Motorjournalist Klaus Ridder besuchte den ehemaligen „Ring-Kassierer“ Reiner Strack in seiner früheren Wirkungsstätte

Vier Generationen sind „ringverbunden“

29.10.2016 - 14:00

Breitscheid. Reiner Strack wohnte dort, wo er auch arbeitete - an der tiefsten Stelle des Nürburgrings in Breidscheid. Schon sein Vater Mathias war für den Nürburgringabschnitt von „Breidscheid“ bis zur „Hohen Acht“ zuständig und so blieb es nicht aus, dass Reiner Strack nach den Wirren des 2. Weltkrieges mit 16 seinen Dienst als Arbeiter bei der Nürburgring GmbH begann. Heute ist er 85, aber dem Nürburgring immer noch verbunden. Als besonderes Highlight seiner Nürburgring-Karriere erinnert er sich daran, als er für den amerikanischen Mondastronauten Neil Armstrong das Training auf der Nordschleife verschieben ließ, damit Armstrong den Ring befahren konnte. Geboren wurde Strack 1931 in Herschbroich. An die letzten Tage des 2. Weltkrieges kann er sich auch noch erinnern, als die amerikanischen Panzer, von Start und Ziel kommend, im Bereich Pflanzgarten die Strecke verließen und tiefe Panzerspuren hinterließen. Seine erste Aufgabe bestand darin, die Südschleife für das erste Rennen 1947 zu reparieren. An das erste Rennen kann er sich auch noch erinnern. Auch weiß er noch, dass es beim Kauf der Eintrittskarten Kartoffelsalat, eine Scheibe Fleischwurst und eine kleine Flasche Wein gab. Nach Nürburg, wo seine Arbeit frühmorgens begann, fuhr er mit dem Fahrrad - auch im Winter. Irgendwann wurde ihm die Aufgabe übertragen, die Einfahrt „Breitscheid“ zu betreuen. In einem grauen Anzug mit einer Schirmmütze, an der vorne aus Metall das alte Nürburgring-Emblem zu sehen war, kassierte Strack die Fahrzeuge ab, die auf den Ring fahren wollten. Dazu benutzte er eine Ledertasche, in der sowohl das Geld als auch die Scheine zum Befahren des Rings enthalten waren. Mütze und Geldtasche zeigt Strack heute noch gerne. Eine Runde kostete in den 50er Jahren zwei Deutsche Mark.


Treffen in Breidscheid


Dipl.-Ing. Klaus Ridder besuchte Reiner Strack in seiner ehemaligen Wirkungsstätte. Es wurde ein Gespräch mit vielen Anekdoten und Erlebnissen. Treffpunkt war im „Café an der Nordschleife“, unmittelbar an der Breitscheider Einfahrt - dort, wo früher das Büro war. Hier ist Treffpunkt für Biker, die aus ganz Europa kommen. Das Café wird nun von Enkel Alexander Huth betrieben. Beim Gespräch dabei ist auch Marianne Strack, die dort, wo sich das heutige Café befindet, jahrzehntelang Souvenirs und allerhand andere Ringutensilien verkauft hat. Vor ihnen liegt ein Stapel Bilder aus der Fotokiste. Zu sehen sind 60 Jahre Ringgeschichte. Dabei sind eigene Aufnahmen, die Reiner Strack beim Abkassieren in Ringuniform zeigen, aber auch Bilder von den Ringfotografen Klein (Adenau) oder Esch (Nürburg). Ein Bild zeigt das Ehepaar Strack in ihrem Souvenirladen.


Seine Arbeit war ihm wichtig


Reiner Strack erinnert sich an manche Anekdote: „Gefahren wurde auch im Winter. Aber, wenn Schnee auf der Strecke war, schafften die Autos noch nicht einmal die Steigung in Richtung Streckenabschnitt ‚Bergwerk‘. Sie rollten dann zurück und bekamen ihr Geld wieder. Einmal kamen Betrüger auf die Idee, die Karten zu fälschen. Aber, das habe ich schnell an dem Papier gemerkt. Die Nürburgring GmbH hat dann überall Hinweise angebracht und die Fälscher erkannten schnell, dass ihre gefälschten Karten nicht mehr verwendet werden konnten. Einmal kam ein Auto mit einem Amerikaner vorgefahren, der unbedingt über den Nürburgring fahren wollte. Aber es war vor einem Training und die Rennstrecke war für Besucherfahrten gesperrt. Der Fahrer stellte den Gast als besonders wichtige Person vor - es sei der erste Mann auf dem Mond, Neil Armstrong. Ich telefonierte mit „oben“ (gemeint war sein Chef bei Start und Ziel). Das Training wurde verschoben und Neil Armstrong durfte auf den Ring fahren. Wir wohnten ja in dem Haus an der Einfahrt und als unsere Tochter Rita ihren Führerschein machte, machte sie ihre ersten Fahrübungen abends bei uns vor der Haustür auf dem Nürburgring - sonst wäre der Führerschein ja zu teuer gewesen. Nach der bestandenen Prüfung durfte sie eine Runde über den Ring fahren. Im Sommer war ja Saison und es gab viel zu tun. Ich hatte viele Überstunden, die ich im Winter abfeierte. Aber im Winter mussten, wenn kein Schnee lag, auch Arbeiten an der Rennstrecke gemacht werden. So wurden auch die Hecken (damalige Streckenbegrenzung) geschnitten oder die Fahrbahn wurde ausgebessert.“

An bestimmte Rennen kann sich Strack nicht erinnern. Ihm war es praktisch egal, wer da fuhr. Seine Arbeit war ihm wichtiger.


Heute öffnet sich die Schranke automatisch


Heute gibt es niemanden mehr, der die Einfahrt auf den Ring kontrolliert. Die Karten werden im Café oder auch anderswo am Ring gekauft. Ein Barcodeleser erkennt die Karte und die Schranke öffnet sich automatisch.

Reiner Strack wurde zwar 1995 Rentner, aber wenn Bedarf war, wurde er eingesetzt. Dem Ring ist er bis heute verbunden, aber auch seine Familie ist „ringverbunden“. Heute lebt die vierte Generation vom Ring. Sein Sohn Manfred Strack ist Abteilungsleiter für „Eventmanagement und Veranstaltungen“ und sein Enkel Alexander Huth betreibt das „Café an der Nordschleife“.


Geschichten und Bilder gesucht!


Autor Klaus Ridder sucht für sein Buch „90 Jahre Nürburgring - 60 Jahre live dabei“ weitere Zeitzeugen sowie Geschichten und Bilder aus alten Nürburgring-Tagen, hier insbesondere von dem ersten Nachkriegsrennen 1947. Kontakt: Klaus Ridder, Tel.: (0049) 2241 1201863, Email: gefahrgutridder@t-online.de. Weitere Infos online auf www.motorsportridder.de und www.klaus-ridder.de.

Klaus Ridder

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