Kettiger Heimatkundler entdecken Spuren eines vergessenen Frauenklosters
Heimatforscher auf den Spuren von Werle
Kettig. Seit Jahrzehnten ranken sich Gerüchte um einen geheimnisvollen Ort Namens Werle. Lange war unklar, ob es diesen Ort tatsächlich gegeben hat – und wenn ja, ob es sich um ein Dorf, einen Hof oder gar ein Kloster handelte. Nun bringen engagierte Heimatforscher aus Kettig Licht ins Dunkel.
Im Rahmen ihrer Recherchen besuchten die Kettiger Geschichtsfreunde kürzlich das Europäische Burgeninstitut in der Philippsburg in Braubach – Sitz der Deutschen Burgenvereinigung auf der Marksburg.
Dort wurden sie herzlich von Frau Kappes empfangen und durch die beeindruckenden Archivräume mit ihren dicken Mauern geführt. Die Forscher staunten über die Fülle an historischen Dokumenten, Urkunden und Büchern aus ganz Deutschland und darüber hinaus.
Einige ausgewählte Exemplare über Kettig durften die Gäste einsehen.
Der Wissenschaftler Jens Friedhof stand ihnen dabei Rede und Antwort – nicht nur zum Thema Werle, sondern auch zum Kettiger Kirchturm, der zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert als Grenz- und Wehrturm errichtet wurde.
Das Ergebnis der Recherchen ist bemerkenswert: Die Heimatkundler konnten anhand öffentlich zugänglicher Digitalisate und Fachliteratur belegen, dass Werle tatsächlich existierte. Eine päpstliche Schutzurkunde aus dem Jahr 1231 bestätigt die Aufnahme des Frauenklosters Werle in den Schutz von Papst Gregor IX. und sichert dessen Besitzungen. Ergänzt wird dieser Nachweis durch das Testament des Propstes Gerlach von 1236, in dem Besitzungen und Einkünfte in Werle erwähnt werden.
Beide Dokumente deuten darauf hin, dass Werle ein kirchlich geprägter Ort war – vermutlich ein Frauenkloster, das im 12. oder frühen 13. Jahrhundert gegründet wurde. Über sein späteres Schicksal ist wenig bekannt. Vermutet wird, dass es im 15. oder 16. Jahrhundert – möglicherweise durch die Pest oder kriegerische Auseinandersetzungen – von der Landkarte verschwand.
Ein verstorbener Landwirt aus Kettig berichtete einst von Mauerresten und einem Brunnen auf seinem Feld – Hinweise auf frühere Bebauung. Ob es sich dabei um ein Gehöft, eine Kapelle oder das besagte Kloster handelte, bleibt offen. Die Lage stimmt jedoch mit den Flurbezeichnungen wie „auf dem untersten Neuhof“ überein, die ebenfalls auf eine historische Nutzung hindeuten.
Die Mauerreste wurden leider entfernt, doch der Brunnen existiert noch. Einige Heimatfreunde haben die Stelle bereits mit Sonden, Drohnen und Spaten untersucht – in der Hoffnung, weitere Spuren aus vergangenen Zeiten zu entdecken. Ausklang mit Zukunftsplänen Der Tag endete in geselliger Runde im Café Tante Miesche, wo bereits erste Ideen zur weiteren Erforschung und möglichen Wiederentdeckung von Werle geschmiedet wurden.
Die Kettiger Heimatfreunde sind sich einig: Werle soll nicht länger ein vergessenes Kapitel der Geschichte bleiben.
