Überörtlich beliebter Geistlicherist im Alter von 82 Jahren verstorben

Mülheim-Kärlichtrauert um Alois Weller

Mülheim-Kärlich
trauert um Alois Weller

Im Alter von 82 Jahren verstarb der zuletzt in Andernach lebende Ruhestandspfarrer Alois Weller. Foto: Horst Hohn

Mülheim-Kärlich. Eigentlich sollte das zurückliegende Wochenende für die Mülheim-Kärlicher Bevölkerung ein Anlass der Freude sein: Mit dem Stadtfest wurde an die Verleihung der Stadtrechte im Jahr 1996 erinnert. Doch kurz vor dem Fest verbreitete sich eine Mitteilung, die viele Menschen traurig stimmte: Am 16. Juni 2022 verstarb im Alter von 82 Jahren Ruhestandspfarrer Alois Weller. Im Jahre 1983 wurde der Geistliche Nachfolger von Dechant Alois Hammes. Insgesamt 26 Jahre lang war er in der Pfarrei Maria Himmelfahrt tätig. In der Pfarrei St. Peter und Paul im Stadtteil Urmitz-Bahnhof war er seit 1985 tätig.

Bei seiner Verabschiedung im Jahr 2009 wurde seine große Popularität besonders deutlich. Der damals 70jährige wurde u.a. mit einem großen Zapfenstreich sowie dem damaligen Pfarrfest geehrt. Auch in den danach folgenden Jahren sah man ihn zur großen Freude der Menschen regelmäßig in Mülheim-Kärlich: Er blieb der Stadt eng verbunden, was in übrigen auch für seiner Heimatgemeinde im Westerwald galt.

Im Jahre 1939 in Steineroth (Landkreis Altenkirchen) geboren, wurde er 1968 in Trier zum Priester geweiht. Sein Beruf führte ihn zu einigen Stationen: Militärdekan in Bad Sobernheim, Diakon in Völklingen, Kaplan in Bad Neuenahr-Ahrweiler, Pfarrer im Koblenzer Stadtteil Pfaffendorf. Dass er in Mülheim-Kärlich 26 Jahre lang tätig sein würde, damit hatte er eigenen Angaben zufolge zunächst nicht gerechnet. Doch die sprichwörtliche Chemie stimmte: Er besaß die Fähigkeit, mit seinen Worten nicht nur die Ohren seiner Zuhörer, sondern auch deren Herzen zu erreichen. Einprägsame und prägnante Sätze wusste er gekonnt zu betonen. Seine Predigten waren stets hörenswert, man „nahm etwas mit“. Er scheute sich auch nicht, mit Hinweis auf die christlichen Werte den mahnenden Finger zu heben, wenn es nötig war. Als humorvoller Mensch trug er zur Karnevalszeit auch gerne schon mal geeignete Witze in der Kirche vor: In der Karnevalshochburg Mülheim-Kärlich kam dies natürlich besonders gut an.

Die Alten, die Kranken, die Jungen und die Benachteiligten waren ihm stets wichtig. Er war belesen und hatte ein großes Wissen. Dieses brachte er auch in der Seelsorge ein. Im persönlichen Gespräch stand er den Menschen in schwierigen Situationen bei und war ein wichtiger Ratgeber. Er sprach gerne von einer lebendigen Pfarrgemeinde, die ihm schnell ans Herz gewachsen sei. Und dies spürte man auch: Für ihn war es selbstverständlich, auch das aktive Vereinsleben in der Bindestrich-Stadt zu unterstützen. In Mülheim-Kärlich fand er nicht nur Pfarrangehörige und Mitbürger, sondern auch Freunde, die auch ihm in schweren Zeiten beistanden. Auch die Ökumene war Pfarrer Alois Weller ein wichtiges Anliegen. In seiner knappen Freizeit war er gerne sportlich aktiv. So spielte er beispielsweise gerne Tennis.

Für die Heimathistorie sind nicht nur Gebäude, Plätze und Straßen wichtig: Es sind vor allem die Menschen, die eine Gemeinde lebendig machen. Mülheim-Kärlich ist dankbar, dass Alois Weller 26 Jahre lang in der Stadt tätig war und diese auf seine eigene Art und Weise lebendig gemacht hat. Wie in den letzten Tagen aus zahlreichen Beiträgen in den sozialen Medien deutlich wurde, haben viele Mitbürger persönliche und besondere Erinnerungen an ihn. Egal ob es die unvergessenen Christmetten mit ihm und dem MV Harmonie in Urmitz-Bahnhof, seine Lehrtätigkeit im Religionsunterricht oder das Gespräch mit ihm beim Vereinsfest war: Für viele Mülheim-Kärlicher war er weit mehr als ein gewöhnlicher Pfarrer. Alois Weller bleibt insbesondere aufgrund seiner Herzlichkeit und seines Rede-Talents zweifelsfrei unvergessen.

Das Requiem für den Verstorbenen mit der anschließenden Beisetzung auf dem Friedhof im Stadtteil Mülheim findet am Freitag, dem 24. Juni statt.

Horst Hohn