
Am 13.06.2025
Allgemeine BerichteInterview mit Wehrleiter Dieter Merten über den Feuerwehreinsatz 2025 bei Rock am Ring
Herausforderung Festival: So packt die Feuerwehr bei Rock am Ring an
Nürburgring. Wenn Anfang Juni zehntausende Musikfans in die Eifel pilgern, um auf dem Nürburgring beim Kultfestival Rock am Ring zu feiern, steht nicht nur die Bühne im Fokus. Im Hintergrund sorgt ein fein abgestimmtes Netzwerk aus Rettungskräften für Sicherheit – allen voran die Freiwillige Feuerwehr Adenau. Dieter Merten, Wehrleiter und selbst seit der ersten Ausgabe 1985 dabei, spricht im Interview über die Herausforderungen eines solchen Großereignisses, über Logistik, Zusammenarbeit und Wertschätzung.
BLICK aktuell: Wie verlief der Einsatz der Feuerwehr Adenau bei Rock am Ring insgesamt – was waren die größten Herausforderungen?
Dieter Merten: Wir können glücklicherweise auf eine große Erfahrung zurückblicken, die genauso alt ist wie das Festival. Als heutiger Einsatzleiter der Feuerwehren kann ich schon behaupten, dass ich als Feuerwehrmann 1985 beim ersten Rock am Ring mit dabei war. Die Planung im Vorfeld erfordert sehr viel Zeit. Wenn es aber dann losgeht, greifen alle Zahnräder reibungslos ineinander. In diesem Jahr hatten wir glücklicherweise keine besonderen Vorkommnisse. Mit der vierten Bühne musste aber natürlich weiteres Personal und ein Löschfahrzeug organisiert werden. Gleichzeitig musste in diesem Jahr auch noch eine weitere Wache im Außenbereich besetzt werden. Hier konnten wir auf die bewährten Kräfte aus der Gemeinde Grafschaft zurückgreifen. Der Grundschutz für die Verbandsgemeinde Adenau darf bei der Planung nicht gefährdet werden. Insofern war die Vorplanung in diesem Jahr vermutlich die größte Herausforderung. Obwohl das Festival im Grunde genommen immer an der gleichen Stelle stattfindet, muss man sich trotzdem jedes Jahr neu darauf einstellen. Die ersten Gespräche für das Festival finden im Grunde genommen schon vier Wochen nach dem vergangenen Festival statt. Dann trifft man sich nämlich mit dem Veranstalter und spricht über die Dinge, die im nächsten Jahr verbessert werden können. Zu Beginn des neuen Jahres geht es dann in die ersten Begehungen des Festivalgeländes und auch schon in die ersten geänderten Abläufe. Danach wird das Konzept überarbeitet und erneut vorgestellt. Parallel dazu beginnt man schon mit der Personal- und Fahrzeugplanung. Wenn man so will, kann man sagen, dass uns so ein Festival das ganze Jahr über beschäftigt.
BLICK aktuell: Mit bis zu 56 Kräften waren Sie an neun Standorten gleichzeitig im Einsatz: Wie koordinieren Sie eine solche logistische Leistung auf einem Festivalgelände?
Dieter Merten: Wir haben eine Einsatzleitung unweit des Geländes eingerichtet. Hier wird auch eine Feuerwehreinsatzzentrale betrieben, da wir die Erstalarmierungen in der VG Adenau ebenfalls übernehmen. Alle Fäden laufen dort zusammen: Personalkoordinierung, Einsätze bedienen, Lagekarte führen usw. Es gibt eine personell entsprechend breit aufgestellte Einsatzleitung. Auf den Bühnenbereich wird über die Race Control ein besonderes Auge geworfen. Damit alle geordnet miteinander kommunizieren können, werden sogenannte Kommunikationspläne erstellt. Somit weiß jeder, auf welchem Kanal er zu funken hat oder wie er zu erreichen ist.
In diesem Jahr besuchte uns die Berufsfeuerwehr aus Karlsruhe. Im August findet dort ein AC/DC-Konzert mit ebenfalls 90.000 Besuchern statt. Sie waren während der Flut für einige Tage in der Einsatzleitung in Adenau. Dabei waren sie von unserer Arbeit begeistert und haben sich an uns zurückerinnert. Ein Festival von solcher Größe ist auch für sie etwas Neues. Wir haben ihnen unser Einsatzkonzept vorgestellt. Sie zeigten sich sehr interessiert und fanden unser Konzept sehr hilfreich. Bei ihrer Verabschiedung betonten sie nochmals, wie richtig es war, uns zu besuchen und sich unsere Erfahrungen in Großveranstaltungen vorstellen zu lassen.
BLICK aktuell: Welche Art von Einsätzen kam während des Festivals am häufigsten vor, und wie bewerten Sie den Verlauf des Festivals?
Dieter Merten: Die Festivalbesucher waren sehr rücksichtsvoll und zeigten im Wesentlichen großen Respekt und Dankbarkeit, wenn wir ihnen begegnet sind. Es war insgesamt durchschnittlich viel zu tun. Gaskartuschen machen ab und an Probleme oder es kam zu einem Feuer. Die Witterung hat die Brandgefahr sicherlich minimiert. Größere Brände gab es nicht, Entstehungsbrände in beispielsweise Müllcontainern konnten wir direkt löschen. Schaum war hierbei nicht erforderlich, auch wenn von manchen Festivalbesuchern spaßeshalber gefordert. Kleinere Verkehrsunfälle sind bei dieser großen Anzahl an Fahrzeugen normal. Häufig unterstützen wir den Rettungsdienst, wenn es in unwegsames Gelände geht.
BLICK aktuell: Wie wichtig war die Unterstützung durch andere Kommunen und Landkreise, und wie hat die Zusammenarbeit konkret ausgesehen?
Dieter Merten: Da unsere VG an diesem Wochenende von etwa 13.000 Einwohnern auf 110.000 Einwohner anwächst, müssen wir uns entsprechend vorbereiten. Es gibt aus dem Landkreis Vulkaneifel die Möglichkeit, auf einen Einsatzleitwagen zurückzugreifen, wenn es zu mehreren Einsätzen gleichzeitig kommen sollte. Um den Grundschutz in der VG Adenau nicht zu gefährden, wird auch das Gerätehaus Adenau dauerhaft besetzt. Außerdem sind Feuerwehreinheiten aus anderen Kommunen unterstützend im Einsatz. Die technische Einsatzleitung des Landkreises Ahrweiler ist dauerhaft besetzt. Sie kann uns bei Bedarf in der Führung unterstützen. Im Falle einer Lage, in der der Landkreis Ahrweiler die Einsatzleitung übernimmt, wäre es sozusagen andersherum. Diese Wege sind sehr kurz und werden in einem ständigen Austausch aktualisiert.
BLICK aktuell: Ministerpräsident Alexander Schweitzer hat die Einsatzleitung besucht – was bedeutet solche politische Wertschätzung für Ihre Arbeit?
Dieter Merten: Wir waren sehr erfreut über das gezeigte Interesse und konnten von unserer Vorplanung und jahrelangen Erfahrung berichten.
Vielen Dank für dieses Gespräch! ROB