Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe Ahrweiler im Landesjagdverband Rheinland-Pfalz
Jäger treten beim Land für Mitsprache und Selbstverwaltung ein
Kreis Ahrweiler. „Jagd und Forstwirtschaft stehen so nahe zusammen wie nie zuvor.“ Das unterstrich Vorsitzender Ralf Schmitt bei der Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe Ahrweiler im Landesjagdverband Rheinland-Pfalz. In Dernau. Die Kreisgruppe ist der Zusammenschluss von rund 800 Jägern im Kreis Ahrweiler. Schmidt anerkannte mit seiner Feststellung den intensiven Austausch mit den Forstämtern Adenau und Ahrweiler zum Thema ökologischer Waldumbau und nannte als Beispiel Denkansätze des Forstes, dass „Wildruhezonen oder Daueräsungsflächen durchaus unterstützend auf den unerwünschten Wildverbiss einwirken können“. Schmidt vor dem Plenum der Jäger im vollbesetzten Culinarium: „Dies sind konstruktive Gespräche, die wir in der Vergangenheit nicht immer so einvernehmlich geführt haben.“ Investitionen in die Waldökologie, Säume, Ruhezonen und Äsungsflächen im Sinne einer nachhaltigen Forstwirtschaft nach guter fachlicher Praxis seien auch vor dem Hintergrund des Klimaschutzes im Interesse der Jägerschaft.
Wirtschaftsfaktor Jagd
Die übrigens auch einen Wirtschaftsfaktor für den Kreis Ahrweiler darstelle. Denn neben der Finanzierung von Biotopverbesserungen oder Wildschadensregulierungen zahlen die Jäger pro Jahr rund zwei Millionen Euro an Jagdpacht an die Grundeigentümer und der Kreis erhält 400000 Euro an Jagdsteuer. Schmidt warf aber auch ein: „Wenn es um den Zwist zwischen Jägern und Förstern geht, also den beiden Gruppierungen die aktiv eingreifen um den Waldumbau möglich zu machen, sind es zuerst die Waldbesitzer und Zertifizierer, die gefordert sind, klare und gerechte Regeln zu schaffen.“ Die Abschusszahlen des vergangenen Jahres würden belegen, dass die Jäger zur Stelle seien.
Zahlenwerk
Das Zahlenwerk präsentierte Kreisjagdmeister Stephan Schuck. Beim Rotwild habe es nach dem Abwärtstrend der Abschüsse in den Vorjahren eine Stabilisierung gegeben von 1372, 1370 auf 1407. Die Erfüllungsquote betrage damit zufriedenstellende 85 Prozent. Beim Muffelwild habe eine Abschusserfüllung von über 300 Prozent erreicht werden können. Beim Schwarzwild (Abgang 2483, Vorjahre 2924, 2706, 5958) habe sich die Strecke jedoch wiederum vermindert. Das führte Schuck auf die erschwerten Jagdbedingungen infolge der Waldmast zurück. Und auch der trockene Sommer habe keinen positiven Beitrag geleistet. Für das laufende Jagdjahr rechnet Schuck jedoch mit einem deutlichen Anstieg der Abschüsse. Beim Rehwild lag der Gesamtabgang wiederum über dem sehr hohen Vorjahr (4248, Vorjahre 3973, 4269, 4026). Der Kreis besitzt kein Damwildhegegebiet, erlegt wurden gleichwohl 83, Vorjahre 89, 198, 102.
Schucks Fazit: „Die Bestände beim Schalenwild befinden sich daher auf einem guten Niveau, eine Bejagung ist in Zukunft nicht nur möglich, sondern nötig. Die Landschaften des Kreises weisen für diese Wildarten nachhaltig gute Voraussetzung und Biotope aus. Teilweise sind aus landeskulturellen Gründen eine Zuwachsbegrenzung und auch eine Reduzierung gefragt.“
Herausforderungen
Für den Kreis Ahrweiler unterstrich der Kreisbeigeordnete Horst Gies, der auch Vize der Kreisgruppe ist: „Eine große Herausforderung wird es zukünftig sein, den Erhalt unseres Waldökosystems, welches an den Klimawandel angepasst werden muss, in Zusammenarbeit mit der Forstwirtschaft zu bewerkstelligen. Das Wild ist ein wichtiger Bestandteil dieses Ökosystems Wald.“ Die Erwartungen der Gesellschaft an die Jägerschaft seien groß - von der Minimierung der Wildschäden über einen nachhaltig betriebenen Naturschutz bis hin zur Seuchenbekämpfung und zur Wildunfallverhütung. Jägerinnen und Jägern werde viel abverlangt.
Zum Landesjagdgesetz
Thema aller Redner war die Novellierung des Landesjagdgesetzes. Dazu habe der Landesjagdverband eine 100 Seiten starke Stellungnahme verfasst, erklärte Schmidt. „Wir stützen uns dabei auf wildbiologische Grundlagen, Lebensraum- und Nahrungsansprüche unserer heimischen Arten. Faktenorientiert, wissenschaftsbasiert wurden zudem auch Infoveranstaltungen für Politiker in Fallen- und Baujagd durchgeführt. Wir nahmen zudem am parlamentarischen Abend teil und suchten die Gespräche. Warten wir ab, was all diese Bemühungen mit sich bringen werden“, so der Kreisgruppenvorsitzende.
Die Forderungen der Jägerschaft fasste Dr. Sven Bischoff als neuer Geschäftsführer des Landesjagdverbandes zusammen. Hier einige Kernpunkte: Erhaltung von Mitsprache und Selbstverwaltung. Soll heißen, keine Abschaffung des Kreisjagdmeisters als gewählten Vertreter der Jäger gegenüber der Verwaltung, keine Abschaffung der Kreisjagdbeiräte und keine Abschaffung der Hegegemeinschaften. Keine einseitige Betonung von forstökonomischen Aspekten und Waldschutzinteressen. Umfassendes Wildtier- und Lebensraummanagement: Nicht nur Wildreduktion, sondern auch ein Lebensraummanagement mit dem Ziel eines ganzheitlichen Ansatzes zur Wildschadensreduktion (Deckung, Äsung und Ruhe) bis zu Regelung der Waldnutzung für die Freizeit, um die Wünsche der Bürger nach Erholung und Freizeitsport im Wald mit den Bedürfnissen der Wildtiere in Einklang zu bringen. Faktenbasierte und wissensorientierte Diskussion ohne Ideologie.
Mit dem entsprechenden Referentenentwurf aus Mainz rechnet Dr. Bischoff im Mai: „Diesen werden wir sehr genau analysieren und mit den Jägern unsere roten Linien definieren. Wir sind auch aktuell schon dabei, hier eine Kampagne vorzubereiten. Denn eines darf man nicht vergessen: Es geht in der Jagd nicht ohne und gegen uns, sondern nur gemeinsam.“
Ehrungen
Traditionell gehörte zu der von Jagdhornbläsern umrahmten Hauptversammlung auch die Ehrung verdienter und langjähriger Mitglieder. Diesen Part übernahmen für den Vorstand Vize Birgit Groß und Schriftführerin Dr. Ute Weiß. Das Verdienstabzeichen des Deutschenjagdverbandes in Bronze ging an Thomas Andres und Jürgen Lüdtke. Das silberne Abzeichen des Landesjagdverbandes nahm Hannes Fritz entgegen. Bronze der Jagdhornbläser ging an Axel Sulzer und Silber an Elisabeth Drodt. Für 25-jährige Mitgliedschaft geehrt wurden Helmut Brand, Volker Tombeux sowie Reinhold Stumpf, und seit 40 Jahren dabei ist Siegfried Schumacher. GS
Dr. Sven Bischoff ist neuer Geschäftsführer des Landesjagdverbandes.
