Vlada Berezhnaya beeindruckte mit Tonkunst und virtuosen Kunststücken in der Villa Bellestate Holzweiler
Villa-Musica-Geigenfest in der Grafschaft

Grafschaft-Holzweiler. Das weißrussische Künstlerpaar Vlada Berezhnaya, Violine, und Dmitri Solodukha, Klavier, spielte bei einer Matinee des Grafschafter Kunstvereins Werke von J.S.Bach, Gabriel Fauré, Camille Saint-Saëns, George Gershwin, Maurice Ravel und Niccolo Paganini. Das Programm versprach ein Wiederhören mit den unsterblichen Giganten der Geigenliteratur, namentlich Bach mit seiner d-Moll-Chaconne aus der Partita BWV 1004, und Paganini in einer potpurri-artigen Zusammenstellung des legendären Geigers Nathan Milstein. Hinzu kamen die vier untereinander vielfältig verbundenen Tondichter Fauré, Saint-Saens, Ravel und Gershwin. Vlada Berezhnaya begann das Konzert solo mit der Chaconne und zog mit dem auch aus vielerlei bearbeiteten Fassungen bestens bekannten Werk die Zuhörer in der Maerker-Villa sofort mühelos in ihren Bann. Die vollen Passagen überzeugten mit Fülle und Intensität trotz vibratofreier Tongebung. Im Wechsel war unglaublich leises und zartes Spiel zu bestaunen. Gerade diese Passagen bot sie in vollkommen entspannter Konzentration dar, und da schien es fast so, als würden die Zuhörer in einen anderen Seinszustand entrückt werden. Das kraftvolle Auftrumpfen mit ihrem großen Können liegt Vlada Berezhnaya nicht wirklich. Lieber spitzt die vielfach preisgekrönte Geigerin - unter anderem beim Oginski- und dem Jelski-Wettbewerb - die Ohren und passt sich klanglich an.
So stellte sie zusammen mit ihrem Klavierbegleiter Dmitri Solodukha Faurés faszinierende Violinsonate A-Dur Opus 13 klanglich in die bis auf Mozart zurückreichende Tradition der Klaviersonate mit obligater Violine. Die Zuhörer genossen äußerst abwechslungsreiche und vielgestaltige vier Sätze und bedankten sich für die großartige Leistung mit lang anhaltendem Applaus. Auch die zweite Konzerthälfte begann Vlada Berezhnaya solo. Niccolo Paganini würde in heutiger Sprache wahrscheinlich als Top Influencer bezeichnet werden. Als „Best selling Artist of all times“ seiner Zeit beeinflusste ganz wesentlich den großen Beeinflusser Franz Liszt, faszinierte neben der gesamten kulturellen Elite seiner Zeit auch und gerade die „einfachen Leute“ und gilt bis heute als „bester Geiger aller Zeiten“. Spontane Bravorufe belohnten Berezhnayas unaufdringlich-eindringliche Wiedergabe des technisch überaus schwierigen Materials. „Introduction et Rondo capriccioso“ von Saint-Saëns, Faurés „Après un rêve“, die „Porgy and Bess“-Bearbeitung von Jascha Heifetz und „Tzigane“ von Ravel markierten sodann gleichsam ein Crescendo in die gelöste Atmosphäre eines übermütigen Geigenfests, wobei etwas Zurücknahme der Klavier-Lautstärke der Stimmung sicherlich keinen Abbruch getan hätte. Insgesamt war es wieder ein reicher und beglückender musikalischer Sonntag-Vormittag in Holzweiler, und natürlich ließ das Publikum die sympathischen Musiker nicht ohne Bravorufe und Zugabe ziehen.