Mediziner Camp im Westerwaldkreis zeigte Perspektiven
Studierende lernten die Region und die Arbeitsmöglichkeiten kennen
Westerwaldkreis. Ärztemangel ist nach wie vor ein weit verbreitetes Thema – gerade im ländlichen Raum. Bereits zum zweiten Mal hat der Westerwaldkreis gemeinsam mit ortsansässigen Ärztinnen und Ärzten, unterstützt von den Verbandsgemeinden, ein Mediziner Camp veranstaltet.
Nach der positiven Resonanz im vergangenen Jahr informierten sich nun erneut acht Medizin-Studierende ab dem 5. Semester über die Vorzüge einer „Landarztpraxis“, künftige Arbeitsstätten, Niederlassungsmöglichkeiten und die Region.
Dabei standen Infos aus erster Hand im Vordergrund. Sarah Omar, Leiterin des Gesundheitsamtes, stellte den öffentlichen Gesundheitsdienst mit seinen facettenreichen Arbeitsbereichen vor. Über die allgemeinen Niederlassungsmöglichkeiten und Förderungen, auch die des Westerwaldkreises, berichtete Melitta Fechner von der Kassenärztlichen Vereinigung. Veranschaulicht wurde dies durch einen persönlichen Erfahrungsbericht von Philipp Kratz, den sein Wunsch nach mehr Familienzeit vom Krankenhaus in den ambulanten Bereich führte.
Gleich zwei Hausarztpraxen in Rennerod und Hachenburg übernahm der Allgemeinmediziner Anfang 2024 und stellte schnell fest, dass die Tätigkeit mehr als nur die Behandlung von Schnupfen und Fieber ist. Wie abwechslungsreich sich der Arbeitsalltag eines Hausarztes tatsächlich gestaltet, konnten die angehenden Mediziner von Dr. Hanna Schmidt-Bovendeert, Hausarztpraxis Dr. Schmidt-Bovendeert, und Dr. Nina Herbort, Gemeinschaftspraxis Böer Herbort Koch, erfahren.
Nicht nur die Allgemeinmedizinerinnen nahmen sich viel Zeit für die Studierenden. Auch die Krankenhäuser in Dernbach, Hachenburg und Montabaur hatten sich einiges einfallen lassen, um nicht nur in Vorträgen über ihre Arbeit zu berichten. So konnten die Studierenden den Alltag eines Krankenhauses in der Praxis kennenlernen und sich unter anderem aktiv an einem Endoskopie-Simulator ausprobieren, was selbst im Studium eine Seltenheit ist. Das kam bei den Studierenden gut an, die bei ihrem ersten Arbeitsplatz viel Wert auf die Ausbildung legen. Von Vorteil kann dabei ein kleineres Krankenhaus sein, das im Vergleich zu einer großen Uniklinik nicht so viele junge Assistenzärzte gleichzeitig betreut.
Aber nicht nur die Arbeitsbedingungen sind ausschlaggebend für die Entscheidung, welche Wirkungsstätte nach dem Studium gewählt wird. Zu einer ausgewogenen Work-Life-Balance, die immer wichtiger wird, gehört auch die passende Lebensumgebung. Diese konnten die sechs Studentinnen und zwei Studenten beim Rahmenprogramm gleich testen: angefangen von der Übernachtung in einem trendigen Containerhotel über das Frühstück mit regionalen Produkten bis hin zu einer Brauereibesichtigung.
Ob das für die Niederlassung im Westerwaldkreis reicht, wird sich wohl erst mit der Zeit zeigen. „Wir können jetzt nicht erwarten, dass sich die Studenten direkt für eine Niederlassung im Westerwaldkreis entscheiden und wir wissen auch, dass sie hier nicht schon in zwei Jahren eine Praxis eröffnen werden,“ bleibt Marion Klein vom Gesundheitsamt realistisch. „Vielmehr geht es darum, den Westerwaldkreis den Studierenden als eine Option nach dem Abschluss vorzustellen. Besonders dankbar sind wir allen Mitwirkenden, ohne die dieses Mediziner Camp nicht möglich gewesen wäre. Wir haben alle das gemeinsame Ziel, Mediziner für die Tätigkeit im Kreis zu gewinnen, und werden daran auch in Zukunft zusammenarbeiten.“
Pressemitteilung des
Westerwaldkreises
Bei einer Stadtführung lernten die Studierenden Montabaur kennen.
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