Förderverein der ehemaligen Synagoge Niederzissen präsentiert seinen Lernkoffer für Kitas und Schulen
„Judentum im Taschenformat“
Niederzissen. „Die Vermittlung jüdischer Kultur ist von großer Bedeutung für unsere Gesellschaft. Das Jüdische Museum in der ehemaligen Synagoge von Niederzissen bietet nicht nur einen tiefen Einblick in das einst blühende jüdische Leben im Brohltal, sondern dient auch als wichtiger Ort des Gedenkens und der Begegnung. Die beeindruckenden Genisa-Funde und die vielfältigen Angebote machen das Museum zu einem lebendigen Lernort für alle Generationen.“ Das hatte der Mainzer Kulturstaatssekretär Jürgen Hardeck beim Festakt zur Würdigung der Einrichtung als Museum des Monats im September gesagt.
Doch das Haus unter Federführung des Kultur- und Heimatvereins um Richard Keuler soll nicht alleine Lernort sein. Jüdisches Leben und jüdische Kultur sollen auch in Schulen vermittelt werden. Diese Intention hatte Anne Wagner vom Förderverein. Und so präsentierte die Gymnasiallehrerin für Geschichte jetzt vor Lehrern aus der ganzen Region in der vor zwölf Jahren eröffneten Begegnungs- und Erinnerungsstätte ein neues Projekt des Fördervereins, einen Lernkoffer zum Judentum für die Bildungsarbeit.
Begrüßt von Keuler und Reinhard Wolff als Vorsitzendem des Fördervereins führte Wagner, die auch Vize der Förderer ist, den interessierten Lehrern das „Judentum im Taschenformat“ vor. „Drei Jahre hat es von der ersten Idee bis zur Realisierung gedauert“, sagte Wagner zu Blick aktuell. Es gehe bei dem Projekt, das in Workshops von Kultur- und Heimatverein, Lehrern und Schülerinnen entstanden ist, darum, und das sei aktueller denn je, Berührungsängste und Vorurteile abzubauen.
Mit dem Lernkoffer „Judentum im Taschenformat“ möchte der Förderverein Schulen, Kindergärten und Jugendgruppen eine besondere Möglichkeit bieten, das Judentum auf eine interaktive und greifbare Weise zu entdecken. Der Koffer enthält Objekte zum Anfassen wie eine nachgebildete Tora oder eine Menora sowie Begleittexte in handlicher Postkartengröße, die Einblicke in verschiedene Bereiche des jüdischen Lebens damals wie heute gewähren. Die ansprechende Begleitfigur Sally Berger, der Anfang des 20. Jahrhunderts in Niederzissen aufwuchs, führt die Nutzer durch vier verschiedene Module mit zahlreichen passenden Objekten im Koffer. Mit der Figur Sally, die der Künstler Torsten Wagener aus einem von Sally Berger einst als Kind in einem Heft gezeichneten Selbstporträt entwickelt hat, kann laut Anne Wagner die Wissensvermittlung mit Leichtigkeit und Freude vertieft werden, gleichzeitig erleichtert es für die Lehrpersonen die Vorbereitung.
Der Lernkoffer umfasst vier Module mit folgenden Themen, die in weitere Unterthemen untergliedert sind: „Tora“, „Jüdische Lebensfeste und Alltag“, „Jüdische Feier- und Gedenktage“ sowie „Rituelle Reinheit“. Bei der Präsentation gab es für die teilnehmenden Lehrer die Möglichkeit, den Lernkoffer kennenzulernen und von Anne Wagner mehr über seine Einsatzmöglichkeiten im Unterricht und in der Bildungsarbeit zu erfahren. „Wir sind überzeugt, dass ‚Judentum im Taschenformat‘ eine wertvolle Bereicherung der pädagogischen Arbeit darstellen wird“, erklärte denn auch Reinhard Wolff.
Bislang gibt es fünf Lernkoffer, von denen drei zur kostenlosen Ausleihe bereitstehen. Sie müssen nach Abschluss eines Ausleihvertrages nur abgeholt und wiedergebracht werden. Ein Blick in „Judentum im Taschenformat“ kann von Schulen auch in Kombination mit einem Besuch in der ehemaligen Synagoge verbunden oder als Vorbereitung darauf genutzt werden. Informationen zum Museum und zur Ausleihe gibt es unter www.ehem-synagoge-niederzissen.de. GS
