Heimatverein „Alt-Ahrweiler“ e.V. übergibt „Wappenbrunnen“ an die Stadt
„Familien, die in Ahrweiler zahlreiche Spuren hinterlassen haben“
Wappen sind aus Naturstein gestaltet und farbig gefasst

Ahrweiler. In der historischen Altstadt von Ahrweiler gibt es seit Kurzem eine weitere Sehenswürdigkeit mit geschichtsträchtigem Hintergrund. Den im Jahre 2007 errichteten, bislang eher schmucklosen Brunnen vor dem alten Adelshaus Blankartshof zieren jetzt nicht nur acht Wappen bedeutender Ahrweiler Familien, sondern auch die Embleme der alten Stadt Ahrweiler und des Reichsklosters Prüm. Letzteres ging als erster Landesherr Ahrweilers in die Geschichte der Rotweinmetropole ein. Im Rahmen einer kleinen Feierstunde übergab der Vorsitzende des Heimatvereins „Alt-Ahrweiler“, Dr. Wilbert Herschbach, den „Wappenbrunnen“ in die Obhut von Bürgermeister Guido Orthen. Im Ahrweiler-Ortsbeirat hatte man vor einiger Zeit schon über eine Verschönerung des Brunnens beraten, bevor schließlich der Heimatverein „Alt-Ahrweiler“ die Initiative übernahm. Die handwerkliche Umsetzung der Steinmetzarbeiten erfolgte durch den Fachbetrieb „Netzer-Mühle“ aus Burgbrohl unter der Leitung von Bildhauermeister Ralf Bell-Schäfgen. Die komplett aus Naturstein gearbeiteten und farbig gefassten Wappen gehen auf die ursprünglich ebenfalls bunten Schilde der Ritter zurück. Dabei legte der Heimatverein besonderen Wert darauf, dass auch die so genannten „Helmzierden“ abgebildet sind.
Langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit
Für Dr. Wilbert Herschbach ist dieses Geschenk auch ein Dankeschön an die Stadt für die langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit und ein sichtbares Zeichen des Mottos „Bürger verschönern die Stadt“, einschließlich der Förderung von Wohnqualität und Geschichtsbewusstsein.
„Die Realisierung des Wappenbrunnens ist ein weiterer Beweis dafür, wie vielseitig der Heimatverein „Alt-Ahrweiler“ ist“, freute sich Bürgermeister Guido Orthen.
Anspruch auf Vollständigkeit kann und will man mit der Darstellung indes nicht beanspruchen. So wurde beispielsweise das Symbol der bekannten Familie Bossard deshalb nicht berücksichtigt, weil es vom Erscheinungsbild her zu schlicht für die Schmuckumfassung war. „Jetzt kann in Ahrweiler trefflich darüber diskutiert werden, welche Wappen vielleicht noch dazu gehört hätten“, sagte „Alt-Ahrweiler“-Archivar Hans-Georg Klein augenzwinkernd. Eine Tafel, auf der die historischen Hintergründe der verschiedenen Darstellungen beschrieben werden, soll bald unweit des Brunnens aufgestellt werden. Für BLICK aktuell erläuterte Hans-Georg Klein schon jetzt die Wappen der Familien, die in Ahrweiler zahlreiche Spuren hinterlassen haben.
Schöffen, Stadtschreiber und ein niedergestochener Bürgermeister
„Die Familie „Herrestorff“ stammte ursprünglich aus Unkel, wo sie schon kurkölnische Räte und Schultheißen stellte. Im 17. und 18. Jahrhundert waren Mitglieder der weitverzweigten Familie in Ahrweiler als Schöffen, Bürgermeister und Stadtschreiber tätig. Konstantin von Gruben (Familie „von Gruben“) hielt als Syndikus der Ritterschaft Kurkölns Mitte des 18. Jahrhunderts seine schützende Hand über Ahrweiler und war zudem Besitzer des Altenwegshofes sowie zweimal Schützenkönig (1752, 1753). Aus Glaubensgründen verschlug es die Familie „Roesgen“ Anno 1550 aus dem Hessischen nach Ahrweiler. Aus ihr gingen später mehrere Bürgermeister und Stadtschreiber hervor. Nicht fehlen darf natürlich die Familie „Blankart“, die zunächst den „Gymnicher Hof“ und anschließend den weißen Turm besaß, bevor man sich in dem heute als Blankartshof bekannten Haus niederließ. Als Mitglieder im Ahrweiler Ritterrat waren die Blankarts bei Auseinandersetzungen nicht immer zimperlich. So ist überliefert, dass ein Familienmitglied im Streit sogar den Ahrweiler Bürgermeister niederstach. Im nahen Lantershofen traten die „Herren von Blankart“ übrigens sogar als Burgherren auf. Mit den Blankarts verwandt war die Familie „Kolb zu Ahrweiler“, die nicht nur als Inhaber des Ahrweiler Kolventurms urkundlich erwähnt ist, sondern als Besitzer der „Herrschaft Vettelhoven“ später auch im Bereich der heutigen Grafschaft großen Einfluss hatte. Als Schöffenfamilie verewigte sich die Familie „Gurtzgin“ in der Ahrweiler Chronik, deren Wappenspruch „Sola Miseri Caret Invidia“ frei übersetzt so viel bedeutet wie „Nur das Unglück kennt keine Neider.“

Steinmetze und Bildhauer der „Netzer Mühle“, die für die handwerkliche Umsetzung des Wappenschmucks verantwortlich waren, mit Vorstandsmitgliedern des Heimatvereins „Alt-Ahrweiler“.