Wolfgang Niedecken und Mike Herting im Schloss Engers - Beeindruckendes Benefiz-Sonderkonzert bei der Villa Musica

Songs sind wie fremde Länder,wo man immer schon mal hinwollte

Songs sind wie fremde Länder,
wo man immer schon mal hinwollte

Wolfgang Niedecken und Mike Herting musizierten sich in die Herzen des Publikums.Foto: HE

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wo man immer schon mal hinwollte

Professor Alexander Hülshoff (li.) ergänzte kurzfristig das Duo, sehr zur Freude der Zuhörer. Foto: CF

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wo man immer schon mal hinwollte

Innenminisrter Roger Lewentz begrüßte Künstler und Gäste.Foto: HE

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wo man immer schon mal hinwollte

Wolfgang Niedecken und Sebastian Krüger signieren die Bilder.Foto: Andrea Faustmann

Songs sind wie fremde Länder,
wo man immer schon mal hinwollte

Neuwied-Engers. Mehr als 500 Zuschauer hatte das Benefizkonzert, das Wolfgang Niedecken, der Welt bekannt als Frontmann von „Bap“, zusammen mit Mike Herting am elektronischen Klavier speziell und extra zugunsten der Flutopferhilfe gab. Bewaffnet mit Gitarre und Mundharmonika betrat er die Bühne: „Als ich die Bilder der Katastrophe sah, sagte ich mir: Da muss man was tun.“ Und das tat er dann auch.

Kein Geringerer als der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz hatte zuvor die Besucher und die Künstler begrüßt mit den Worten: „Danke, dass Sie Flagge zeigen, dass Sie helfen wollen. Wolfgang Niedecken engagiert sich beispielhaft immer da, wo Hilfe gebraucht wird“, lobte er den Künstler. Dessen komplettes Team der Lesereise, das zurzeit durch Deutschland tourt, hatte sich bereit erklärt, unentgeltlich dieses zusätzliche Konzert zu bestreiten. Kultursommer Rheinland-Pfalz und Villa Musica hatten Bühne, Location und Technik „geliefert“, so dass der komplette Erlös plus namhafter Spenden (zusätzlich viermal 1.000 Euro) in die Flutopferhilfe Deutschland fließen würden, so Roger Lewentz. „Und für weitere Spenden stehen Spendenboxen bereit.“

Die Außenanlage des Engerser Schlosses bot die würdige Kulisse für Niedeckens „Lesereise“, eine Fahrt zu den Lebensstationen des Ausnahmemusikers Bob Dylan, die zu denen Wolfgang Niedeckens passten und sich zum Teil auch überschnitten. Kapitel für Kapitel wurde mit der passenden Musik versehen und zu einem unvergesslichen Abend zusammengefügt. Dabei kamen auch „kölsche“ Variationen der Dylan-Songs zum Tragen, etwa, wenn er von der Sintflut spricht: „Noah, bau e Floß, am Fridach fäng et an ze räne“. Das Programm sei nicht einfach, betonte der Künstler, gerade im Hinblick auf die Katastrophe an der Ahr. „Ich komme aus Köln, meine Eltern aus Unkel, das ist nicht so weit weg.“ Und: „Die Katastrophen werden zunehmen, wir brauchen dringend einen Paradigmenwechsel“, wird er kurz politisch.

Niedecken erzählt über seine USA-Reise zu markanten Stationen seines großen Vorbildes, über die er im vergangenen Jahr ein Buch geschrieben hat. Stationen dieser Reise wechseln sich ab mit Geschichten aus seinem eigenen Werdegang. Wie sie in jungen Jahren Freunde fanden, die sich, mittellos an Silvester 1979 in New York gegenseitig Hilfe und Gastfreundschaft boten. Wie Bob Dylan Schuld war, dass Wolfgang Niedecken Musiker wurde, obwohl er mit dessen Musik im ersten Moment „nix anfangen“ konnte, wie er die 93-jährige Frau Hermanns im Geburtstagsständchen besingt, das erst viel später Eingang in seine Produktion fand. Der Zuhörer muss manchmal ein wenig in der Zeit springen, wenn Niedecken über die pubertierenden jungen Kerle berichtet, die bei den begehrten Damen gleichen Alters abblitzen, weil sie „noch keinen Führerschein“ haben und in einem katholischen Internat in Rheinbach wohnen. Abitur, Zivildienst, Kunststudium, und schon ist man wieder auf der Reise und beim Dreh vor dem Lincoln Memorial, um den Satz „I have a dream“ sichtbar zu machen. Und schließlich bis zu dem Augenblick, da er in New Orleans mit der Fähre zur dortigen „schäl Sick“ wechseln musste und dafür den ersten Rentnerrabatt seines Lebens erhielt.

Mittendrin gab Professor Alexander Hülshoff, künstlerischer Direktor der Villa Musica Engers, mit seinem Cello sein Debüt im Trio mit Wolfgang Niedecken und Mike Herting. Das habe sich so bei den Proben ergeben, man wolle dies dem Publikum nicht vorenthalten. Gut getan, sehr beeindruckend.

Und so wundert es nicht, dass es am Ende standing ovations für die Künstler gab, als Wolfgang Niedecken nach fast drei Stunden das Ende der Vorstellung „einläutete“, nicht ohne die Story vom Taschendiebstahl an der Westküste zum besten gegeben zu haben. Oder die von der Begegnung mit Dylan in der Saarlandhalle in Saarbrücken. Zum Ende konnte niemand mehr die Füße ruhig halten vor guter Musik und Rhythmus, die Zeit war im Fluge vergangen.

Dass Niedecken ein Profi ist, merkt man auch, wenn zwischendurch die Rede auf den 1. FC Köln kommt: Zwischenruf: „Wir haben gewonnen“. Niedeckens Seitenhieb auf seinen Lieblingsverein: „Wer hat die Tore geschossen? Der Torwart?“ Aber ein glückliches Gesicht sprach dann Bände.

Wer jetzt Lust bekommen hat: Am 12. September findet ein weiteres Konzert in Altenkirchen statt. Hier gibt es noch Restkarten. https://www.kultur-felsenkeller.de/de/s156-programm-so-1202021---wolfgang-niedecken-liest-u-s.html

Bilderauktion zum Thema

Sebastian Krüger, Maler und langjähriger Freund Wolfgang Niedeckens hatte, als er vom Benefizkonzert erfuhr, spontan drei Bilder von Bob Dylan als Exclusivdrucke für eine einmalige Auktion zur Verfügung gestellt. Diese wurden am Nachmittag vor dem Konzert als Zugabe von beiden Künstlern signiert und werden nun zugunsten der Fluthilfe versteigert. Das Mindestgebot pro Bild beträgt 250 Euro. Die Gebote können per E-Mail an die BLICK aktuell-Redakteurin Marianne Hedwig unter m.hedwig@kruppverlag.de abgegeben werden. Einsendeschluss ist der 25. August. Das höchste Gebot erhält jeweils den Zuschlag.