Rhein-Mosel-Werkstatt Koblenz
Sichtwechsel durch Schichtwechsel
Studenten und Mitarbeiter einer Behindertenwerkstatt tauschen die Rollen
Koblenz. Einen ungewöhnlichen Perspektivenwechsel haben die Studenten der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Mayen und die Mitarbeiter der Rhein-Mosel-Werkstatt in Koblenz vorgenommen. Die Studenten haben im Rechtsgebiet „Soziale Sicherung“ den Schwerpunkt Eingliederungshilfe behandelt. Dort werden sie unter anderem zukünftig für Einrichtungen der Behindertenhilfe beispielsweise für Werkstätten zuständig sein. Im Rahmen dieser zukünftigen Arbeit geht es dann auch darum Reha-Instrumente hierfür zu kennen, Teilhabebedarfe zu beurteilen, und Inklusionsbemühungen in der Praxis zu unterstützen. Vor diesem Hintergrund hatte der zuständige Dozent, Jürgen Maximini, die Idee mit einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) in Kooperation zu treten und neben dem theoretischen Input im Hörsaal auch die Realität und das umfängliche Leistungsangebot einer solchen Einrichtung kennen zu lernen und hinter die Kulissen zu schauen. Mit der Rhein-Mosel Werkstatt in Koblenz fand sich dann ein Partner, der aktuell sehr innovativ und offensiv die Veränderung von einer klassischen Behindertenwerkstatt zu einem modernen Anbieter von Teilhabe am Arbeitsleben interpretiert und umsetzt. Und so kam es zum Plan, dass Mitarbeiter aus der Koblenzer Werkstatt eine Lehrveranstaltung an der Fachhochschule in Mayen gestalten und im Umkehrschluss die Mayener Studenten in der Koblenzer Werkstatt mitarbeiten. Den Auftakt des Projekts machten die zwei Werkstattmitarbeiter Johannes Diederichs und Stefan Zeidan mit einem Vortrag im Hörsaal in Mayen. In vier sehr kurzweiligen Stunden berichteten sie den Studenten aus ihrer Sicht was Teilhabe am Arbeitsleben ausmacht, wie sie Persönlichkeitsförderung erfahren, was die UN-Behindertenrechtskonvention aus ihrer Sicht gebracht hat und wie sie ihre berufliche Perspektive sehen. Anschließend wurde gemeinsam mit den Hochschulvertretern diskutiert und auch sehr persönliche Sichtweise und Hemmnisse geteilt. Nach diesem Auftakt fand dann an nächsten Tag der „Schichtwechsel“ statt. 20 Studenten und ihr Dozent reisten nach Koblenz und arbeiteten in den verschiedenen Bereichen der Werkstatt mit, unter anderem in einer Schreinerei, Schlosserei, im Bürodienstleistungsbereich und in einer Wäscherei. Neben dem gemeinsamen Arbeiten, wurden auch durch Betriebsleiter Dirk Schaal alle Facetten der Werkstatt dargelegt. Von der Kundenstruktur bis zum gemeinsamen Mittagessen. Am Ende der Arbeitseinheit stand dann auch eine gemeinsame Auswertung des „Schichtwechsels“. Der Verwaltungsnachwuchs zeigte sich beeindruckt von der Offenheit, der wertschätzenden Atmosphäre, der Professionalität und des gelebten Inklusionsgedankens am Arbeitsplatz für Menschen mit Einschränkungen. Eine junge Studentin merkte abschließend an: „Niemand kann die Einzigartigkeit der Werkstätten und der Menschen dahinter besser vermitteln, als die Mitarbeiter selbst – der Rollenwechsel hat mir eine deutliche andere Sicht auf Teilhabe ermöglicht“ . Auch die Werkstattvertreter zeigten sich zufrieden: „Werkstätten für Menschen mit Behinderung sind innovative Orte der beruflichen und sozialen Inklusion, sowie der Wertschätzung des Einzelnen und seiner Möglichkeiten. Durch Projekte wie 'Sichtwechsel durch Schichtwechsel' wollen wir uns der Öffentlichkeit präsentieren und zeigen, dass Werkstätten, entgegen eventueller vorherrschender Ansichten, keine 'Verwahranstalten' sind, sondern moderne Unternehmen, die eine passgenaue Qualifikation und personenorientieren Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigungen anbieten.
Pressemitteilung der
Rhein-Mosel-Werkstatt Koblenz
