Objekt des Monats Dezember: Modell des „Alten Krahnens“
Ein technikgeschichtliches Denkmal der Spitzenklasse
Andernach. Der Andernacher Rheinkran wurde in den Jahren 1554 - 57 als Ersatz für einen hölzernen Schwimmkran (erstmalig belegt 1405/06) errichtet. Für den Bau des steinernen „Hauskrans“ hatte die Stadt im Jahre 1554 eine Genehmigung des Kölner Erzbischofs und Kurfürsten Adolf von Schaumburg erhalten. Werkmeister war der Kölner Clas Meußgin; für die eigentlichen Bauarbeiten war der Andernacher Steinmetz- und Maurermeister Hans Emel verantwortlich. 1561 wurde der Kran in Betrieb genommen.
Der Rheinkran diente über 350 Jahre hinweg zum Be- und Entladen von Schiffen. Vorrangig wurden mit seiner Hilfe Mühlsteine, Wein sowie Tuff- und Trass und andere Handelsgüter verladen. Für die Benutzung des Krans musste eine Gebühr bzw. Steuer („Krangeld“) an die Stadt entrichtet werden. Über diese Einnahmen wurde akribisch Buch geführt; die sogenannten „Kranbücher“ (Kranrechnungen) sind vom 15. bis ins 19. Jahrhundert erhalten.
Im 19. Jahrhundert war der Kran an die Familie F.X. Michels (Hauptgeschäft: Mühlsteine aus den eigenen Brüchen in Niedermendig) verpachtet worden, die 1893/97 in Sichtweite eine repräsentative Villa errichten ließ. Ab 1879 war der Kran über die sogenannte Rheinwerftbahn unmittelbar an die Eisenbahnverbindung Andernach-Niedermendig-Mayen angeschlossen. Vor allem Mühl- und Pflastersteine sowie später auch Schotter aus der Vordereifel konnten auf diese Weise effizient transportiert und in Andernach direkt auf Schiffe verladen werden.
Der „Alte Krahnen“ blieb bis 1910 in Betrieb. In diesem Jahr eröffnete der neue Stromhafen oberhalb des Bollwerks, der - ein technischer Quantensprung - bereits über elektrische Hebekräne verfügte.
Kräne gab es an Rhein und Mosel im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit einst zahlreich. Der „Alte Krahnen“ von Andernach gehört jedoch zu den ganz wenigen noch erhaltenen Exemplaren, deren hölzerne Mechanik noch weitgehend original (und theoretisch noch heute funktionsfähig!) erhalten geblieben ist: Mittels zweier hölzerner Laufräder konnte die Kette des Auslegers hochgezogen bzw. abgesenkt werden; eine mächtige Holztraverse diente (ebenfalls unter Einsatz von Muskelkraft) zum Drehen des gesamten Auslegers („Schnabel“). Städtische Angestellte, darunter der Kranmeister, Kranknechte und Kranläufer, waren für den reibungslosen Betrieb zuständig.
Der „Alte Krahnen“ besticht auch durch seine aufwendige Bauplastik: Maßwerkfriese, Bildnismedaillons, aufwendige Wasserspeier und vor allem ein künstlerisch herausragendes Relief mit der Darstellung des Erzengels Michael als Stadtpatron auf der Rheinseite, geschaffen 1556 im Stil der Renaissance, zeigen, dass der Kran nicht nur Zweckbau, sondern auch Repräsentant städtischen Selbstbewusstseins und Reichtums war. Unser Modell aus dem 20. Jahrhundert (ab sofort in der Dauerausstellung des Stadtmuseums zu sehen) zeigt detailliert Aufbau und Technik des „Alten Krahnens“, einem technikgeschichtlichen Denkmal der Spitzenklasse - „Made in Andernach“!
Pressemitteilung
Stadtmuseum Andernach
