Nachruf
Trauer um Walter-Friedrich Schmidt
Ein außergewöhnlicher Repräsentant des Landkreises Neuwied

Walter-Friedrich Schmidt.† Quelle: Roentgen Museum
„Ein außergewöhnlicher Repräsentant unseres Kreises“, so bezeichnete Landrat Achim Hallerbach den Uhrmacher- und Goldschmiedemeister Walter-Friedrich Schmidt aus Andernach in einer Feierstunde zu seinem 90. Geburtstag am 22. Februar 2020 im Festsaal des Neuwieder Roentgen-Museums. Am 29. Juli 2021 verstarb Walter-Friedrich Schmidt in Andernach im Alter von 91 Jahren. Walter-Friedrich Schmidt wurde 1930 in Neuwied geboren. Dass sein Geburtsort in der dortigen Kinzingstraße lag, sah er selbst als eine Art von Vorsehung an, wie er oft und gerne betonte. Seinen ursprünglichen Wunsch, wie sein Vater einmal Lehrer zu werden, scheiterte an den Wirren am Ende des Zweiten Weltkrieges. Erst später sollte dieser Wunsch in Erfüllung gehen, als er auch an der Berufsschule Koblenz unterrichtete. Nach seiner Lehre erwarb Walter-Friedrich Schmidt den Meistertitel sowohl im Uhrmacher- als auch im Goldschmiedehandwerk. In Andernach, wo er mit seiner Frau und seinen drei Kindern lebte, führte er seit 1956 mehrere Jahrzehnte lang erfolgreich ein Juwelier- und Uhrengeschäft. Sein beruflicher Werdegang ließ ihn dann, vor allem in den letzten Jahrzehnten, zu einem bedeutenden Restaurator von Roentgen-Kinzing-Uhren werden. Während seiner Lehrzeit in Neuwied kam Walter-Friedrich Schmidt auch in das Roentgen-Museum, damals Kreismuseum, um dort nach einer Standuhr zu schauen. Dass man ihm damals als junger, noch wenig erfahrener Mann eine solch bedeutende Uhr von David Roentgen und Peter Kinzing anvertraute, konnte er sich später kaum noch vorstellen. Der damalige Museumsleiter Jakob Schütz schätzte ihn sehr, und so übernahm Schmidt in der Folgezeit die Wartung der Kinzing-Uhren im Roentgen-Museum.
Dem Neuwieder Museum blieb Walter-Friedrich Schmidt Zeit seines Lebens treu. Bis zur Auflösung seiner Werkstatt kümmerte er sich mit großer Sorgfalt und Hingabe – und ehrenamtlich - um die dortigen Uhren. Durch seine zahlreichen Kontakte fanden auch viele Kinzing-Uhren aus Privatbesitz als Schenkung oder Dauerleihgabe im Roentgen-Museum einen neuen Platz und sind nun für die Öffentlichkeit zugänglich. Walter-Friedrich Schmidts Führungen und Vorträge im Museum als „Meister Kinzing“ in historischem Gewand waren ein Publikumsmagnet. Mit den späteren Museumsdirektoren Rosemarie Schütz und Bernd Willscheid verband ihn eine intensive und freundschaftliche Zusammenarbeit. Bedeutend für Walter-Friedrich Schmidt war in den 1980/90er Jahren die Zusammenarbeit mit Dr. Dietrich Fabian, dem großen Roentgen-Möbel- und Kinzing-Uhren-Kenner. Für dessen Buchveröffentlichungen konnte Walter-Friedrich Schmidt viele wertvolle Hinweise geben. An so manche gemeinsame Reise mit Dietrich Fabian zu Besitzern von Kinzing-Uhren, um deren kostbare Stücke zu begutachten, erinnerte er sich später gerne. Nicht nur bei der beeindruckenden Kinzing-Ausstellung 2003 im Roentgen-Museum wirkte Walter-Friedrich Schmidt mit, auch bei der Verschickung des „Museumshighlights“, der Apollo-Uhr, 2012 als Leihgabe für die große Roentgen-Möbel-Ausstellung im Metropolitan Museum in New York wurde er tätig. Gemeinsam mit seinem Kollegen Ian D. Fowler aus Friesenhagen und dem Orgelbauer Klaus Biber aus dem Museum Schloss Bruchsal baute er das komplette Innenleben mit Uhr-, Schlag- und Musikwerk aus, damit das Uhrengehäuse in Kisten verpackt mit dem Flugzeug nach New York transportiert werden konnte. Walter-Friedrich Schmidt wurde nicht nur bei Uhrenbesitzern, sondern auch bei Wissenschaftlern, Museen und Kunsthändlern beratend tätig. Nicht zu vergessen ist seine Teilnahme an einem Symposium über eine Roentgen-Kinzing-Uhr im großherzoglichen Palais in Luxemburg. Dass die Teilnehmer dem dortigen Großherzog persönlich vorgestellt wurden, empfand er als eine große Ehre. Über sechs Jahrzehnte mit dem Roentgen-Museum verbunden, geht mit Walter-Friedrich Schmidt ein kenntnisreicher und zu aller Zeit hilfsbereiter, geschätzter Uhrmacher und Restaurator verloren. Seine humorvolle und liebenswerte Art, seine Fachkenntnis, aber auch sein galantes Auftreten, meist mit Anzug und Fliege, werden in guter Erinnerung bleiben.
Bernd Willscheid