Gesprächsrunde des Beirats für Migration und Integration der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler
Integration - Eine schwierige und komplexe Aufgabe, aber machbar
Bad Neuenahr-Ahrweiler. Am 18. Dezember jeden Jahres wird der im Jahr 2000 von der UNO ausgerufene Tag der Migranten begangen. Dieses Datum war Anlass für den Beirat für Migration und Integration der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, zu einer Gesprächsrunde in das Mehrgenerationenhaus in Bad Neuenahr einzuladen.
In seiner Begrüßung erinnerte der Vorsitzende des Beirats Servet Osmani an die Tatsache, dass Flüchtlinge auch Menschen sind, die Hilfe und Unterstützung brauchen, um sich in einem neuen, für sie fremden Land zurechtzufinden. Es gibt aber auch viele Beispiele für gelungene Integration. Damit übergab er das Wort an Ghazel Wahisi.
Erfahrungen mit Migration
Ghazel Wahisi, in Afghanistan geboren und mit zehn Jahren als Flüchtling nach Deutschland gekommen, berichtete über ihre Erfahrungen mit Migration und Integration. Sie erklärte zunächst, dass kein Flüchtling freiwillig sein Land und seine Heimat verlässt, nicht zuletzt, weil Flucht mit einem Verlust an Identität, Ehre und Besitz verbunden ist. Das Thema Migration und Integration wird in der deutschen Öffentlichkeit oftmals einseitig dargestellt. Berichtet wird von Beispielen misslungener Integration, mit der Folge, dass dies dann für alle Flüchtlinge gelten würde. Ghazel Wahisi betonte, dass die Eingliederung von Migranten in die deutsche Gesellschaft keine Einbahnstraße ist, sondern Forderungen an beide Seiten beinhaltet. Die deutsche Integrationspolitik werde aber nur halbherzig angegangen. An vielen Stellen fehlt es an Unterstützung. So gibt es beispielsweise an den Schulen nur selten Islamunterricht, den man den Predigern in Moscheen überlässt, ohne zu wissen, was den Jugendlichen dort vermittelt wird. Ghazel Wahisi erklärte schließlich, Deutschland habe so viele positive Seiten in Sachen Weltoffenheit und Toleranz, die aber nicht von allen, auch nicht von allen Deutschen geschätzt werden.
Als Nächster kam Werner Rex von der Ökumenischen Flüchtlingshilfe Rhein-Ahr e.V. zu Wort. Er erinnerte zunächst an die geschichtliche Entwicklung der Ausländerpolitik hierzulande, die lange Zeit geprägt war von einer ablehnenden Haltung gegenüber Zuwanderern aus anderen Ländern. Die Politik hat immer wieder erklärt, Deutschland sei kein Einwanderungsland, obwohl die Realität längst anders ausgesehen hat. Bis heute gibt es kein Gesetz, das die Zuwanderung steuert. Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand wusste: Am Tag der Veranstaltung verabschiedete die Bundesregierung einen ersten Entwurf, der die Zuwanderung von Fachkräften aus Nicht-EU-Staaten regelt.
Gute Eingliederung im Sportverein
Werner Rex beleuchtete dann die Rolle verschiedener Institutionen bei der Integration von Migranten. Eine positive Funktion kommt in diesem Zusammenhang den Vereinen aller Art zu. Besonders in Sportvereinen funktioniert die Eingliederung zumeist sehr gut. Auch die Kirchen engagieren sich bei dieser Aufgabe, sie müssen sich aber dem Thema noch weiter öffnen. Das gilt auch für die muslimische Gemeinde in der Kreisstadt.
Viele Unternehmen standen der Ausbildung und Beschäftigung von Zuwanderern bislang eher skeptisch gegenüber. Der akute Fachkräftemangel in der Wirtschaft bewirkt allerdings ein allmähliches Umdenken. Vor allem familiengeführte mittelständische Betriebe hätten die Chancen erkannt und fördern die Beschäftigung von Migranten.
Mit Blick auf die Schulen ist festzustellen, dass sie versuchen, die Integration ausländischer Jugendlicher zu fördern, bei ihren Bemühungen aber von den Schulbehörden oft alleine gelassen werden.
Von großer Bedeutung sind schließlich auch die Beiräte für Migration und Integration, weil sie ein Bindeglied zwischen Migranten und staatlichen Institutionen sind. Alles in allem gibt es in Sachen Integrationspolitik zu viel Bürokratie und zu wenig Transparenz bei den Zuständigkeiten der Instanzen.
Schließlich ergriff die frühere Vorsitzende des Beirats Asuman Bender, die 1991 aus der Türkei nach Deutschland kam, das Wort. Ihr besonderes Anliegen war die enorme Bedeutung, die dem Erlernen der deutschen Sprache zukommt, denn die Sprache lernen heißt auch die Kultur lernen.
Einig waren sich die Teilnehmer der Gesprächsrunde, dass die Lage der ausländischen Mitbürger in Bad Neuenahr-Ahrweiler, die, bezogen auf das gesamte Kreisgebiet, acht Prozent der Bevölkerung stellen, vergleichsweise günstig ist. Es gibt keine kasernierte Unterbringung von Flüchtlingen. Die politischen Spitzen der Stadt und des Kreises, Bürgermeister Guido Orthen und Landrat Dr. Jürgen Pföhler, stehen den Problemen sehr offen und engagiert gegenüber. Dennoch bleibt noch viel zu tun. Dazu gehört auch, so der Vorsitzende Servet Osmani, die Bekanntheit des Beirats für Migration und Integration zu steigern und seinen Einfluss zu erhöhen. Zum Schluss der Veranstaltung wurde von mehreren Seiten angeregt, für die Zukunft den 18. Dezember als festen Termin für eine öffentlichkeitswirksame Veranstaltung zu etablieren.
Ghazel Wahisi berichtete von ihren Erfahrungen bei der Integration.
