
Am 07.04.2025
Allgemeine BerichteDie Arbeiten lieferten spannende Erkenntnisse
Römervilla: Erste Grabung nach 35 Jahren
Bad Neuenahr-Ahrweiler. Als archäologisches Denkmal und Museum ist die Römervilla am Ahrweiler Silberberg ein wichtiger Ort in Sachen Darstellung und Erforschung der antiken Historie der Kreisstadt und des Ahrtals. 1980 im Zuge der Bauarbeiten an der B267 eher zufällig entdeckt, dauerten die anschließenden Grabungen an der Römervilla, deren Ursprünge bis in die Mitte des ersten Jahrhunderts nach Christus zurückreichen, gut zehn Jahre lang an. Seither wird an dem zwischen dem 2. und 3. Jahrhundert existierenden, römische Gutshof geforscht - er gilt in Fachkreisen als „Sensationsfund“ nördlich der Alpen. Als „Museum Römervilla“ ist die antike Anlage mit ihren noch überaus gut erhaltenen Mauern und Wandmalereien seit 1993 für die Öffentlichkeit zugänglich und zieht nicht zuletzt durch ihre wechselnden Sonderausstellungen zahlreiche Besucherinnen und Besucher an. Kürzlich fanden im ältesten Teil der Römervilla, im römischen Keller, erstmals seit dreieinhalb Jahrzehnten wieder Grabungen statt – als Gemeinschaftsprojekt des Museum Römervilla, des Rhein-Ahr-Campus Remagen der Hochschule Koblenz, der Universität Bonn und der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE).
Überraschende Erkenntnisse
Obwohl nur wenige Zentimeter Boden abgetragen wurden, konnten die Forschenden hierbei überraschende, neue Erkenntnisse gewinnen. „Nach den ursprünglichen Grabungen ging man davon aus, dass der Keller zwar Löcher ähnlich Pfostenstellungen zum kühlen hat, aber mehr auch nicht. Durch die jetzt erfolgten Grabungen konnten überraschenderweise Reste einer römischen Drainage festgestellt werden. Das bedeutet, dass die Römer – genau wie wir hier heute nach der Flut – ein Problem mit zu hohem Grundwasser hatten. Eben jenes Wasserproblem herrschte jedoch in den 1980er- und 1990er-Jahren bis zur Flut nicht mehr, es war trocken im Keller. Fakt ist: die Römer hatten auch schon so einen hohen Grundwasserspiegel, womit die Geschichte nach heutigem Wissensstand in dieser Hinsicht neu dargestellt werden muss“, berichtet der Leiter des Museums Römervilla, Hubertus Ritzdorf. Der nach der Flut überall in der Kreisstadt deutlich erhöhte Grundwasserspiegel und dessen Folgen hatten die erneuten Grabungen überhaupt erst möglich gemacht.
Forscher und Studenten erstellten 3D-Modell
Unter der Leitung von Dr. Matthias Lang nahmen auch Lehrkräfte und Archäologie-Studierende der Universität Bonn sowie aus Oslo und Amsterdam an dem Projekt teil. Diese erstellten anschließend einen „virtuellen Zwilling“ des Kellers, mit dem virtuell und dreidimensional so gearbeitet werden kann, wie am Original. „Das Modell kann in sehr hoher Auflösung gedreht und von allen Seiten angeschaut werden. Somit kann man immer wieder zurück zum Befund – im Gegensatz zu einer Handzeichnung. Auch in 20 oder 30 Jahren kann hieran noch gearbeitet werden. Wir brauchen also nur ein 3D-Modell als Informationscontainer, aus dem wir dann alle Informationen herausziehen und alles ideal dokumentieren können. Der Plan ist, auf diese Weise irgendwann auch ein Gesamtmodell der Römervilla zu erhalten und immer wieder mit Studentengruppen hierhin zu kommen“, so Matthias Lang.
Dem schloss sich Timo Lang von der GDKE, der im römischen Keller auch Keramikscherben bergen konnte, an und ergänzte: „Auch zukünftige Generationen haben etwas von diesem Projekt und können so nach neuesten Methoden forschen. Hätte man in den 1980er Jahren die Anlage mit den Methoden von heute vermessen können, dann wären wir in Punkto Auswertung der Grabung schon viel weiter.“ Die Geschichte der Römervila - sie ist wohl noch lange nicht zu Ende erzählt.