
Am 16.09.2019
Allgemeine BerichteWo der Kühlturm und weitere KKW-Gebäude standen, sollen 300 Arbeitsplätze entstehen
Urmitzer Firma investiert 80 Millionen
Die Hälfte des 290.000 Quadratmeter großen Geländes hat RWE schon an Unternehmen verkauft
Mülheim-Kärlich. Nachdem aus dem mächtigen Kühlturm Bauschutt wurde, glauben viele, das Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich ist verschwunden. Falsch: Den radioaktiv strahlenden Kern des Kernkraftwerks, also der Reaktor, gibt es unter der Betonkugel immer noch. Und bis der abgebaut ist, wird es Angaben von RWE Nuclear wohl noch zehn Jahre dauern. Erst dann ist auch die Nutzung dieser etwa sechs Hektar großen Fläche möglich.
Doch drum herum hat die RWE Power AG bis auf zwölf Hektar die Flächen, auf denen unter anderem Kühlturm, Maschinenhaus und Notstandsgebäude standen, veräußert. Zum einen an Storage24, ein Lager- und Büroraumvermieter, und zum anderen an Castell Autokran GmbH, die von Koblenz auf das Kernkraftwerksgelände umzieht.
Größter Coup war aber jetzt der Verkauf von 130 000 Quadratmetern, auf denen unter anderem noch die Reste des Kühlturms liegen und der Beton von Maschinenhaus und anderen Gebäuden zum Beispiel für den Straßenbau recycelt wird.
Käufer ist die Grundstücksgesellschaft der Urmitzer AWR Abbruch GmbH, die seit über 25 Jahren eines der größten und erfolgreichsten Unternehmen dieser Art in Deutschland und in der Baubranche überregional bekannt ist.
AWR hat seinen Firmensitz in der Urmitzer Rudolf-Diesel-Straße 25, der auch beibehalten wird. Denn alle Fäden, auch die vom Standort Stuttgart, laufen hier zusammen. Denn in Urmitz ist für AWR alles vorhanden, vom Verwaltungsgebäude über Lagerhallen für die Ausstattung der Baustellen bis hin zu der eigenen Tankstelle und einer LKW-Waage. Spektakulärste Aktion der insgesamt 200 AWR-Mitarbeiter war wohl vor gut zwei Jahren die Sprengung des Bonn-Centers.
AWR will expandieren und was auf dem Kernkraftwerksgelände geschehen soll, wurde vor Ort bei einem Pressegespräch dargelegt.
„Wir bauen hier neue Segmente mit einer Investition von etwa 80 Millionen Euro“, sagte Ilmi Viqa, Geschäftsführer der AWR Abbruch GmbH und weiter: „Alles wird in voraussichtlich fünf Jahren fertig und hier sind dann etwa 300 Mitarbeiter beschäftigt.“
Und wie sieht es mit den Emissionen aus? „Wir werden nicht mehr Lärm machen als erlaubt und es sind wohl 30 Lkw, die hier täglich rein- und rausfahren“, antwortet der AWR-Geschäftsführer. Er glaubt an einen Baubeginn im nächsten Jahr: „Wir wissen was wir bauen wollen, haben aber noch keine Pläne, die wir der Verwaltung zur Genehmigung vorlegen können. Wir gehen segmentweise vor“, führt Ilmi Viqa aus.
Für den Standort Kernkraftwerkgelände Mülheim-Kärlich spricht die ideale Lage wegen Anbindungen an die vierspurige B9 und damit an die Autobahnen sowie Gleisanschluss und Rheinhäfen in der Nähe.
Von daher glaubt Michael Hennemann, bei RWE Leiter der Liegenschaftsprojekte, dass auch die andere Hälfte des rund 290.000 Quadratmeter großen Kernkraftgeländes bald verkauft wird.
Für das, was RWE da bislang vollbracht hat, ist Thomas Przybylla, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Weißenthurm dankbar: „Wir sind froh, dass das Urmitzer Unternehmen hierbleibt, denn an einer 80 Millionen Euro Investition hängen auch Arbeitsplätze und Gewerbesteuer. Wir sind dankbar, dass der Standort hier weiter industriell genutzt und keine verbrannte Erde hinterlassen wird.“
Dem pflichten auch die Stadtbürgermeister Gerd Heim (Weißenthurm) und Gerd Harner (Mülheim-Kärlich) bei, da die beiden Städte von der Gewerbesteuer profitieren.
„Mit der Ansiedelung von AWR und den anderen Unternehmen zeigt RWE, dass wir uns auch nach Beendigung der betrieblichen Nutzung für die Fortentwicklung in der Region verantwortlich fühlen“, betont der Leiter der Anlage Mülheim-Kärlich Dr. Thomas Volmar, der auch für den Abbau des Reaktorgebäudes mitsamt Innereien zuständig ist.
HEP

Der Plan des Kraftwerkgeländes zeigt die verfügbaren Flächen.

Hinter Michael Hennemann und RWE Pressereferentin Dagmar Butz liegt der Kühlturmschutt, der bald recycelt wird.

Anlagenleiter Dr. Thomas Volmar (li) und Michael Hennemann erläutern das Recycling auf den an AWR verkauften Fläche.