Historische Postkarten zeigen Kottenheim im Wandel der Zeit (1895 bis 1965)
„Gruß aus Cottenheim“
Bildband „Kottenheim (Rhld.) in alten Ansichten“ von Guido Walter erweckt Erinnerungen zum Leben
Kottenheim. Wenn heute Handyfotos über WhatsApp, Snap und E-Mail versandt werden, sind diese Bilder schnell wieder vergessen. Eine ganz andere Wirkung haben seit jeher Postkarten: Sie werden häufig gesammelt oder bekommen für eine gewisse Zeit einen prominenten Platz am Kühlschrank. Dies kam Guido Walter zugute, als er sich an die Zusammenstellung eines Bildbandes machte. 76 Postkarten trug er zusammen, die allesamt seinen Heimatort Kottenheim zeigen. Die älteste historische Postkarte stammt aus dem Jahr 1895, die jüngste wurde 1965 versandt. BLICK aktuell sprach mit dem heimatgeschichtlich engagierten Kottenheimer über die Arbeit an diesem Bildband.
BLICK aktuell: Herr Walter, Sie haben ein Stück Heimatgeschichte in einem Buch greifbar gemacht. Was war ihre Motivation für dieses Unterfangen?
Guido Walter: Ich sammle nun schon seit circa 30 Jahren solche Ansichts-Postkarten und wollte diese Sammlung allen heimatgeschichtlich Interessierten zugänglich machen. Es wäre ja schade, wenn diese Stücke nur in meinem Schrank zu Hause liegen würden.
BLICK aktuell: Wie viele Postkarten haben Sie gesichtet, bevor Sie die Auswahl trafen, genau diese 76 Darstellungen zu publizieren?
Guido Walter: Insgesamt umfasst meine Sammlung alleine aus Kottenheim über 100 Belege. Ich habe im Buch die interessantesten und aussagekräftigsten Motive veröffentlicht. Gerade bei den vielen Ortsansichten musste ich eine Auswahl treffen, da sich die Motive sonst einfach zu sehr geähnelt hätten.
BLICK aktuell: Sie trugen Postkarten aus zahlreichen Privatarchiven zusammen. Wie bewahren die Kottenheimer ihre heimatgeschichtlichen Schätze auf?
Guido Walter: Leider gibt es bei uns im Ort kein „Heimatarchiv“, wo eine Sammlung historischer Postkarten, alter Fotografien und sonstiger heimatkundlicher Belege untergebracht werden könnte. Daher landet – zu meinem großen Bedauern – einfach noch zu viel an solchen alten Dokumenten im besten Fall bei Ebay oder einem Haushaltsauflöser – oder im schlimmsten Fall im Müll. Bis Kottenheim vielleicht einmal ein solches eigens Archiv hat – ich gebe die Hoffnung da nicht auf –, kann ich nur dazu aufrufen, nicht direkt alles aus dem Schrank der Großeltern etc. ungesehen wegzuwerfen, sondern z. B. unseren örtlichen Heimatkundlern oder dem Geschichts- und Altertumsverein in Mayen zur Verfügung zu stellen. Dort sind solche Unterlagen in guten Händen und können für die nachfolgenden Generationen gesichert werden.
BLICK aktuell: Jeder Postkarte ist ein kleiner Begleittext hinzugefügt. Was war ihnen bei diesen Kommentaren wichtig, zu vermitteln?
Guido Walter: Je älter eine Postkarte ist, umso weniger können sich gerade jüngere Leser erklären, was auf der Karte genau zu sehen ist. Viele alte Häuser haben zum Beispiel ihre ursprüngliche Nutzung als Gaststätte oder Kolonialwarenhandlung etc. verloren und sind heute ganz normale Wohnhäuser. Daher war es mir wichtig, jeder Karte einen kurzen Erläuterungstext gegenüberzustellen. Man hätte natürlich zu einzelnen Karten noch viel mehr schreiben können – aber es sollte in erster Linie ein Bildband bleiben und da wären zu lange Erläuterungen aus meiner Sicht fehl am Platz gewesen. Wer tiefer ins Thema „Dorfgeschichte“ einsteigen möchte, für den haben wir in Kottenheim zum Glück umfangreiche heimatkundliche Literatur.
BLICK aktuell: Häufig erklären Sie auch, wo genau die Aufnahme entstanden ist. Fiel es Ihnen bei einzelnen Abbildungen besonders schwer, die genaue Stelle herauszufinden?
Guido Walter: In der Regel nicht. Viele Foto-Standpunkte sind trotz der Veränderungen im Laufe der Jahrzehnte doch noch gut wiedererkennbar. Gerade dieser mögliche Vergleich zwischen „Einst und Jetzt“ macht für mich den besonderen Reiz des Buches aus. Natürlich gab es hier und da ein paar Unsicherheiten, aber dank der Kontrolle des Manuskripts durch Günther Kugel und Heinz Geisbüsch konnte ich eventuell vorhandene Fehler vor Drucklegung recht gut ausmerzen.
BLICK aktuell: Sie zeigen dem Leser nur die Vorderseite der historischen Postkarten. Was können Sie zu den persönlichen Worten sagen, die die Absender an ihre Lieben richteten? Wovon berichten die Menschen, die einen Gruß aus Kottenheim senden?
Guido Walter: Da gab es für den Verfasser unterschiedlichste Gründe, eine solche Ansichtskarte zu versenden. Zum Beispiel gab es das Fräulein Lieser, welche in Kottenheim eine Stelle als Lehrerin gerade frisch angetreten hatte und ihren Eltern aus der neuen Heimat Grüße mit der Ortsansicht der neuen Wirkungsstätte sandte. In den 1930er Jahren schrieben dann auswärtige Kurgäste aus dem Kurhotel „Waldmühle“ an ihre Lieben. In Kriegszeiten wurden natürlich viele Feldpostbriefe geschrieben. Die Kottenheimer Familien schrieben an ihre Soldaten an der Front und schufen so oftmals die einzige Verbindung mit der Heimat.
BLICK aktuell: Auf einzelnen Bildern sind auch Personen zu erkennen. Konnten Sie herausfinden, um wen es sich dabei handelt?
Guido Walter: Aufgrund des Alters der Karten ist eine Identifizierung der Personen nie einfach zu bewerkstelligen. Das ist ja zum Teil die Generation meiner Urgroßeltern, welche auf den Karten zu sehen ist. Das wäre sicher ein schwieriges Unterfangen geworden, verbunden mit einem hohen Fehler-Risiko. Ich habe aber zugegebenermaßen bei diesem Buch nicht den Fokus auf die Recherche der Namen der Personen gesetzt, da sie nur ganz selten das Hauptmotiv bilden.
BLICK aktuell: Der ein oder andere Leser Ihres Büchleins wird sicherlich noch Verwandte und Freunde erkennen. Vielleicht regt das auch an, nochmal den Inhalt der Kisten auf dem Speicher zu betrachten – da taucht sicherlich noch das ein oder andere heimatgeschichtliche Schätzchen auf. Könnten Sie sich vorstellen, weitere historische Bände herauszugeben? Welche Themen interessieren Sie besonders?
Guido Walter: Da ich noch berufstätig bin, fehlt mir die Zeit, mich so intensiv mit Heimatgeschichte zu beschäftigen, dass es kurzfristig erneut für ein komplettes, eigenes Buch reicht. In einem solchen Buch steckt doch schon eine Menge Arbeit und Herzblut drin. Am Anfang habe ich das auch bei den „Kottenheimer Ansichten“ etwas unterschätzt und die Fertigstellung des Werkes hat doch deutlich länger gedauert als ursprünglich gedacht. Ich hoffe, ich kann das Hobby Heimatforschung irgendwann mal im (Un-) Ruhestand etwas intensivieren und möchte mich dann auch mehr in verschiedenen Institutionen wie im „Arbeitskreis Kottenheimer Geschichte“ oder beim „Geschichts- und Altertumsverein“ in Mayen einbringen. Das nächste Projekt wird sich wohl mit der Eisenbahn-Historie in unserem heimatlichen Raum befassen. Ob es ein Buch oder erstmal „nur“ ein Artikel in einer Zeitung oder in einem Heimatbuch wird? Das wird sich zeigen. Ich stehe da ziemlich am Anfang der Recherchen, finde das Thema Eisenbahn aber sehr interessant.
Hier gibt es den Bildband:
Das Buch „Kottenheim (Rhld.) in alten Ansichten“ ist im Eigenverlag erschienen. Es ist erhältlich beim Autor, bei der Filiale der Volksbank in Kottenheim sowie auf dem Kottenheimer Gemeindebüro. -MX-
Und was soll das Buch kosten?