Mundart, Musik und Geschichte füllen das Brohler Bürgerhaus
Heimatabend mit Humor und Tiefgang begeistert in Brohl
Brohl. Der 16. Abend „Mundart und Geschichten“ des Brohler Kulturvereins verwandelte das Bürgerhaus erneut in einen lebendigen Kulturort. Bekannte Erzählerinnen und Erzähler sorgten mit ihren Darbietungen für einen abwechslungsreichen und unterhaltsamen Abend. Der 2025er Wein von Erich Melcher und der vom Veranstalter gesponserte „Döppe Kooche“ trugen zur guten Stimmung im voll besetzten Saal bei.
Vorsitzender Helmut Rosenbaum und Organisatorin Doris Ohm begrüßten die Gäste. Den Auftakt gestaltete Erich Melcher mit Melodien auf dem Flügelhorn und einem Gesangsbeitrag. Anschließend widmete sich Willi Fergen den Hochzeitsbräuchen der Eifelregion. Überlieferte Verse, die traditionell bei solchen Anlässen gesungen wurden, interpretierte er mutig im Sprechgesang – ohne die zugehörigen Melodien zu kennen.
Ein fester Bestandteil der Veranstaltung war erneut das Team Werner Fußhöller und Tochter Petra. Während Werner Fußhöller für die inhaltliche Gestaltung sorgte, übernahm seine Tochter die technische und bildliche Umsetzung. Ihr Vortrag widmete sich in diesem Jahr dem Brauchtum und der Geschichte der Junggesellenvereine. Alte Fotos aus dem Archiv belegten eindrucksvoll vergangene Zeiten und sorgten für so manche Wiedererkennung im Publikum.
Doris Ohm und Franz-Josef Döpgen traten anschließend gemeinsam auf. Ohm stellte anhand ihrer eigenen Familiengeschichte ihre Verbindung zum Hause Krupp und zur Villa Hügel her, während Döpgen den historischen Kontext ergänzte.
Heimatforscher Achim Schmitz präsentierte erneut eine historische Persönlichkeit: Dominicus Zervas, einen bedeutenden Brohler Unternehmer. Der in Brohl geborene und beerdigte Zervas war in der Stein-, Tuff- und Holzindustrie tätig, besaß umfangreiche Ländereien und pflegte geschäftliche Beziehungen weit über die Region hinaus. Für Brohl war er ein wichtiger Arbeitgeber und Wohltäter, auch wenn sich sein steuerlicher Firmensitz in Köln befand.
Bereits zum dritten Mal nahm Hubert Altenhofen teil. Er berichtete als Zeitzeuge über den Nachkriegsaufschwung Rheinecks, das sich in den 1950er-Jahren zu einer touristischen Hochburg entwickelte. Mit humorvollen Erinnerungen an Burg, Sesselbahn und Bustourismus aus dem Ruhrgebiet weckte er lebendige Bilder einer vergangenen Zeit. Von dem Glanz jener Jahre ist heute lediglich der Campingplatz geblieben.
Eugen Laux, bekannt für seine kurzweiligen und humorvollen Anekdoten, überraschte diesmal mit einem längeren Beitrag. In einer lebendigen Erzählung schilderte er seine Erlebnisse auf den Inseln Krummen Werth bei Namedy und der sogenannten „Sündeninsel“ Hammerstein. Neben unterhaltsamen Geschichten bot sein Vortrag viele neue und teils vergessene historische Details.
Den Abschluss gestaltete Stefan Vogt mit einem Beitrag unter dem Doppelmotto „Fröe woor alles besse“ und „Hürt doch opp ze jöömere“. Mit gewohntem Witz und Nachdruck verband er Unterhaltung mit Nachdenklichkeit. Sein Vortrag thematisierte das Leid der Menschen während und nach dem Ersten Weltkrieg und erinnerte an das damalige Versprechen „Niemals wieder Krieg“. Mit einer eindringlichen Mahnung und einem Bezug zur Gegenwart beendete Vogt den Abend, der sich als kurzweilig, abwechslungsreich und tiefgründig erwies.BA
