Weisser Ring präsentiert sich bei den Burgfestspielen
Entscheidend ist immer der Wille des Opfers
Mayen. „Die Idee, den Weissen Ring zu einer Vorstellung von „Terror“ einzuladen, hatte meine Stellvertreterin Petra Schumacher“, gibt der Intendant der Burgfestspiele, Daniel Ris, freimütig zu. Irgendwie naheliegend, denn in dem Stück von Ferdinand von Schirach geht schließlich darum, wer die Schuld daran trägt, dass beim Abschuss einer Lufthansamaschine 164 Menschen ums Leben kommen.
Da in der fiktiven Gerichtsverhandlung auch die Perspektive dieser Opfer eine Rolle spielt, sollte der Opferschutzorganisation ebenfalls eine Bühne bereitet werden.
Die Arbeit des Weissen Rings
Eberhard Brennholt, Leiter der Außenstelle Mayen-Koblenz des Weissen Rings, nahm die Einladung gerne an und präsentierte am vergangenen Dienstag auf der Bühne der Genovevaburg den Verein und seine Arbeit. Zunächst legte er ein paar beeindruckende Zahlen vor: 50.000 Mitglieder hat die 1976 gegründete, gemeinnützige Organisation zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern. Über 3.000 davon in Rheinland-Pfalz, wo in 27 Außenstellen 286 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer tätig sind.
Anschließend berichtete er über die konkrete Arbeit und die Hauptaufgaben. Zum einen ist da natürlich die Hilfe für die Betroffenen. Meldet sich das Opfer einer Straftat am zentralen, rund um die Uhr besetzten Opfer-Telefon (116 006), wird die örtliche Außenstelle informiert. Nun beginnt innerhalb von 24 Stunden die individuelle Betreuung, zunächst telefonisch, dann persönlich. Meist geht es, so berichtet eine Mitarbeiterin aus der praktischen Erfahrung, ums Zuhören. „Die Opfer sind durch die an ihnen verübte Straftat in eine Ausnahmesituation geraten, die sie häufig völlig aus ihrer gewohnten Lebensbahn wirft. Da wollen sie erst einmal erzählen, was ihnen zugestoßen ist.“
Dann wird gemeinsam beraten, was die nächsten Schritte sind, die von den Mitarbeitern begleitet werden. In der Regel der Gang zum Anwalt, oft eine psychotraumatische Erstberatung, eventuell rechtsmedizinische Untersuchungen, Termine bei Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht.
Oberste Richtschnur für alles Handeln: Der Wille des Opfers hat höchste Priorität. Es wird nichts gemacht, was die Betroffenen nicht möchten. Ziel ist es, auf dem Weg zurück in ein „normales“ Leben zu helfen, oft ist das ein langer Prozess.
Neben der menschlichen Zuwendung, dies soll nicht unerwähnt bleiben, hat der Weisse Ring auch die Möglichkeit, finanziell zu helfen. Die Gelder dazu stammen aus den Mitgliedsbeiträgen, Spenden, Nachlässen, Erbschaften und Geldbußen.
Straftaten im Vorfeld durch Aufklärung verhüten
Zweite wichtige Aufgabe ist die Prävention getreu dem Motto „Die beste Opferhilfe ist, dazu beizutragen, dass es möglichst wenig Opfer gibt.“ Straftaten im Vorfeld durch Aufklärung zu verhüten hat sich der Verein deshalb ebenfalls auf die Fahnen geschrieben. Dies wurde dem Publikum der Theatervorstellung spätestens am Ende beim Verlassen der Burg klar, als allen Besuchern ein Infobeutel überreicht wurde, in dem sich unter anderem eine Schutzhülle für Scheckkarten befand, die das Auslesen der dort gespeicherten Daten unmöglich macht und ein „Bloppy“, um das Ausspähen durch Kameras an Laptop, Tablet und Handy zu verhindern.
Drittens schließlich ist die Lobbyarbeit zu erwähnen. Ohne den Weissen Ring gäbe es zum Beispiel das Opferentschädigungsgesetz nicht, politisch und gesellschaftlich hat die Organisation den Opfern Stimme und Gewicht gegeben. Ziel der gelungenen, nachdenklich stimmenden Aktion auf der Hauptbühne war es, die Öffentlichkeitsarbeit zu verstärken und dadurch neue Mitglieder zu gewinnen. Ganz wichtig: Für das Zuhören und Beraten werden noch Personen gesucht, die helfen wollen. Sie erhalten dafür eine fundierte Ausbildung durch den Verein. Auch und gerade junge Menschen sollen sich angesprochen fühlen, insbesondere Frauen. Weitere Informationen finden Sie unter www.weisser-ring.de.
SCHÜ
