
Am 04.11.2024
Allgemeine BerichteElfriede Liebich veröffentlichte mit 84 Jahren ihren ersten Roman
Entführung, Mord und Spannung aus Bad Hönningen
Bad Hönningen. „Klara ist 38, arbeitet in einer ärztlichen Gemeinschaftspraxis und lebt mit ihrer Tochter im von der Großmutter geerbten Haus. Und es passieren sehr seltsame Dinge in dem Haus. Eines Tages, als Klara von der Arbeit kommt, findet sie auch noch ihre Tochter mit einem älteren, fast entkleideten Mann vor. Trotz Umgangsverbot durch die Mutter folgt die Tochter dem Mann, in den sie sich verliebt hat. Doch der meint es nicht gut mit ihr. Auch, als der zum Auffinden der Tochter eingesetzte Privatdetektiv stirbt, ebenso, wie der Entführer, ist das kein Moment zum Aufatmen, das Schlimmste kommt noch“. Mehr möchte Elfriede Liebich nicht sagen.
Vom Geschichten erfinden zum Schreiben
Denn all das hat seinen Ursprung in einem unscheinbaren Bungalow mitten in Bad Hönningen. Dort lebt Elfriede Liebich. Die in Linz am Rhein geborene 84-jährige hat Anfang September ihren ersten Kriminalroman veröffentlicht. Auf 331 Seiten wird der Leser in „Jetzt oder nie“, so der Titel, 30 Tage durch einen spannenden Fall mit vielen Wendungen geführt – denn die Kapitel beginnen am 18.10. und enden am 27.11, jeden Tag eines. Und der Schluss wäre „der Wahnsinn“, wie es ein Rezensent auf einer Online-Handelsplattform formuliert.
Wie kommt man darauf, mit 84 sein erstes Buch zu schreiben? „Ich schreibe eigentlich schon immer“, sagt Liebich zu Blick aktuell. Und angefangen hat es wohl ein wenig wie bei Astrid Lindgren, die die Geschichten von Pippi Langstrumpf erfand und ihrer Tochter Karin am Krankenbett erzählte, bis sie das Manuskript ihrer Tochter schenkte.
Auch Elfriede Liebich hat sich Geschichten ausgedacht und ihren Kindern erzählt, die hat sie mit der Schreibmaschine aufgeschrieben und irgendwann haben allerdings die Kinder ihr die Geschichten in ein Buch gebunden und geschenkt. Ein privates Buch gewissermaßen. Etliche kamen hinzu, auch die gebunden und fürs private Bücherregal. Kindergeschichten, Geschichten vom Hund, Reisetagebücher. „Ich habe auch ein Pflegetagebuch geschrieben. Mein Mann war sehr krank und ich habe ihn bis zu seinem Tode gepflegt“, das Schreiben habe ihr geholfen, die immer stärker den Alltag bestimmende Krankheit ihres Mannes zu verarbeiten. Und das ist nicht der einzige Schicksalsschlag, den die rüstige im Juni 1940 geborene Frau zu verkraften hatte. Auch ihre Tochter hat sie durch eine schwere Krankheit verloren. Heute fängt sie die Familie auf, die sie auch unterstützt und bestärkt hat, nun das Buch zu veröffentlichen.
Alter ist Ansporn, kein Hinderungsgrund
„Ich habe schon immer gern und viel gelesen und mir irgendwann gesagt, dass kannst Du doch auch“, so Liebich. Mit Unterstützung einer freien Lektorin hat sie dann ihr Buch bei einem On-Demand-Verlag veröffentlicht. Für 13,99 € ist „Jetzt oder nie“ (ISBN 9783759751775) auf den gängigen Onlineplattformen oder im Buchhandel zu erwerben, für 8,99 € auch als E-Book. Rund 50 Exemplare ihres Erstlingswerkes, das im Umfeld Bonn spielt, sind schon verkauft worden - und das ohne Werbung. Denn „eine Lesung ist nichts für mich, da bin ich zu aufgeregt“, sagt sie im Gespräch mit Blick aktuell.
Vor der Veröffentlichung sei sie schon etwas ängstlich gewesen, ob das alles klappt und das Buch ankommt, nun jedoch sei sie auch ein wenig Stolz. Rund ein Jahr habe sie an dem Buch geschrieben. Warum erst mit 84? „Es war ja nur ein Hobby, ich habe nicht daran gedacht, Mal ein Buch zu veröffentlichen“, sagt Liebich. „Außerdem war bei mir alles etwas später, ich habe zum Beispiel erst mit 30 Schwimmen gelernt und erst mit 45 den Führerschein gemacht. Alter scheint für Elfriede Liebich offenbar weniger Hinderungsgrund, als vielmehr Ansporn zu sein. Sie schreibt am PC, früher natürlich an der Schreibmaschine. Aber sie habe eben PC-Kurse belegt und erhält in Problemfällen IT-Unterstützung ihres Sohnes, der nicht weit weg wohnt.
Die Geschichten würden ihr einfach so einfallen, und dann setze sie sich in ihr Lieblingszimmer mit dem PC und schreibt. Auch um den Hund des Sohnes und die Enkel kümmere sie sich und noch immer träfe sie sich regelmäßig mit einer langjährigen Freundin aus Erpel in Unkel zum Kaffee trinken, „aber das schreiben am PC ist mein Liebstes“, schmunzelt Liebich, davon könne sie sich nur schwer lösen. Dabei hat sie mit Schreiben gar nichts zu tun gehabt. Sie hatte viel Arbeit als Hausfrau und Mutter und später sie bis zur Rente in der Pflege gearbeitet. „Geschichten zu erfinden und zu schreiben war auch immer ein Ausgleich, heute hält es mich geistig fit und macht sehr viel Spaß“, so Liebich.
Das zweite Buch ist schon in Arbeit
Und deshalb arbeitet sie bereits an ihrem zweiten Buch. Das soll im Sommer 2025 erscheinen, der Titel ist noch offen. Es werden wieder dieselben Kommissare ermitteln, aber in einem ganz anderen Fall. Und wieder wird es keinen geben, der oder die sich in den Figuren und Protagonisten von Elfriede Liebichs Storys glaubt, wiederzufinden. „Alle Charaktere sind völlig frei und ohne Vorbild erfunden, wie die Geschichten“, sagt Liebich.
Man darf auch auf das zweite Werk der gespannt sein; zunächst jedoch hofft Elfriede Liebich auf weitere Leser von „Jetzt oder nie“ – vielleicht ein gutes Weihnachtsgeschenk, verfasst von der „späten“ Neu-Buchautorin aus Bad Hönningen. -AWi-

Mit dem ersten, von ihren Kinder gebundenen Buch ihrer erdachten Geschichten hinter ihren Privatbänden, die folgten. Vorn ihr erstes öffentliches Werk, ein Krimi.

Am PC schreibt Elfriede Liebich ihre Geschichten. „Das ist mein Lieblingszimmer, aber ich bin auch viel draußen unterwegs“.