Nachruf

Helmut Rönz senior hatviele Spuren hinterlassen

Helmut Rönz senior hat
viele Spuren hinterlassen

Helmut Rönz hat sich weit über die Grenzen seiner Heimatstadt hinaus verdient gemacht. Vor wenigen Tagen ist der Mülheim-Kärlicher im Alter von 91 Jahren verstorben. Foto: privat

Mülheim-Kärlich. Vergangene Woche verstarb im Alter von 91 Jahren der Landwirt Helmut Rönz senior aus Mülheim-Kärlich. Diese Nachricht rief sowohl in seiner Heimatstadt als auch in der Verbandsgemeinde und darüber hinaus Trauer hervor, war er doch durch eine Vielzahl von unterschiedlichen Funktionen bekannt. So bekleidete er u.a. viele Jahre das Amt des ehrenamtlichen Beigeordneten der Verbandsgemeinde Weißenthurm. Als überzeugter Christdemokrat engagierte er sich auch lange als VG-Ratsmitglied und insgesamt 16 Jahre als stellvertretender CDU-Vorsitzender in seiner Heimatstadt Mülheim-Kärlich.

Er war den Menschen als meinungsstarker, engagierter und stets gut informierter und vorbereiteter Kommunalpolitiker bekannt. Eigenschaften, die er auch im Bereich des Obstanbaus einbrachte. Die Natur und die Landwirtschaft lagen ihm besonders im Herzen. Nicht nur, weil er aus einer entsprechend geprägten Familie und Gemeinde stammte: Er betonte stets die Bedeutung dieses Bereichs für die Ernährung der Bevölkerung und die Erhaltung der heimischen Kulturlandschaft.

Helmut Rönz war Mitgründer des Obstbaurings und in diesem zunächst für drei Jahre als stellvertretender Vorsitzender und dann als kooptiertes Vorstandsmitglied tätig. Von 1989 bis 2001 fungierte er als Aufsichtsrat des Erzeugergroßmarktes Bonn-Roisdorf. Er engagierte sich auch im AK Obst und Gemüse des Bauernverbandes Rheinland-Nassau. Dort organisierte er gemeinsam mit seinen Mitstreitern den rheinisch-nassauischen Obstbautag. Helmut Rönz war auch Mitglied des fast schon legendären Mülheim-Kärlicher Bauern-Stammtisches, der sich einmal wöchentlich zunächst im Gasthaus „Zum Kurfürsten“ und später im „Gasthaus zur Stadt Koblenz“ zum gemeinsamen Austausch sowie zur Diskussion traf. Er war außerdem Mitgründer und Vorsitzender der Jagdgenossenschaft Mülheim, insgesamt 24 Jahre lang.

Stärke gaben ihm nicht nur seine Frau und seine Familie, auf die er sehr stolz war und um die er sich liebevoll kümmerte: Der Glaube war ihm ebenfalls ein wichtiger Rückhalt für sein vielfältiges Wirken. Nach Gründung der eigenständigen Pfarrei St. Peter und Paul im Stadtteil Urmitz/Bahnhof engagierte er sich im dortigen Pfarrgemeinderat.

Auf örtlicher Ebene war Helmut Rönz u.a. Mitbegründer der Ki und Ka Urmitz/Bahnhof im Jahr 1951 sowie 1953 deren Kirmespräsident. Etwa 40 Jahre lang sorgte er für den Transport des Kirmesbaums und fuhr an Karneval den Wagen des Kinderprinzenpaares, welches traditionell im Stadtteil Urmitz/Bahnhof gestellt wird.

Es gäbe an dieser Stelle noch viele weitere Dinge zu erwähnen wie z.B. sein Engagement in der Bolivienhilfe der Bahnhofer Kolpingsfamilie, seine Zeit im Schützenverein Mülheim (auch als Schützenkönig im Jahr 1983) sowie seine Fahrten für die Unterstützung von Spätaussiedlern in den frühen siebziger Jahren für die örtliche CDU oder sein Engagement für das Gedenken an die im Nationalsozialismus verfolgten Juden aus seiner Heimatstadt. Aber dies würde den Rahmen sprengen. Viele seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten waren für ihn eine Selbstverständlichkeit, auch wenn er hierfür nie eine große staatliche Ehrung erhielt.

Im fortgeschrittenen und hohen Alter interessierte er sich nach wie vor für das gesellschaftliche und politische Leben. Manche Entwicklungen verfolgte er durchaus mit Sorge: Oft berechtigt, wie sich in manchen Bereichen herausstellen sollte. Freunden, Bekannten und seiner Familie stand er gerne auch mit Ratschlägen zur Seite. Seine Erfahrung und seine Sachorientiertheit wurden stets geschätzt.

Helmut Rönz hat im Laufe seines langen ehrenamtlichen Wirkens viele Spuren hinterlassen. Vieles, was ihn ausmachte, ist in der heutigen Politik nicht mehr selbstverständlich. Helmut Rönz war ein streitbarer, leidenschaftlich diskutierender, bisweilen auch schlitzohriger Kommunalpolitiker. Er war ein Mann mit „offenem Visier“ und ein Mensch offener Worte: Kein langes „Drumherum-Reden“ - keine Hinterzimmer-Politik. Für seine engen Vertrauten waren nicht seine Ämter und Funktionen wichtig, sondern vielmehr seine Freundschaft. Diese zu pflegen, war ihm auch im fortgeschrittenen Alter noch wichtig, auch wenn man ihn gesundheitsbedingt in den letzten Jahren leider immer seltener in der Öffentlichkeit sah. Er wird der Bevölkerung als ein gradliniger, fairer und vielfach engagierter Familien- und Vereinsmensch in Erinnerung bleiben. Horst Hohn