Mauerwerk entsprechende Folgen. Die Eheleute Rudolf und Marita Flöck ließen das Gebäude daher in den letzten Monaten nochmals sanieren. Es fanden nicht nur Putz- und Malerarbeiten statt: Auch das Umfeld der Kapelle wurde aufgewertet. Weithin sichtbar ist ein uralter Birnenbaum, unter dem sich ein Basaltkreuz befindet, welches ebenfalls eine interessante Geschichte hat. Als Ergänzung hierzu errichtete Rudolf Flöck vor der Kapelle eine Basaltbank, die Fußgänger zum Verweilen einlädt. Auch das Mobiliar im Innern der kleinen Kapelle, welches einen neuen Anstrich erhielt, lädt zu einem Gebet ein. Unterstützung bei den Arbeiten erhielten die Eheleute durch ihren Sohn Tobias Flöck, dem der Erhalt der historischen Kapelle ebenfalls sehr am Herzen liegt, sowie Thomas Schneider. Der Vorsitzende des Obst- und Gartenbau-Vereins Mülheim pflanzte am zurückliegenden Wochenende zum Abschluss der Arbeiten einen weiteren Baum vor Ort: Eine immergrüne Glanzmispel. Alle Aktiven hoffen, dass die Kapelle zukünftig von Überschwemmungen durch das Oberflächenwasser oder durch weitere Beschädigungen verschont bleibt.
-KH-
Dieses Kreuz aus Stein lädt zum Innehalten ein.
Das Dreifaltigkeitshäuschen.
Technische Unterstützung bei schweren Arbeiten.
