
Am 31.10.2016
Allgemeine BerichteKarnevalsgesellschaft „Blau-Weiß“ Niederlützingen feiert am kommenden Wochenende sein 50-jähriges Bestehen
„Kasalla“ zum Geburtstag
Niederlützingen. Am kommenden Wochenende dreht sich in Niederlützingen alles um die örtliche Karnevalsgesellschaft „Blau-Weiß“. Diese feiert am 4. und 5. November ihr 50-jähriges Bestehen. Zum Auftakt gibt es am Freitagabend einen Festkommers in der Lavahalle. Hier stehen Unterhaltung und Kurzweil im Mittelpunkt. Natürlich wird es auch einige Ehrungen geben. Am Samstagabend steigt an gleicher Stelle dann die große Jubiläumsparty. Mit von der Partie sind u.a. die Gruppen „Heavens a Beer“, „de Botzedresse“, „Fiasko“ und als absoluter Höhepunkt die Kölner Kult-Band „Kasalla“. „Blick aktuell“ hat aus Anlass des „runden Geburtstags“ einmal in der Vereinshistorie geblättert. Ende 1966 trafen sich mehrere Lützinger, um darüber zu beraten, wie man den Rosenmontag in Niederlützingen attraktiver gestalten könne. Einen Rosenmontagszug gab es zu dieser Zeit nicht. Die Idee zur Gründung einer Karnevalsgesellschaft war geboren. Die offizielle Gründungsversammlung im Gasthaus „Geschwister Schmitz“ ließ nicht lange auf sich warten. Zum ersten Vorsitzenden wählten die Anwesenden Hans-Willi Wolf, der den Verein bis 1970 leitete. Sein Nachfolger wurde Günter Mainz. Die weiteren Vorsitzenden waren: Anton Holzmann, Rudi Holzmann, Hans-Werner Doll, Winfried Mohr, danach erneut Hans-Werner Doll, Erich Müller, Hans-Gerd Keldenich, Hans-Peter Heinrichs und seit 2011 Rudolf Schmitz. Natürlich wurde auch vor 1966 bereits ausgiebig Fastnacht in Niederlützingen gefeiert. Hinweise darauf gehen bis in die Anfangsjahre des 20. Jahrhunderts zurück. So war beispielsweise 1909 bereits eine Karnevalsgesellschaft gegründet worden. Die Niederlützinger Karnevalisten hatten in den zwanziger und in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts sowohl Sitzungen, Masken- und Kostümbälle und natürlich auch Umzüge durchgeführt. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs waren dann sämtliche Vereinsaktivitäten zum Erliegen gekommen. In den 50er und 60er Jahren wurde der Lützinger Karneval wiederbelebt. Es entstand ein Möhnenverein, der an Weiberfastnacht aktiv war; der örtliche Männergesangverein „Unterhaltung“ organisierte Sitzungen. Nach diesem kurzen Exkurs wieder zurück zur Karnevalsgesellschaft „Blau-Weiß“. Mit Engagement, gutem Willen und tatkräftigem Einsatz erreichten die überwiegend jungen Leute ihr Ziel, das Karnevalsgeschehen in der Gemeinde zu beleben. Eine Stadtsoldatengruppe fand sich zusammen und führte am Rosenmontag Verhaftungen durch. Die Dorfbewohner wurden zum Feuerwehrhaus am Raiffeisenplatz gebracht, dort vom KG-Vorsitzenden Willi Wolf abgeurteilt und vor die Konfetti-Kanone gestellt. Relativ früh kamen die KGler auch auf die Idee, einen Karnevalszug zu veranstalten. Gesagt, getan. Ende der 60er Jahre fand wieder ein
Rosenmontagszug in Niederlützingen statt, an dem sich nahezu alle Vereine aus Nieder- und Oberlützingen beteiligten. Mit den Brohler Karnevalisten einigten sich die Lützinger Jecken in der Folgezeit darauf, Rosenmontagszüge im jährlichen Wechsel in den beiden Ortsteilen zu veranstalten. So ist es bis heute geblieben. Tradition hat mittlerweile auch „das Erbsensuppe-Essen“, zu dem die Karnevalisten die Bevölkerung am Rosenmontag einladen.
Ab der Mitte der 70er Jahre arbeitete die KG „Blau-Weiß“ darauf hin, den Saalkarneval zu beleben und wieder Karnevalssitzungen zu organisieren. 1979 war es soweit: Im Saal des Gasthauses „Geschwister Schmitz“ fand die erste Sitzung der KG statt. Die Stadtsoldaten fungierten als Elferrat. Hans-Peter Gammel übernahm das Amt des Sitzungspräsidenten – er hat es bis heute inne!
Der Erfolg der Premiere war überwältigend. Die Karten waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft und das Sitzungsprogramm ließ keine Wünsche offen.
Seit dieser Zeit gehören die Gala-Sitzungen – mittlerweile finden pro Session zwei in der Mehrzweckhalle statt – zum festen Bestandteil des Karnevals auf der Lützinger Höhe. Bemerkenswert ist, dass es in der Regel „Eigengewächse“ sind, das heißt, Mitglieder der KG „Blau-Weiß“, die als Büttenredner, Funken, Musikanten und Tanzgruppen glänzen. Im Jahre 1981 präsentierten die Stadtsoldaten erstmals ein Tanzpaar - Rita Doll und Peter Distelrath - und erweiterten das tänzerische Angebot. Tanzpaare hat es seitdem Jahr für Jahr gegeben. Bei den Sitzungen der diesjährigen Session werden Tanzmariechen Alisa Ockenfels und Tanzoffizier Kevin Haupt das Publikum begeistern. Seit Ende der achtziger Jahre sorgten insbesondere die Stadtsoldaten mit ihrem Männerballett dafür, dass der Niederlützinger Karneval über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt wurde. Die Gruppe beteiligte sich über Jahre hinweg mit Erfolg an diversen Wettbewerben; als Trainerin dieser Gruppe fungiert seit rund 20 Jahren Alexandra Wilhelmi. Mit viel Engagement widmet sich die KG „Blau-Weiß“ der Nachwuchsförderung. 1988 wurde erstmals eine Kindergarde aufgestellt und damit eine Nachwuchsgruppe geschaffen. In den nachfolgenden Jahren wurde die Nachwuchsarbeit kontinuierlich erweitert. Heute existieren mehrere Kinder- und Jugendgruppierungen: Minifunken, Kindergarde, Jugendgarde, gemischte Garde. Natürlich gibt es alljährlich auch eine Kindersitzung. Im Jahre 2004 übernahm die KG „Blau-Weiß“ dann auch die Ausrichtung der Weiberfastnacht: Ein „Damenkomitee“ wurde gegründet. Komiteepräsidentin Ulrike Schmitz und ihre Mitstreiterinnen organisieren seitdem alljährlich an Schwerdonnerstag eine Damensitzung. Die KG „Blau-Weiß“ kann mittlerweile auf mehr als 100 Aktive zurückgreifen, die die Gesellschaft inner- und außerorts bestens repräsentieren. Zu einem vollen Erfolg entwickelt hat sich ebenfalls der „Köhball“, eine Veranstaltung am Karnevalssamstag. Ursprünglich war die Gestaltung dieses Fastnachtstages nicht in der Regie der KG, sondern Domäne eines anderen Ortsvereins. Nachdem das Interesse daran aber mehr und mehr zurückging, übernahmen die KGler – federführend hierbei ist Hans-Gerd Keldenich - die Veranstaltung und bauten sie zum einem der Höhepunkte in der närrischen „fünften Jahreszeit“ aus, bei dem beste Unterhaltung garantiert ist.
-Achim Schmitz-


Die Stadtsoldaten Anfang der 70er Jahre.Fotos: Achim Schmitz