75 Jahre Kreis-Chorverband Mayen – Jubiläum in der Begegnungsstätte Saffig
„Gesang ist die Muttersprache der Menschen“
Kreis Mayen-Koblenz. Egal ob Frauenchöre, gemischte Chöre, Männerchöre oder Kinder- und Jugendchöre: Landauf und landab hört man von Nachwuchsproblemen in den Gesangsvereinen. Um so wichtiger ist es, diejenigen, die sich in diesem Kulturbereich engagieren, zu unterstützen. Ein herausragendes Engagement in dieser Beziehung zeigt der Kreischorverband Mayen. Ihm gehören über 1.000 Aktive in 29 Chorvereinen mit 45 Chören an. Das Verbandsgebiet umfasst die Städte Andernach und Mayen sowie die Verbandsgemeinden Maifeld, Mendig, Pellenz und Vordereifel. In der Begegnungsstätte Saffig fand ein Festakt zum 75-jährigen Bestehen des Verbandes statt.
Begrüßt wurden die geladenen Gäste durch Hans-Willi Fell, seines Zeichens Sprecher der Verbandsleitung KCV Mayen. Für die musikalische Umrahmung sorgte das Duo „Con Moto“. Sylvia Mel-André (Querflöte) und Johannes André (Gitarre) präsentierten zu Beginn das Lied „Beginning to see the light“. Ein Titel, der zum Abend passte: Trotz schwieriger Rahmenbedingungen blickt der KCV Mayen optimistisch in die Zukunft. Dies machte Hans-Willi Fell gleich mehrere Male deutlich, wobei er natürlich auch an die lange Tradition der Gesangsvereine erinnerte. Viele Chöre der Region sind in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden, wobei damals vorwiegend Männer aktiv waren. Der älteste Verein des Verbandes ist der 1853 gegründete Männerchor Plaidt. „Der Blick zurück beschreibt, wer wir sind. Hiermit können wir die Fragen der Gegenwart beantworten und mit Stolz und Zuversicht in die Zukunft blicken“, so Hans-Willi Fell. „Unsere Amateur-Chöre und die ehrenamtliche Chor-Kultur sind ein wesentlicher Teil unserer Zivilgesellschaft. Mitglied in einem Chor zu sein heißt, gemeinsam leistungsstark und kreativ zu sein. Mit anderen Worten: Singen verbindet“, betonte der Sprecher der Verbandsleitung und stellte somit zugleich das neue Motto des KCV Mayen vor.
Stellvertretend für den verhinderten Landrat überbrachte der Beigeordnete Jens Firmenich die Grüße des Landkreises Mayen-Koblenz. „Singen ist nicht nur etwas besonders Schönes und Erfüllendes: Singen bedeutet, dem eigenen Inneren Ausdruck zu geben.“ Er dankte allen, die sich ehrenamtlich im Kreischorverband eingebracht haben und heute noch bringen. Für das gesellschaftliche Miteinander sei die Arbeit der Chöre enorm wichtig.
Auch von der Landes-Ebene erhielt der Verband Glückwünsche: Etienne Emard, Referatsleiter im zuständigen Ministerium, betonte, dass man von Seiten der Politik offene Ohren für die Anliegen der Vereine habe. Das Interesse der Bevölkerung an Musik sei nach wie vor sehr hoch. Dies zeige sich auch an der extrem hohen Anzahl von Musiktiteln, die bei den bekannten Branchen-Riesen im Internet abrufbar seien. Leider beschränke sich bei vielen Menschen das Interesse auf den passiven Musikgenuss. Bezogen auf die Einwohnerzahl habe man in Rheinland-Pfalz jedoch einen sehr hohen Anteil an Chorsängerinnen und -sängern. Es gelte, deren aktive Arbeit zu unterstützen und zu fördern. Hier leiste der KCV Mayen eine wichtige und herausragende Arbeit. „Gesang ist die eigentliche Muttersprache des Menschen“, so das schöne Fazit von Etienne Emard. Ein Zitat, welches auch auf einer Urkunde steht, die er im Auftrag der Ministerin dem KCV Mayen überreichte.
Hauptredner der Festveranstaltung war Dr. Björn Rodday, seines Zeichens Geschäftsführer der Stiftung Sayner Hütte. Ausführlich beschrieb er seinen musikalischen Lebenslauf, bei dem die Chormusik eine wichtige Rolle spielt. „Chormusik ist zeitlos und hat, wenn man die Stellschrauben richtig dreht, auch eine Zukunft“, so sein Fazit. Die Musikalische Arbeit und die kulturelle Bildung benötigen seiner Meinung nach auch eine feste Verankerung in den öffentlichen Haushalten. In einer schnelllebigen Zeit wäre es wichtig, insbesondere jungen Leuten ansprechende Angebote zu unterbreiten, in denen die Gemeinsamkeit und das Miteinander herausgestellt würden. Beides komme in vielen Bereichen des Alltags zu kurz, so Dr. Björn Rodday.
„Ich bin dankbar für die offenen Worte, die heute gesprochen wurden. Chöre sind unserer Welt, in unserer Gesellschaft ein unverzichtbarer Teil geworden. Man muss den Chören aber auch ein offenes Ohr schenken, und zwar für deren Gesang und deren Anliegen“, betonte Hans-Willi Fell zum Abschluss des offiziellen Teils, dem sich ein geselliger Austausch anschloss. Mit Richard Breitbach war sogar ein Zeitzeuge anwesend. Er ist Gründungsmitglied, des Verbandes, dessen Geschichte am 25. September 1949 im Hotel „Sterngarten“ in Mayen begann.
Das Duo „Con Moto“ (Sylvia Mel-André und Johannes André) umrahmte den Festakt musikalisch. Fotos: KH
