Auftaktveranstaltung im Sinziger Schloss
Hochwasserschutz im Fokus
Neues Konzept soll mit starker Beteiligung der Bürger entstehen
Sinzig. Die Stadt Sinzig arbeitet an einem Konzept zur Hochwasservorsorge und zum Hochwasserschutz. Die Bürger sollen bei der Erstellung dieses Konzeptes über verschiedene Bürgerworkshops und auf verschiedenen Ebenen stark eingebunden werden.
Die Auftaktveranstaltung gab es am vergangenen Dienstag im Sinziger Schloss. Das Interesse der Sinziger war zwar erfreulich, aber um es einmal vorsichtig zu formulieren: ein übergroßes dichtes Gedränge gab es bei der Veranstaltung nicht.
Bürger können Anregungen und Fotos einsenden
„Jeder trägt beim Hochwasserschutz selbst Verantwortung“, hatte Sinzigs Bürgermeister Andreas Geron direkt in seiner Begrüßung deutlich gemacht. Anregungen und auch Fotos vergangener Hochwasserereignisse kann übrigens jeder Sinziger unter der eigens eingerichteten E-Mail-Adresse hochwasser@sinzig.de direkt an die Stadtverwaltung senden. Überhaupt sollte man den Internetauftritt der Stadt Sinzig in den nächsten Wochen und Monaten genau beobachten. Denn im Ratsinformationssystem werden unter dem Stichpunkt Hochwasser zahlreiche Informationsseiten und auch Kartenmaterial der Landesregierung verlinkt werden.
Dann war es aber an einer illustren Expertenrunde, die Sinziger über die drohenden Hochwassergefahren aufzuklären. Ralf Schernikau von der Landeszentrale für Umweltaufklärung in Mainz sprach über die Rheinhochwasser ebenso wie über die verstärkt auftretenden Starkregenereignisse. Zwar wurde beim Weihnachtshochwasser im Jahr 1993 am Pegel Andernach mit 10,51 Metern ein absoluter Rekordwert gemessen. Doch der Mann aus Mainz bezeichnete dies eher als ein mittleres Rheinhochwasser. Werte von 11,45 Meter oder beim Extrem-Hochwasser gar 12,70 Meter halten Experten durchaus für möglich.
Keine Vorwarnung bei Starkregenereignissen
Während es beim Rheinhochwasser gewisse Vorwarnungszeiten gibt und die Anlieger mit den braunen Fluten von Vater Rhein auch aus jahrzehntelanger leidvoller Erfahrung umzugehen wissen, können die Starkregenereignisse im Zuge des Klimawandels ohne jede Vorwarnungszeit entstehen. Die Gewitterzelle, die im Juni 2016 auf der Grafschaft für verheerende Überschwemmungsschäden sorgte, war eben nicht vorherzusehen.
Ralf Schernikau machte aber auch deutlich, dass der technischen Hochwasservorsorge durch Polder, Dämme und Rückhaltebecken letzten Endes Grenzen gesetzt sind. Immerhin laufen zur Zeit die Vorbereitungen und die Arbeiten an Hochwasserschutzkonzepten in fast 500 Ortschaften landesweit. Was die Ingenieure vor Ort tun könnten, machten Stefan Porz und seine Kollegen von der Bürogemeinschaft Porz und Partner deutlich, die sich in Sinzig vor Ort um die technische Seite des Hochwasserschutzes kümmern werden. Rund ein Jahr lang sollen die Arbeiten am Hochwasserschutzkonzept dauern.
Gegen Elementarschäden versichern
Von den Experten als ganz wichtiger Eckpfeiler privater Vorsorge immer wieder genannt und ins Feld geführt: Der Abschluss einer Grundversicherung gegen Elementarschäden, die zur Gebäudeversicherung und zum Hausrat einfach dazugehört. „Auch die kann keine Schäden verhindern, aber die finanziellen Auswirkungen deutlich abmildern“, hieß es wiederholt im Sinziger Schloss.
Kevin Handke legte dar, wie die Landwirtschaft dazu beitragen kann, durch Anbaumethoden und Einsatz moderner Technik die Erosion und auch das Hochwasser in der Fläche einzudämmen. Handke arbeitet für die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft und ihre insgesamt acht Tochterinstitutionen in Rheinland-Pfalz.
Wie gesagt, das Hochwasserschutzkonzept in Sinzig steht erst ganz am Anfang. Weitere Informationsveranstaltungen und auch zahlreiche Workshops mit intensiver Bürgerbeteiligung sollen folgen. In rund einem Jahr sollen die Abschlussergebnisse der Arbeit dann vorgelegt werden. BL
