Amateurfilmabend des Film- und Fotoclubs Ahrweiler im Kulturbahnhof Bad Breisig
Nicht kommerzielle, konzernfreie Filme ohne Hollywood-Touch
Bad Breisig. Wie fasste eine Zuschauerin den Privatfilm-Abend so schön zusammen, als sie sich von Mitveranstalter Harald Trinkaus verabschiedete?: „Bei diesen Filmen läuft alles so ruhig, fast plätschernd vor sich hin. Das ist man heute gar nicht mehr gewöhnt. Das tut richtig gut“. Und mit dieser Einschätzung traf sie voll ins Schwarze.
Obwohl es um Filme geht, eine (relativ) große Leinwand und ein rund 50-köpfiges Publikum in Stuhlreihen für eine gewisse Kinoatmosphäre sorgten, spürte man die Privatsphäre des Filmabends. Nicht nur weil statt des Kinoklassikers „Popcorn“ hier Glasschüsselchen mit Erdnüssen und Chips bereitstanden, so als hätte man liebe Nachbarn zu Gast. Nein, man merkte es schon beim Eintritt in den Bad Breisiger Kulturbahnhof, weil es keine Kinokasse gab. Auch das ein Beleg dafür, dass den Besucher hier nichts Kommerzielles erwartete, sondern ein Verein für Unterhaltung sorgte, genau gesagt der „Film und Fotoclub Ahrweiler e. V.“, Mitglied im Bundesverband deutscher Filmautoren.
Das bereitgestellte Sparschwein, das mit traurigen Porzellanaugen auf kleine, freiwillige Spenden wartete, wird wohl nicht einmal für die Deckung der Kosten für diesen Hobbycineasten-Abend sorgen. Es sind hier eben Filmschaffende am Werk, Idealisten, die einfach nur mit Leidenschaft ihrem Hobby nachgehen. Und das kam auch bei der Begrüßung, der Vorstellung des Abendprogramms sowie der Moderation durch Vereinsvorstand Harald Trinkaus und den 1. Vorsitzenden Uli Keiper (auch zuständig für die Technik, also die Filmvorführung), zum Ausdruck.
Zu den Filmen
Das komplette Programm, bestehend aus elf plus einer Zugabe, also insgesamt zwölf Filmen, können wir hier nicht vorstellen. Picken wir uns also ein paar Programmpunkte heraus. Gleich der erste Titel „Das reaktivierte Gleis“ des Film- und Fotoclubs, lädt zu einer gemütlichen Draisinenfahrt am Glan ein. Schnell sieht sich der Zuschauer als Mitglied einer netten Reisegesellschaft, die auf dem reaktivierten Gleis durch herrliche Glanlandschaften reist. Da es auch ein Ziel des Abends war, „Gefilmtes“ aus der heimischen Region zu zeigen, gab es Beiträge zum Barbarossamarkt in Sinzig, zum Technikmuseum in Bad Bodendorf und zum Kloster Heisterbach. Drei Filme von Michael Küpper, der am Filmabend im Publikum saß. Ebenfalls zur Vorstellung der Region gehörte der Beitrag „Das Brohltal“ von Uli Keiper. Wir bewegen uns hier wieder auf Schienen, aber nicht auf einer Draisine, sondern im Vulkan-Express und den touristischen Attraktionen, die das Brohltal links und rechts der „Express“-Gleise zu bieten hat. Es handelte sich einen 43 minütigen Film, vielleicht doch etwas zu lang für das Publikum bei 11 weiteren Beiträgen.
Da wirkten die 1- und 2-Minutenbeiträge zwischendurch erfrischend, wie man auch am Applaus deutlich erkennen konnte. Hier ging es nicht um lange dokumentarische Fleißarbeit, hier zählte die zündende Idee. Bestes Beispiel der Programmpunkt Nr. 11 „Ein guter Deal?“ (Dr. Cord, Doris von Restorff, Rainer Meyer). Hier duscht ein Paar, als es an der Haustür klingelt. Die junge Dame des Hauses wirft sich schnell ein Handtuch über und öffnet. Vor der Tür steht der Nachbar mit 800 Euro Bargeld: „Dein Mann hat doch bald Geburtstag. Ich gebe Dir 800 Euro und Du kannst ihm ein schönes Geschenk kaufen. Du musst nur einmal kurz das Handtuch ganz wegnehmen“, erklärt der „liebe“ Nachbar. Die frisch Geduschte geht darauf ein und gibt den Blick auf ihren Körper für ein paar Augenblicke frei (dem Nachbarn, nicht dem Zuschauer). Ein guter Deal bei 800 Euro? Nein, wie sich gleich herausstellt. Wer denn geklingelt hat, will der Ehemann wissen. Ihre Antwort: „Der Nachbar“. Der Ehemann ist nicht überrascht: „Ach ja, der wollte mir die 800 Euro zurückbringen, die ich ihm neulich geliehen habe“.
Kleiner Beitrag zum schmunzeln
Auch ein schöner, kurzer Volltreffer ist Uli Keipers (wir erinnern uns, heute auch für die Vorführtechnik zuständig) 2-Minüter „Kommunikation“. Die digitale Sprachssistentin „Alexa“ gibt Uli Keiper die Anweisung, sich gesünder zu ernähren. Die Überraschung folgt, denn Uli Keiper brät reihenweise fette Frikadellen. Huch? Er setzt sich zu seiner Frau an den Tisch, isst ein paar der Fleischklopse und verbrennt den größeren Teil davon im Heizofen. Was macht der denn da, fragt sich die Ehefrau. Die Antwort gibt Alexa mit digitaler Stimme: „Er folgt nur meinen Anweisungen, mehr Kalorien und verbrennen, als zu essen“.
Im Programmheft heißt es zwar: „Der Kulturbahnhof wird zum Filmpalast“. Das wird er zum Glück aber nicht. Nein, das Ganze hat nichts von einem Palast, nichts von der großen Kinowelt. Hollywood mit seiner Glitzerwelt lässt hier nicht grüßen! Es geht um ein Stück Kultur, die für jeden greifbar ist. Und der „Kulturbahnhof“ ist die absolut passende Behausung dafür. KMI
Der 1. Vorsitzende des Film- und Fotoclubs Ahrweiler, Uli Keiper und Vereinsvorstand Harald Trinkaus (v.l.) führten am Samstag durch den Filmabend.
1700 Der Filmbeitrag „Das Brohltal“ lädt zu einer Reise im Vulkan-Express ein und zeigt, welche Ausflugsziele sich auch links und rechts der Bahngleise anbieten.
