Zweigverein Hillscheid des Förderkreises Limes des Westerwaldvereins hält Weltkulturerbe am Leben

Hillscheid – Das Dorf am Limes

Mit Winfried Schlotter aus Hillscheid zurück zu den Römern

22.08.2017 - 17:12

Hillscheid. Fährt man von Höhr-Grenzhausen nach Hillscheid und lässt kurz vor dem Bärenkreisel seinen Blick nach rechts schweifen, kann man durch die Bäume, nahe den Dorfwiesen, den Hillscheider Limesturm sehen, eine Rekonstruktion des ehemaligen Limesturmes 1/68, einem von insgesamt sieben Türmen, die sich lange bevor hier das erste Haus erbaut wurde, auf Hillscheider Ackerland befanden. Der „Limes romanus“ war die von den Römern gezogene Grenze zwischen dem römischen Gebiet und dem freien Germanien, welche sich im ersten und zweiten Jahrhundert nach Christus in Europa vom Norden Englands durch Mitteleuropa bis zum Schwarzen Meer erstreckte. Durch Gräben und Wälle, Palisaden und eine Kette von Wachtürmen sicherten die Soldaten damals das Römische Reich. Bei uns in Rheinland-Pfalz liegt der Limes heute überwiegend in den Wäldern von Taunus und Westerwald und so sind bei vielen Limesabschnitten Teile von Wall und Graben noch bis heute erhalten. So auch im Hillscheider Wald am Limeskastell. Wer nun denkt, dass es sich um langweiliges Geschichts- und Schulbuchwissen handelt, hat weit gefehlt, denn in Hillscheid gibt es Geschichte zum Sehen, Staunen, Anfassen, Begehen und Erleben. Und zwar für Kinder und Erwachsene, Familien, Kindergartengruppen und Schulklassen sowie den geschichtsinteressierten „Einzelgänger“. Einer, der dies den Besucher bei seinen Führungen sehr gut und mit viel persönlicher Begeisterung spüren lässt, ist Winfried Schlotter vom Zweigverein Hillscheid des Westerwaldvereins. Im Sommer 2005 wurde der Limes als größtes Bodendenkmal Mitteleuropas und antike Grenze zwischen dem Römischen Reich und den Germanen von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt und genießt somit internationalen Schutz. Und die Menschen des Zweigvereins des Förderkreises Limes des Westerwaldvereins in Hillscheid rund um Winfried Schlotter, die sich bereits seit vielen, vielen Jahren für dieses kulturelle Erbe Hillscheids einsetzen, tragen die Verantwortung zu dessen Erhalt und Förderung gerne mit. Doch die Hillscheider waren ihrer Zeit weit voraus, denn die Rekonstruktion des heutigen Hillscheider Markenzeichens nach der neuesten Limesforschung in der alten „Mühleck“ hatten sie sich bereits 1994 auf Initiative des Westerwaldvereins und mit Unterstützung des damaligen Landrates Peter Paul Weinert zur Aufgabe gemacht. So entstand der heutige Turm mit dem quadratischen Grundriss von fünf mal fünf Metern und einer Höhe von circa zwölf Metern ganz in der Nähe der Stelle, wo früher mal sein „echter“ Vorfahr stand. Der hatte seinen Platz nämlich genau da, wo heute die alte und die neue „Mühleck“ aufeinandertreffen. Möglich gemacht wurde der Bau des Denkmals vor über 20 Jahren von der Ortgemeinde Hillscheid, dem Westerwaldverein (Zweigverein Hillscheid) und vielen großen und kleinen Spendern von Privatpersonen und Unternehmen. Entlang der eingebauten Treppe, die eine gute Besichtigung des dreigeschossigen Turms ermöglicht, finden sich kleine Tafeln mit den Namen der Spender. Auch ein kleines Museum mit Exponaten hat dort seinen Platz gefunden, die Schlotter bei einer Turmführung stolz präsentiert.

Neben dem zwölf Meter hohen Monument befindet sich ein Informationspavillon, der zum einen die Möglichkeit bietet, interessierten Besuchern sein Geschichtswissen zu vertiefen, zum anderen auch Vereinen und Privatpersonen für Feiern zur Verfügung steht, da er sowohl mit sanitären Anlagen, als auch mit einer Küche eingerichtet ist. Alle zwei Jahre bietet der Pavillon auch die optimale Voraussetzung für die Bewirtung und das gemütliche Beisammensein während des Limesfestes. Direkt daneben, im Schutze des Limesturms, befindet sich der „Hortus Rusticus“, ein von den Limesliebhabern angelegter römischer Nutzgarten, in dem neben Zierpflanzen auch Kräuter angebaut werden. Vor einigen Jahren hatte man sogar versucht, ein Bienenvolk hier anzusiedeln, was allerdings letztlich leider nicht geklappt hat. Umso erfolgreicher ist der Anbau der Weinreben auf dem umzäunten Gelände. Seit 2012 wird aus den hellen und dunklen Weintrauben tatsächlich jährlich Wein gekeltert, Wein aus dem „Hillscheider Römergarten“.

Dieser Garten, der ebenfalls vom Zweigverein angelegt wurde und bis heute gepflegt wird, ist ein wunderschönes Fleckchen Erde am Rande Hillscheids und bietet auch Spaziergängern und Wanderern des überörtlichen Limeswanderweges die Möglichkeit für eine entspannte Pause im Grünen.

Aber Hillscheid hat in punkto Limes noch mehr zu bieten. Ein als Rundweg angelegter Pfad, der Limespfad, führt den geschichtsinteressierten Wanderer und Römerfan und die, welche es mal werden wollen, zum Kleinkastell, einem weiteren Limesmonument der Gemeinde. Hier sind neben dem im Grundriss nachgemauerten Turm und Kastell auch ein Nachbau des Palisadenzauns sowie von Wall und Graben zu sehen. Um an dieser Stelle dem Pfad weiter zu folgen, überquert man die Wiese entlang des aufgeschütteten Walls und findet am Eingang zum Wald das Hinweisschild zum weiterführenden Limespfad. Nach wenigen Schritten sieht der Wanderer dann in der Tat die fast 2000 Jahre alten Überreste des römischen Walls. Der Graben wurde bedauerlicherweise einige Jahre bevor der Limes zum Weltkulturerbe erklärt wurde zugeschüttet. Weiter geht es für den „Grenzgänger“, der hier auf den Spuren den Römer wandelt, durch den Wald zur Historiensäule und über weitere Stationen, wie zum Beispiel dem Rundofen, zurück zum Ausgangspunkt am Limesturm. Stationstafeln weisen auf der circa fünf Kilometer langen Strecke auf dorfgeschichtliche Besonderheiten hin.

Bei einer Führung durch den Turm mit Winfrid Schlotter wird dem Besucher schnell bewusst, dass er es hier mit einem Experten der römischen Geschichte zu tun hat, der sein Herzblut in die Rekonstruktion des Limesturms gesteckt hat und der mit Leib und Seele für dessen Erhaltung sowie der des Kleinkastells im Hillscheider Wald, an dem übrigens auch der überörtliche Limeswanderweg entlangführt, steht. Stolz berichtet er, dass bei Ausgrabungen in Hillscheid auch eine alte römische Münze gefunden wurde. Doch Winfried Schlotter bangt ein wenig um das Fortbestehen der Tradition und dem Erhalt der Pflege dieses einzigartigen Weltkulturerbes in seinem Dorf am Rande des Westerwaldes. „Einige, die sich vor über 20 Jahren hier eingesetzt haben sind weggezogen oder können den Zweigverein aus Altersgründen nicht mehr unterstützen. Uns fehlt es an Nachwuchs, diese Kulturstätte am Leben und für die Öffentlichkeit zugänglich zu erhalten.“, berichtet er etwas bedrückt. Die Frage nach seinem Wunsch für die Zukunft in Bezug auf den Limes in Hillscheid beantwortet Schlotter so: „Ich wünsche mir, dass das so weitergeführt wird. Wenn wir, die Generation, die das alles geschaffen hat, wenn die mal nicht mehr da ist, dann wird’s schwierig. Wenn nicht Ehrenamtliche da sind, die das weiterführen, dann wird alles an der Gemeinde hängen. Die jungen Leute sind heutzutage beruflich sehr eingespannt und das Freizeitangebot ist auch sehr groß.sodass für ein ehrenamtliches Engagement kaum Zeit bleibt.“ Die zukünftige Förderung und das Fortbestehen der Pflege des Weltkulturerbes in Hillscheid liegt nach Meinung Schlotters in den Händen von Personen und dem Interesse der Leute. In den letzten Jahrzehnten gab es viele Menschen, die ein großes Interesse an der Arbeit rund um diese Geschichtsstätte hatten und sich in Arbeitskreisen ehrenamtlich einbrachten. Aber wichtige Leute seien heute in einem Alter, in dem sie nicht mehr können, so Schlotter. Die Zukunft des Projektes ist also etwas ungewiss, denn der Verein benötigt ehrenamtliche Helfer und die Unterstützung der Gemeinde.

In den Monaten von April bis Oktober ist der Turm jeden Samstag, Sonn- und Feiertag von 14 bis 17 Uhr zur kostenlosen Besichtigung geöffnet. Der Förderkreis des Limesturms freut sich natürlich über jede Spende, die dem Erhalt des Turmes dient. Gruppen können den Turm auch außerhalb der Öffnungszeiten nach Anmeldung besichtigen. Weitere Informationen erteilt gerne Winfried Schlotter aus Hillscheid unter 02624 3843.

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