Lokale Gastronomie weist auf verzweifelte Situation der Branche hin

„Genug ist genug!“

13.500 Gastgeber bangen allein in Rheinland-Pfalz um ihre Existenz

20.04.2021 - 08:36

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Die nach wie vor nahezu überall präsente Corona-Pandemie gefährdet längst zahlreiche berufliche und wirtschaftliche Existenzen. Und zwar nicht nur irgendwo „weit weg“, sondern auch vor der eigenen Haustür. Hiervon besonders betroffen ist die für den Ahrkreis so wichtige Gastronomie, aber beispielsweise auch Künstler, Einzelhändler, die Veranstaltungsbranche oder die Winzer. „Genug ist genug – wir wollen unserer Arbeit zuverlässig nachgehen dürfen und eine baldige Rückkehr zur Normalität!“, fordert daher der Kreisverband des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) mit seinem Vorsitzenden Günther Uhl. Um diese Forderungen zu unterstreichen fand jetzt auf dem „Platz an der Linde“ eine Kundgebung mit Vertretern aus Gastronomie, Kunst/Kultur, Eventbranche, Weinbau, Politik und Einzelhandel statt. Dabei wurden die Forderungen nicht nur auf zahlreichen Bannern und Transparenten, sondern auch durch verschiedene Wortbeiträge nachdrücklich kommuniziert. So wies Günther Uhl unter anderem auf die Tatsache hin, dass die Gastronomiebetriebe seit nunmehr fast sechs Monaten zwangsgeschlossen sind. Was Anfang Oktober als „Lockdown light“ begann, hat sich für die Branche inzwischen zu einem „Leidenslockdown“ entwickelt.


„Die Lage ist katastrophal“


„Wir haben nach dem ersten Lockdown gezeigt, dass wir unsere Hausaufgaben gemacht haben - von Lüftungsanlagen über Hygienemaßnahmen bis hin zu Abstandsregelungen. Es geht hier in Rheinland Pfalz um nicht weniger als die Existenz der 13.500 Gastgeberfamilien und der 150.000 Beschäftigten in der Gastronomie. Dreiviertel dieser Betriebe stehen mit dem Rücken an der Wand, sind in akuten finanziellen Nöten – die Lage ist katastrophal. Die Politik muss jetzt handeln. Wir benötigen dringend einen Strategiewechsel für eine verbindliche und dauerhafte Öffnung für das Gastgewerbe“, betonte Gereon Haumann, Präsident des DEHOGA Rheinland-Pfalz und wies auf die aus seiner Sicht geringe Infektionsgefahr im Gastgewerbe hin: „Hundertausende Besucher an Ostern wären in unseren Hotelzimmern besser aufgehoben gewesen, als auf der Couch oder dem Ausziehsofa bei Familie und Freunden. Restaurantbesuche mit Abstand und negativem Test als „Eintrittskarte“ sind bei uns sicherer, als das Familientreffen am Küchentisch. Es wäre also ein Beitrag, das Infektionsgeschehen zu senken, wenn unsere Betriebe aufgeschlossen wären – nicht morgen, nicht übermorgen, sondern heute! Das bleibt unsere Forderung als DEHOGA-Landesverband an die Politik auf Landes- und Bundesebene“, so Haumann, der einen Sechs-Punkte-Plan des DEHOGA im Gepäck hatte, der unter anderem eine dauerhafte Ermäßigung des Umsatzsteuersatzes für alle Leistungen des Gastgewerbes fordert.


„Kunst ist etwas, das die Seele nährt“


Stephan Maria Glöckner machte die vielfältigen Corona-Probleme der Kulturschaffenden deutlich. „Als Künstler weiß ich jetzt noch nicht, wovon ich im Mai leben soll. Noch funktioniert es – zum Glück. In unserem Atelier hatten wir seit gut einem Jahr keine Besucher mehr, also muss man sich etwas andere einfallen lassen. Aber es gibt Kollegen, beispielsweise in der Musikszene, die jetzt schon gezwungen sind, Umschulungen zu machen. Kunst ist etwas, das die Seele nährt. Wir brauchen die Begegnung und den Austausch im Kulturraum. Außerdem betrifft es nicht nur uns Künstler, sondern beispielsweise auch Caterer, Bühnenbauer und viele mehr. Wenn das Virus die Angst wird, dann wird`s richtig gefährlich“, so Glöckner.


„Es ist bereits zwanzig nach zwölf“


„Seit 14 Monaten dürfen wir unserem Beruf nicht mehr nachgehen. Aufgrund von Staatsversagen bleibt weiterhin keine Perspektive. Der Dilettantismus des Krisenmanagements zerstört derzeit hunderttausende von Lebenswerken unserer Branche. Ich bin enttäuscht und fassungslos. Wird es nicht Zeit, dass wir lernen mit dem Virus zu leben und intelligente Konzepte mit Perspektive zu entwickeln? Es ist bereits zwanzig nach zwölf“, so die Worte von Mark Ulrich, der die dramatische Situation der Veranstaltungswirtschaft mit deutlichen Worten beschrieb. Darüber hinaus kamen Volker Danko für den Einzelhandel und Dr. Knut Schubert vom Winzer- und Bauernverband zu Wort, bevor Günther Uhl den offiziellen Forderungskatalog der DEHOGA an MdL Horst Gies überreichte, der diesen nicht nur an Ministerpräsidentin Malu Dreyer, sondern auch an die Landtagsfraktionen weiterleiten wird.


Mut, auch den Klageweg zu beschreiten


Darüber hinaus erhält auch MdB Mechthild Heil ein Exemplar, um das Thema auch auf Bundesebene präsent zu machen. Voll hinter die Forderungen stellte sich auch Bürgermeister Guido Orthen denn schließlich, so Orthen, sei die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler mit fast 800.000 jährlichen Übernachtungen stark vom Tourismus geprägt, was ein Zusammenarbeiten aller Branchen erfordere. Verbände und Einzelhandel müssten dabei gegebenenfalls auch den Mut haben, den Klageweg zu beschreiten.

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Fassungslosigkeit und Entsetzen bei Angehörigen und Beobachtern

Ex-Landrat wird nicht angeklagt: Einstellung des Verfahrens schlägt hohe Wellen

Kreis Ahrweiler. Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat am 17. April 2024 das Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Landrat des Landkreises Ahrweiler und den Leiter der Technischen Einsatzleitung (TEL) während der Flutkatastrophe an der Ahr 2021 eingestellt. Die umfangreichen Ermittlungen ergaben keinen ausreichenden Tatverdacht, der eine strafrechtliche Verurteilung ermöglichen würde. Dem Leitenden... mehr...

Polizei bittet Verkehrsteilnehmer keine Anhalter mitzunehmen

Andernach: Fahndung nach flüchtigen Personen und dunklem BMW

Andernach. Seit Mittwochabend, 17. April, gegen 22.37 Uhr finden im Bereich Andernach umfangreiche polizeiliche Fahndungsmaßnahmen nach flüchtigen Personen statt. Gefahndet wird nach einem dunklen 5er BMW mit Mönchengladbacher Kennzeichen (MG). Bei Hinweisen auf das Fahrzeug wird gebeten, sich umgehend mit der Polizei Koblenz unter 0261/92156-0 in Verbindung zu setzen. Nach derzeitiger Einschätzung besteht keine Gefahr für die Bevölkerung. mehr...

Regional+
 

Unfallfahrer konnte sich nicht an Unfall erinnern

Neuwied: Sekundenschlaf führt zu 20.000 Euro-Schaden

Neuwied. Am Montag, 15. April ereignete sich gegen 16.35 Uhr ein Verkehrsunfall auf der Alteck. Ein PKW wurde im Seitengraben vorgefunden, während ein weiteres Fahrzeug auf der falschen Fahrbahnseite zum Stehen kam. mehr...

Die Veranstalter rechnen voraussichtlich mit 500 Teilnehmern

Demo in Ahrweiler: Wilhelmstraße wird gesperrt

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Am Sonntag, den 21. April 2024, findet in Bad Neuenahr-Ahrweiler eine Versammlung unter dem Titel „Sei ein Mensch. Demokratie. Wählen“ statt. Die Veranstalter erwarten etwa 500 Teilnehmer. Aufgrund des geplanten Demonstrationszuges wird die Wilhelmstraße zeitweise gesperrt sein. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare

„Von der Wiege bis zur Bahre“

S. Bull:
Die Nordart ist eine absolut empfehlenswerte und grandiose internationale Ausstellung von hohem Niveau! Wer in der Region Urlaub macht oder aus sonstigen Gründen in den Norden reist, sollte sich für einen Besuch der Nordart unbedingt Zeit nehmen! Oder auch nur deswegen dorthin fahren - es lohnt sic...

Er träumte von einer Künstlerkolonie in Mendig

ämge:
Peter Mittler war ein großer Träumer mit großen Träumen. Er war ein Getriebener, ein Schaffer ein Erschaffer. Ich sehe ihn immer noch vor mir, in seiner Werkstatt, egal ob an heißen Sommertagen oder im tiefsten Winter bei minus Graden, fortwährend an irgendwelchen Objekten modelierend oder mit dem Schweißgerät...
Jürgen Schwarzmann :
Für alle Betroffenen im Ahrtal ist die Entscheidung der Staatsanwaltschaft schwer nachzuvollziehen. Ich hätte mir schon gewünscht, dass das Verfahren eröffnet worden wäre um so in einem rechtsstaatlichen Verfahren und einer ausführlichen Beweisaufnahme die Schuld bzw. Unschuld festzustellen. Die Entscheidung...
K. Schmidt:
Wenn ich das richtig sehe, gab es, bevor der Landkreis/Landrat die Einsatzleitung übernahm bzw. übernehmen musste, doch auch in den einzelnen Kommunen schon Leiter. Die staatsanwaltschaftlichen Arbeiten beziehen sich wohl nur auf Landrat bzw. dessen Kreisfeuerwehrleiter. Heißt das, darunter haben Herr...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service