Workshop in Weißenthurm
Transkids – anders, aber normal
Weißenthurm. Kürzlich fand in Weißenthurm ein Filmworkshop für transidente Kinder statt. Die Kinder trafen sich am Freitagnachmittag in Begleitung ihrer Eltern in der Gaststätte „Zum Anker“. Hier wurden sämtliche Formalien erledigt und das Konzept besprochen, an dem sich die Kinder mit ihren Ideen beteiligten. Am nächsten Morgen traf man sich erneut in der Gaststätte und fuhr gemeinsam in Richtung Simmern auf einen Reiterhof, wo mit den Dreharbeiten begonnen wurde.
Nach einer Führung über das Gelände konnten die Kids ein paar Ponys, eine Gruppe Lamas und auch kleine Ziegen streicheln. Dabei hatten die Kinder sichtlich Spaß, und anfängliche Berührungsängste verflogen recht schnell. Nach einem kurzen Snack durften die Kinder dann auch selbst Hand bei den Pferde anlegen. Von Stallausmisten über Pferdestriegeln bis zum Reinigen von Hufen und mit Geschirr reitfertig machen war alles dabei. Als Highlight durfte natürlich jeder auch einmal selbst reiten und die Pferde führen. Die Jugendlichen bauten einen eigenen Parcours, den sie dann entlangreiten durften.
Am Abend wurde gemeinsam gegrillt und ein Lagerfeuer gemacht, wo in gemütlicher Runde den Gitarrenklängen gelauscht werden konnte. Alles in allem war es ein idyllischer Tag, der einem das Gefühl von Urlaubsmodus gab, bevor man sich für die Nacht in die Zelte begab. Sämtliche Aktivitäten wurden von der Filmkamera begleitet. Die Kids durften auch selbst die Kamera übernehmen oder beispielsweise beim Ton assistieren.
Am Sonntag fuhr man dann gemeinsam nach dem Zeltabbau zurück nach Weißenthurm zur Gaststätte, wo dann noch über den Tag verteilt einzelne Interviews geführt wurden. Die Teilnehmer berichteten von ihren zum Teil leidvollen Erfahrungen als transidente Kinder, wie sie von der Gesellschaft ausgegrenzt und in der Schule gemobbt und diskriminiert werden, wie schwer der Transitionsweg ist, und äußerten dabei auch ihre Wünsche an die Gesellschaft.
Von Transidentität spricht man, wenn das empfundene Geschlecht mit dem Geburtsgeschlecht nicht übereinstimmt. Dabei handelt es sich nicht um psychische Störung oder eine Krankheit im klassischen Sinne. Am 18. Juni 2018 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in der neuen Fassung des Diagnosekatalogs ICD11 „Transsexualismus“ wie es dort hieß, von der Liste der Persönlichkeitsstörungen gestrichen. Transidentität ist keine Krankheit, sondern lässt sich eher als ein angeborener Wesenszug beschreiben. Kinder und Jugendliche trauen sich in der heutigen Zeit immer häufiger, darüber zu sprechen, und besonders Schulen und auch Eltern sind häufig mangels Wissen mit der Situation überfordert. Das Projekt www.transkids.de will transidenten Kindern und deren Eltern Informationen bereitstellen und eine Plattform zum Austausch anbieten. Die Gründerin ist gebürtig aus Andernach und wohnt heute in Weißenthurm.
Der fertige Film wird am 4. Juli in einem Kino in Wuppertal gezeigt und steht anschließend als Kauf-DVD und über Online-Streamingdienste zur Verfügung. Das Medienprojekt Wuppertal e.V. ist Deutschlands größte und ambitionierteste Jugendfilmproduktion und wurde 1992 gegründet. Die Filme sollen die Tabus brechen, die noch immer auf vielen Themen liegen. In den Filmproduktionen geht es darum, den Betroffenen die Möglichkeit zu geben, ihre Sicht der Dinge darzustellen und ihre Erfahrungen mit anderen Menschen zu teilen.
