Erhard Wacker publiziert 700 Remagen-Fotos von Baptist Schneider

Imposante Bilder vom Rhein

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Vom Hochwasser umgeben: Ausrufer in Kripp. Fotos: Baptist Schneider

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: Knochenharte Arbeit: Verladung von Basalt am Unkelstein

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: Imposante Zuwegung zur Villa Heimann, Kölner Straße 1

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Mitarbeiter oder Familie? Firma Becher unternimmt eine Bootsfahrt.

Remagen. Zwei Bände, 700 Fotos und alle diese Ablichtungen aus der Kernstadt Remagen und direkter Umgebung: Erhard Wacker bringt die zweigeteilte Neuerscheinung heraus, um das Gesamtwerk des Remagener Profi-Fotografen Baptist Schneider zu würdigen. Weitere Bände mit dem dokumentarisch wertvollen Material, die etwa Porträts zeigen oder Ansichten von Ahr, Eifel und Mosel, sollen die Reihe fortsetzen.

Teil I und Teil II von „Baptist Schneider (1867 – 1946) Gesamtwerk der Fotografien – Remagen“ aber widmen sich der Stadt am Rhein mit 700 Fotos aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dass die Lichtbilder Schneiders gebündelt gezeigt werden, ist ein absolutes Novum. Etliche Motive sind in Wanderführern abgebildet, im „Bildband der schöne Kreis Ahrweiler“ (1927) oder als Postkarten. Die KSK Ahrweiler gab 2006 einen Kalender heraus. Die Stadt Remagen hat Einzelmotive groß aufgezogen an der Rheinpromenade gezeigt. Wacker selbst hat 2023 in Band 13 seiner Apollinaris Bibliothek Fotografien von den Fresken der Apollinariskirche bis 1945 veröffentlicht und dabei auf Baptist Schneiders qualitätvolle Arbeiten zurückgegriffen. Aber kein Werk hatte eigens Schneiders Schaffen zum Thema und keines hat je so viele seiner Fotografien zusammengefasst.

„Diese Bilder sind mir ganz wichtig“, betont Wacker, dessen Publikationen üblicherweise dem Apollinarisberg gelten. Große Teile davon liegen bei der Familie des Fotografen, andere bei privaten Sammlern. Wacker selbst erhielt von privat 200 Aufnahmen. Von Peter Lüdtke aus Remagen, der die Negative von Glasplatten digitalisiert und sie zur freien Verfügung gestellt hat, bekam er 1500 Scans. Diese hat auch das Stadtarchiv. Der zweite Hauptanteil stammt als digitale Kopien von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE), genauer der Direktion Landesdenkmalpflege in Mainz. „Als Ergebnis der Forschung liegen mir jetzt rund 2200 Fotografien von ihm vor, meistens in digitaler Form. Diesen fotografischen Schatz halte ich für so wichtig, dass er systematisch erschlossen und der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt wird“, erklärt Wacker. Rolf Plewa liefert einen biografischen Beitrag zum Buch. Wacker hat aus Schneiders Auftragsbuch für 1920 bis 1927 als Arbeitsfelder des rührigen, ausgezeichneten Fotografen herauskristallisiert: Porträts, Familie, Vereine, gewerbliche Aufträge, Bergbau und Geologie, Landschaft und Verlag. Bitter war, dass Baptist Schneider 1945 mitansehen musste, „wie die Besatzer nicht nur die Möbel vom Balkon des Hauses, nun in der Marktstraße, warfen, sondern aus seinen Negativplatten eine Glassplitterkaskade wurde.“ (Plewa)

Als Arbeitsfelder erscheinen private Fotos zu Familienereignissen, Porträts, zudem gewerbliche Aufträge wie für H. Lindecke Obst und Rosenkuren, die Kripper Lederfabrik oder das Pensionat Haus Hohenlinden, erbaut um 1900, das viele Funktionen und Besitzer erlebte (heute Hilfe für Mädchen). Allein 46 Positionen umfasst die Fresken-Dokumentation der Apollinariskirche für ein 1920/1921 nicht verwirklichtes Buchprojekt und 31 Bilder von der Provinzial Heilanstalt Johannistal in Viersen. Die thematisch gegliederten Remagen-Bände bringen in Teil I Überblicke über Rhein und Siedlung, ungewohnte Blicke über unbebaute Flur, Lederfabrik und Bechers Holz verarbeitender Betrieb, Villen mit prachtvollem Interieur, auch unbekannte Villen und Schlösser, die es noch zu identifizieren gilt. Allein der Rhein fasziniert immer wieder anders, führt Fischerboote, Segel- und Dampfschiffe, „Apollinaris III“, Frachtschiff des Mineralwassers mit einer Niederlassung am Fluss. Die Ludendorff-Brücke steht noch. Mal gibt es Eis auf dem Rhein, mal schiebt er seine Fluten zwischen die Häuser von Kripp.

Außerhalb des Zentrums fing Schneider Fachwerkhäuser in Unkelbach ein, Kirchlein St. Gertrudis und Friedhof von Oedingen, Haus Schwanen, Haus Gütgemann und die evangelische Kirche von Oberwinter. Er zeigt den Birkenwald auf dem Reisberg, bringt Bilder vom Winterwald in Remagen fotografiert das Richtfest des im Jahr 1900 eröffneten Ausflugslokals Waldburg. Aber auch der Remagener Friedhof und Kripp im Hochwasser sind abgebildet, die Maloche beim Basaltabbau in Unkelbach sowie der Steine-Verladung am Rhein über schmale Stege. Teil II hat Kirchen, Schulen, Museum und Gewerbe zum Inhalt. Da nehmen etwa ungemein stimmungsvolle Aufnahmen der Apollinariskirche inmitten einer großartigen Kulturlandschaft gefangen und im Inneren ihre reiche Freskenwelt. Man staunt angesichts dieser Bilder, versucht sich zu orientieren und wird hereingezogen in eine andere Zeit, die nicht selten einen Zauber zu entfalten vermag.

Weitere Informationen

Band 21 (ISBN 978-3-910257-21-4) und Band 22 (ISBN 978-3-910257-22-1) Baptist Schneider (1867 – 1946). Gesamtwerk der Fotografien, herausgegeben von Erhard Wacker, jeweils DIN A4-Format kosten pro Band 15 Euro. Erhältlich bei der Buchhandlung Geber in Remagen.