Allgemeine Berichte | 23.02.2018

Redaktionsgespräch mit dem IHK-Regionalbeirat Ahrweiler

„Für das Wir in Wirtschaft“

Foto: CF

Sinzig. Im Regionalbeirat Ahrweiler der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz sitzen fünf ehrenamtlich tätige Unternehmer, deren Hauptaufgabe darin besteht, die Interessen der Wirtschaft im Kreis gegenüber Politik und Verwaltung zu vertreten, zu fördern und zu unterstützen. Durch eine enge Vernetzung sollen mehr Schlagkraft und eine höhere Effizienz erreicht werden. IHK-Vizepräsident und Beiratsvorsitzender Alexander Kohnen, Jörg Schäfer, persönlich haftender Gesellschafter der REWE Jörg Schäfer OHG, Immobilienmaklerin Heike Ziss und IHK-Regionalgeschäftsführer Dr. Bernd Greulich waren zum Redaktionsgespräch im Krupp-Medienzentrum in Sinzig und erläuterten Hermann Krupp die Aufgaben des IHK-Beirates und dessen Ziele für die Region im Kreis Ahrweiler.

Hermann Krupp fragt Alexander Kohnen nach den Aufgaben des IHK Regionalbeirates. Der IHK-Vizepräsident und Beiratsvorsitzender erklärt, dass es sich beim Kreis Ahrweiler um einen großen Bezirk der IHK Koblenz mit 9500 Mitgliedern handelt. Im Beirat, der sich als Dienstleister versteht, sitzen gewählte Vertreter, ein „Parlament“ der Wirtschaft. Ziel sei es die Wirtschaft zu stützen, zu fördern und weiterzuentwickeln. Hierbei sollen die Unternehmen durch regionales Marketing unterstützt und Fachkräfte für die Region gefunden werden. Darüber hinaus soll insbesondere der Breitbandausbau vorangetrieben werden, um Wettbewerbsnachteile der Wirtschaft abzubauen. IHK-Regionalgeschäftsführer Dr. Bernd Greulich ergänzt: „Der Beirat ist Ansprechpartner für alle Branchen, hier sitzen ehrenamtlich tätige Unternehmer, die Impulse geben, was in Angriff genommen werden soll.“ Weiterhin führt er aus, dass es sich um einen sehr aktiven Bezirk mit einem sehr engagierten Beirat handele.

Region nicht nur touristisch, sondern wirtschaftlich fördern

Hermann Krupp interessiert die Frage: „Wie kann man die Region im Kreis Ahrweiler stärken?“ Alexander Kohnen führt hierzu aus, dass Regionalmarketing: nicht nur umgesetzt, sondern bereits bestehende Konzepte gebündelt werden sollen. Ziel sei eine Internetplattform, um die Region nicht nur touristisch, sondern wirtschaftlich zu fördern. Die Grafschaft sei im Bereich der Neuansiedlung von Unternehmen ein gutes Beispiel.

Die Runde wendet sich nun dem Thema Stärkung der Infrastruktur zu. „Der Ausbau der Straßen ist nicht optimal“, merkt Hermann Krupp an. Alexander Kohnen betont, dass der IHK bei diesem Thema die Hände gebunden seien, da die Politik die Gelder verwalte. Aufgabe des Beirates sei es hier, auf die Politik einzuwirken und Gespräche zu führen. Jörg Schäfer stellt klar, dass die IHK auch Gutachten erstellt, was viele IHK-Mitglieder nicht wissen. Wenn Einzelunternehmen sich direkt an die Verwaltung wenden, hätten diese nur wenig Gewicht, viele zusammen seien aber sehr stark. Nur würden die Angebote zu selten in Anspruch genommen. Der Verlagschef fragt: „Reichen Gespräche? Ist es nicht wichtig, die Missstände zu sammeln?“ Dr. Bernd Greulich berichtet von einer durch die IHK durchgeführten Pendlerstudie. Es pendeln enorm viele Menschen aus dem Kreis Ahrweiler in die Großräume Bonn und Koblenz. „Gerade unsere Region würde zum Beispiel von einem Lückenschluss der A1 profitieren.“ Ziel des Regionalbeirates sei es Argumente zu liefern. Die Verwaltung wisse oft nichts von den Problemen der einzelnen Unternehmen. Alexander Kohnen ergänzt allerdings: „Die Kommune arbeitet oft gut, zum Beispiel bei der Landesgartenschau 2022, mit einem rasanten Umbau in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Der Verkehr läuft dann in Zukunft positiver.“

Breitbandinternet und Öffentlicher Personennahverkehr

Im Anschluss wird die digitale Infrastruktur zum Thema der Runde. Kohnen betont die Wichtigkeit einer schnellen Datenverbindung für die Unternehmen. In der Grafschaft sei der Ausbau gut, in anderen, insbesondere ländlichen Regionen, ist er nicht optimal. Breitbandinternet für alle sei ein langfristiges Ziel und dürfe auf keinen Fall ausgesessen werden.

Anderes Thema: Öffentlicher Personennahverkehr. Chefredakteur Hermann Krupp betont die Problematik des Themas: „Lehrlinge kommen nicht zu ihren Betrieben, gerade aus den Bereichen Brohltal und Adenau.“ IHK-Regionalgeschäftsführer Dr. Bernd Greulich führt an: „Das ist ein schwieriges Thema und im ländlichen Raum nur schwer umzusetzen. Ein flächendeckender Personennahverkehr im Kreis Ahrweiler ist nicht realisierbar.“ Es müssten andere Konzepte als leere Großbusse entwickelt werden, eine Antwort könnten Kleinbusse sein. Alexander Kohnen ist bereits froh, dass die Schüler durch den Öffentlichen Personennahverkehr in die Schulen gebracht werden können.

Fachkräftemangel entgegenwirken

Nach dem ÖPNV wird das Thema Fachkräftemangel durch die Runde heiß diskutiert. Hermann Krupp fragt: „Liegt es am Lohnniveau oder spielen andere Dinge eine Rolle, wie Infrastruktur, bezahlbarer Wohnraum oder Ähnliches?“ Jörg Schäfer führt hierzu aus, dass positiver über die Vorzüge der Region berichtet werden sollte. Bis Altenahr hoch gebe es nicht nur eine gute Anbindung, sondern auch gute Wohnpreise für Familien. Darüber hinaus hat der Kreis Ahrweiler eine gute Autobahnanbindung und als Attraktivitätsbonus zum Beispiel den Nürburgring. Alexander Kohnen lenkt das Gespräch auf die Vorzüge der Region für junge Familien, zum Beispiel ausreichend Kitaplätze. Hierzu ergänzte Heike Ziss, dass die Kitaplätze in Rheinland-Pfalz umsonst sind, was sehr attraktiv ist. Darüber hinaus sei die Rheinschiene sehr anziehend, was sich am Beispiel des Remagener Ortsteils Kripp mit seinem großen Neubaugebiet zeige.

Alexander Kohnen betont, dass sich der Arbeitsmarkt von einem Arbeitnehmer- zum Arbeitgebermarkt gewandelt habe. „Der Arbeitgeber von heute kann Arbeitnehmer nicht nur durch das Gehalt, sondern auch durch die Region locken.“ Hermann Krupp hakt nach: „Wie kann das Problem dauerhaft gelöst und Fachleute auf allen Ebenen gefunden oder weiterqualifiziert werden?“ Dr. Bernd Greulich führt aus: „Wir gehen auf die Unternehmen zu und diese müssen für ihr Angebot werben. Es gab eine Rekordbeteiligung der Unternehmen am Berufsinfomarkt und als neues Instrument wurde die Einstellungsmesse etabliert, um Fachkräfte zu finden.“ Es gelte „nicht nur jammern, auf den Markt zugehen.“ Für Kohnen sei die Region oft zu unbekannt, zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern oder in der Region Dresden. „Das Projekt Rhön ist zum Beispiel deutschlandweit aktiv, das müssen wir erreichen.“ Für Verlagschef Hermann Krupp ist dies eher eine Aufgabe für die Region Koblenz Mittelrhein, das Ahrtal sei hierfür zu klein. Alexander Kohnen erwidert: „Wir wollen mit kleinen Schritten viel erreichen.“ Die Landesgartenschau müsse jetzt schon beworben werden, um sie deutschlandweit zu promoten.“

Lehrermangel und zu kleine Klassenräume

Hermann Krupp hakt nach: „Es muss in der ganzen Region ein Bewusstsein erzeugt werden, die ganze Region hat von der Bundesgartenschau in Koblenz profitiert. Initiativen zur Stärkung der Region sind da, wie wird das gefüllt? Warten wir, dass die Metropolen zu uns kommen?“ Heike Ziss möchte die eigene Wirtschaftskraft bekannter machen und für Alexander Kohnen ist der Tagestourismus im Ahrtal entscheidend. Für Hermann Krupp müssen Unternehmen mehr Eigenmarketing betreiben, was leider zu wenig stattfindet: „dies könne in der Gemeinschaft besser funktionieren.“ Dr. Bernd Greulich führt aus: „viele Unternehmen klagen, bei uns bewirbt sich keiner. Eine Lösung wäre in einer Stellenanzeige nicht nur zu fordern, sondern auch zu bieten.“ So könnten Gesundheitsprogramme und eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein Wettbewerbsvorteil für die Unternehmen sein. „Es gibt genug Bewerber, aber nur sehr wenig Gute“, ergänzte Alexander Kohnen.

Im Anschluss fragt Hermann Krupp, wie Weiterbildung gestaltet werden könne? Kohnen antwortet, dass es viele Missstände in der Berufsschule, zum Beispiel Lehrermangel oder zu kleine Klassenräume gebe. „Die IHK kann anregen, allerdings seien hier die Kommunen gefragt.“ „Im Mittelfeld der Pisa-Studie zu liegen, kann nicht unser Anspruch sein“, ergänzte Hermann Krupp. „Der Anteil der schlechten Azubis ist sehr hoch geworden. Das Niveau der Berufsschulklassen ist zu unterschiedlich. Die guten Schüler langweilen sich und die Schlechten sind immer noch überfordert“, so Jörg Schäfer, es herrsche eine Zweiklassengesellschaft. Für Alexander Kohnen ist das duale Studium, welches Theorie und Praxis auf hohem Niveau bietet, ein guter Ansatz: „Es sollte mit dem dualen Studium geworben werden. Der Einzelhandel und die Systemgastromie machen es vor.“ Heike Ziss betont: „Die Problematik liegt auch daran, dass 80 Prozent der Schüler nach der Grundschule zum Gymnasium gehen und im Anschluss auch studieren wollen. Nur die in der Grundschule schlechteren Schüler gehen zu den restlichen Schulen und nur ganz wenige Gute kommen heraus.“ Chefredakteur Hermann Krupp merkt an, dass die Runde lange über den Fachkräftemangel gesprochen hat und das Thema heiß diskutiert wird.“

Vision für den Kreis Ahrweiler

Die letzte Frage gilt der Vision des IHK-Regionalbeirates für den Kreis Ahrweiler. „Wie sieht die Region in 20 Jahren aus?“ Alexander Kohnen wünscht sich eine blühende Region, selbstbewusst, touristisch wie gastronomisch und mit einer guten Wirtschaft. Er betonte die Wichtigkeit der Landesgartenschau 2022 für die Region. „Die erste Informationsveranstaltung der IHK zur Landesgartenschau 2022 findet am Montag, 26. Februar im Dorint Parkhotel in Bad Neuenahr-Ahrweiler statt. Es gibt einen tollen Impulsvortrag von Hanspeter Faas, Geschäftsführer der Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn. Bürgermeister Guido Orthen stellt das erste Konzept vor. Darauf folgt eine Podiumsdiskussion.“ Jörg Schäfer möchte das ganze Ahrtal mitnehmen. „Eine Idee wäre die Anschaffung von ausleihbaren E-Bikes für die Gäste. Die könne man auch nach der Landesgartenschau nutzen und sorge so auch für Nachhaltigkeit in der Region.“

Foto: CF

Leser-Kommentar
Bildergalerien
Neueste Artikel-Kommentare
  • Dieter Rolf Bersieck: Das hoffe ich auch, ich wünsche viel Erfolg und Gerechtigkeit
  • D. Hermen : Ich hoffe auf Gerechtigkeit und wünsche viel Erfolg ??
  • H. Schüller: Erst gestern gab es wieder einen Oberleitungsschaden an einem beschrankten Bahnübergang. Dergleichen kann ab 1. Dezember 2025 also auch an der Ahrtalbahn passieren. Um Bahnstromunfälle zu vermeiden...

Remagen fordert konkrete Lösungen vom Land

  • K. Schmidt: Den "sozialen" Medien nach gibt es in Remagen zur Bürgermeisterwahl wohl einen AfD-Kandidaten, bisher bekannt ist nur Herr Ingendahl als weiterer Kandidat. Ich glaube, das ist das erste Mal in der Region hier.
Bestellung Nr. 4300003040 - W100 - 606 // AZ Commodity Rheinschiene KW 35, 40, 44 und 48
Sonderseite Gesundheitsexperten Bad Neuenahr-Ahrweiler
Betriebselektriker
Heimersheimer Weihnachtsmärktchen, 29. – 30.11.25
Heimersheimer Weihnachtsmärktchen, 29. – 30.11.25
Heimersheimer Weihnachtsmärktchen, 29. – 30.11.25
Empfohlene Artikel

Dernau. Bedingt durch die Flutkatastrophe im Ahrtal Mitte 2021 musste auch die Sankt Martin-Grundschule in Dernau sowie die angrenzende Sporthalle letztlich abgerissen werden. Die Kontaminierungen beider Gebäude waren zu hoch. Die Turnhalle ist mittlerweile bereits abgerissen, vom Schulgebäude der ganze westliche Flügel. Diese sollen nun am alten Standort neu errichtet werden. Derzeit arbeitet die Firma Wahl mit Tempo an der Beseitigung der anfallenden Materialien.

Weiterlesen

Weitere Artikel

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Am vergangenen Freitag stand die Erich-Kästner-Realschule plus (EKS) ganz im Zeichen von „Orange the World“ – einer weltweiten Initiative, die auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam macht. Die Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen engagierten sich in verschiedenen Gruppen, um aktiv und nachhaltig ein Zeichen gegen diese Form der Gewalt zu setzen.

Weiterlesen

Friedenslicht aus Bethlehem 2025

„Ein Funke Mut“

Bad Neuenahr. Das Friedenslicht aus Bethlehem ist seit 1986 ein weltweites Zeichen für Frieden – vor 32 Jahren brannte es erstmals auch in Deutschland.

Weiterlesen

Robert-Koch-Schule Linz

Schulleiterposten wieder besetzt

Linz. An der RS+ FOS Robert-Koch-Schule Linz am Rhein bleibt die Leitung in vertrauten Händen: Herr Björn Schikowski, der die Schule bereits in den vergangenen Jahren stellvertretend führte, wurde von Bildungsminister Sven Teuber mit der kommissarischen Leitung in der Funktion des Rektors beauftragt.

Weiterlesen

Dauerauftrag
Recht und Steuern
Dauerauftrag 2025
Imageanzeige
Wir helfen im Trauerfall
Imageanzeige
Daueranzeige
Sonderseite Gesundheitsexperten Bad Neuenahr-Ahrweiler
Gesucht wird eine ZMF
Anlagenmechaniker
Mitarbeiter für Verkauf/Büro (m/w/d)
Heimersheimer Weihnachtsmärktchen, 29. – 30.11.25
Weihnachtsdorf Andernach
So 9 Weihnachten in der Region
Weihnachten in der Region
Themenseite Late night shopping KW 47
Black im Blick
Nur Anzeigenteil berechnet