
Am 07.06.2023
Allgemeine BerichteEn Ahrweiler Jong und sein Uboot
Ahrweiler. Als am 14. Mai das ausgemusterte Uboot U17 der Marine auf dem Rhein bei Remagen auf dem Weg nach Speyer vorbeifuhr, stand unter den tausenden Menschen auch ein Ahrweiler Jong, der sehr bewegt und sehr emotional dieses einzigartige Ereignis auf dem Rhein mitverfolgte. Der Ahrweiler-Ovvehöde Bernd Briel war 1989 erster Kapitän, bei der Marine sagt man Kommandant, auf dem Unterseeboot U 17, das jetzt auf seiner letzten Fahrt ins Technikmuseum war.
„Ich habe das Boot damals nach seinem Umbau von der veralteten Ubootklasse 206 zur hochmodernen Ubootklasse 206 ALPHA als erster Kapitän übernommen und für die Marine und die Industrie zwei Jahre mit dem 17er die Industrieerprobung und die Funktionsnachweise der neuen Technik/Ubootklasse gefahren. Anschließend war der Weg frei für den Umbau von weiteren 11 Ubooten zur 206 Alpha-Klasse. U17 ist mein Baby, ich habe den 17er in seinem zweiten Leben im August 1991 wieder offiziell in Dienst gestellt und der Marine übergeben. Vom ‚alten‘ 17er ist im Grunde nur noch die Hülle und die Antriebstechnik übrig“.
Gebaut wurde das Boot in 1973, aber bereits Mitte der 80er Jahre erkannte man, dass die Technik der 60er/70er Jahre veraltet war und man modernere Uboote benötigte. Eine komplett neue Klasse sollte entstehen und eine Art Übergangsklasse sein für die heutigen, hoch modernen Uboote der Klasse 212, die Ende der 90er Jahre dann gebaut wurden und die heute mit Brennstoffzelle und digitaler Computertechnik zu den besten, konventionellen Ubooten der Welt gehören. So entstand Ende der 80er Jahre die Klasse 206 Alpha, eine komplett neue Klasse, die einen technologischen Quantensprung in der Uboottechnologie darstellte und ausgerechnet der Ahrweiler Jong wurde der allererste Kapitän – Bernd Briel wurde der KaLeu von U 17.
Bernd Briel stand am 14. Mai mit seiner ganzen Familie (Schwiegerkinder und Enkel) am Rhein, denn auch seine Ehefrau (gebürtig aus Kirchdaun) und seine beiden Kinder (Zwillinge, Tochter/Sohn 37 Jahre) verbindet viel mit U 17 und alle haben die Ubootzeit des Vater in Kiel, wo Tochter und Sohn geboren sind, sehr aktiv miterlebt.
Fregattenkapitän a.D. Briel ist nun seit 3 Jahren im Ruhestand. Nach dem Abitur am ARE-Gymnasium ging er 1978 zur Bundeswehr und zur Marine und studierte ab 1979 in Hamburg an der Bundeswehr-UNI Pädagogik. Ab 1983 ging er dann in die Ubootausbildung und verblieb in der Ubootflottille bis 1995.
„Für mich ist das alles sehr emotional. Nun liegen im Technikmuseum Speyer/Sinsheim meine beiden Ubootzeitklammern. Seit 1993 liegt in Speyer das Uboot U 9 der Klasse 205, auf dem ich 1983 meine Ubootschülerzeit und meinen praktischen ‚Ubootführerschein‘ gemacht habe und mit U 17 nun der Höhepunkt meiner Ubootzeit, Ubootkapitän.
Irgendwie hat mich aber das Ubootfahren immer begleitet. Mein Mathe-Lehrer auf der Realschule Ahrweiler, Gregor Meures, – heute Boeselager Realschule - war im Zweiten Weltkrieg LI (Leitender Ingenieur – heute STO, Schiffs- Technischer Offizier) auf Ubooten. Ich habe ihn 1990 nach Kiel eingeladen und er ist bei einer Tagesfahrt auf U 17 mal mitgefahren und auch mit getaucht. Der schönste Tga seines Lebens, wie er anschließend hoch erfreut berichtete. Die Besatzung U 17 war begeistert und der STO, verantwortlich für das Tauchmanöver, ließ Meures das Tauchmanöver fahren. Wir alle waren sprachlos, er hatte nichts verlernt und beherrschte die physikalischen Gesetzesmäßigkeiten beim schwierigen Tauchmanöver noch immer voll und ganz. Aber auch in der Familie meiner Ehefrau gab es Ubootfahrer. So war ihr Großvater aus Kirchdaun, Johann Linden, den ich leider nicht mehr kennengelernt habe, Ubootfahrer im 1. Weltkrieg.“
FKpt a.D. Briel war nach seiner Kommandantenzeit auf U 17 und Ausbildungsleiter im Ubootsimulator Klasse 206 Alpha noch ein 2. Mal Kapitän auf einem Alpha-Boot, U 24. Nach der aktiven Ubootzeit ging es dann 1995 mit der ges. Familie wieder zurück in die Heimat und zum damaligen ANBw und späteren ZNBw (Amt / Zentrum für Nachrichtenwesen der Bw) in Bad Neuenahr / Gelsdorf, von wo aus er viele Auslandseinsätze in Bosnien-Herzegowina, Albanien, Kosovo, Afghanistan und in vielen Afrikastaaten absolvierte und als Dezernatsleiter für Spezielle Operationen mit und bei KSK (Kommando Spezialkräfte) immer vorne mit dabei und in 10 Jahren fast 4 Jahre im Auslandseinsatz war. „Meine Familie kannte das ja als Marinefamilie mit den langen Abwesenheitszeiten“.
2010 wechselte er dann nach Mayen zum Zentrum für Operative Kommunikation der Bw (ZOpKomBw), von wo aus er dann im Oktober 2020 in den Ruhestand verabschiedet wurde. Die Familie Briel wohnt heute oben auf dem Berg in Lantershofen. „Nach 12 Jahren Kiel brauchten wir Wind um die Nase und daher sind wir oberhalb von Ahrweiler nach Lantershofen gezogen.“ Seine beiden Kinder gingen dann auch aufs ARE und …nach dem Abitur zur Marine. Wie der Vater erst mal auf die Gorch Fock – „wir könnten die Gorch Fock mit der Familie schon fast alleine fahren“, schmunzelt Bernd Briel. Sohn Daniel ist seit 2 Jahren auch nicht mehr aktiv und schied als Zeitsoldat und als Kapitänleutnant aus der Marine aus. Tochter Carina studierte im Auftrag der Bw in Bonn Medizin und ist heute noch als Bundeswehrärztin tätig und somit letzte Marineuniformträgerin der Familie Briel.
Nach schönen und weniger schönen Ubooterlebnissen gefragt, wird Briel etwas ruhig. Ja, es gab ein unschönes Erlebnis. Ich war damals 1. Offizier auf U2 und wir sind durch einen starken Wassereinbruch wie ein Stein gesunken und hatten eigentlich keine Überlebenschance, aber eine Unterwasserströmung hat uns auf eine Klippe geschoben – wie in der Gibraltarszene im Film „Das Boot“ – der liebe Gott hat uns eine Schaufel Sand unter den Kiel geschmissen und nun muss das Wasser raus!
An eine wirklich sehr schöne Szene erinnere ich mich noch genau. Ich war damals bis nach dem Abitur sehr aktiv im Karneval tätig und ein echter Karnevalsjeck – bin schließlich am 18.02.1958 an Karnevalsdienstag geboren. So fuhr ich als 2. Offizier (II WO / Wachoffizier) auf U 25 an Rosenmontag zur See. Vorweg. Man muss wissen, dass es bei den Ubooten einen alles übertrumpfenden Sicherheitsbefehl gibt – Alaaaaaarm. Wenn jemand diesen schrillen Ruf tätigt, gibt es kein Überlegen mehr. Die schlafende Freiwache wird aus der Koje geworfen und rennt auf ihre Gefechtsstationen und das Boot wird sofort tauchklar gemacht, der sicherste Seeverschlusszustand.
Ich stand also entspannt im Turm und fuhr als wachhabender Offizier das Boot über Wasser an Rosenmontag. Plötzlich überkam es mich und ich brüllte ein lautes Alaaaaaaf. Binnen Sekunden war das Boot tauchklar. Hinter mir im Turm fiel krachend das Turmluk zu und wurde von innen verriegelt, die Dieselmotoren wurden abgestellt und nach weiteren wenigen Sekunden meldeten die einzelnen Abschnitte an den Kommandanten dann die Herstellung des Tauchverschlusszustandes in ihrem Abschnitt. Der Kommandant stand in Unterhosen am Sehrohr und scannte mit pochendem Herzen den Seeraum – alles ruhig, kein Schiff in Sicht, nichts was auch nur annähernd als Gefahrensituation hätte identifiziert werden können.
Dann nahm er mit seinem rheinländischen II WO über die Bordsprechanlage Kontakt auf, der oben im Turm alleine mit seinem Ausguckposten stand und bei Gefahr hätte über Bord springen müssen, denn das Boot wäre unter ihnen weggetaucht. „He, II WO, was in Gottes Namen ist denn los?“
„Mmmmmmh, ja, also, eigentlich nichts – nur dass heute Rosenmontag ist und ich eigentlich nicht Alaaaarm, sondern Alaaaaaf gerufen habe…….. Das war das teuerste Alaaaaf meines Lebens (Freibier für die ges. Besatzung nach Einlaufen in Kiel).
Heute ist Bernd Briel stolzer Opa (der schönste Dienstgrad überhaupt) und natürlich wieder voll ins Vereinsleben in Ahrweiler integriert – klassischer Vereinsmeier - und zudem sehr aktiv bei der Tafel Ahrweiler tätig. „Ich habe in meinem Leben immer sehr viel Glück gehabt, nicht nur als Ubootfahrer, sondern auch ganz besonders in meinen vielen Auslandseinsätzen, aber das größte Glück hatte und habe ich ganz besonders mit meiner Familie. Nur wenn man eine funktionierende und starke Familie hat, kann man so ein ‚verrücktes‘ Dienstleben führen. Dafür bin ich dem lieben Gott sehr dankbar und mit meiner Tätigkeit bei der Tafel möchte ich etwas zurückgeben.

Bernd Briel vor U17.