Konzert im Zehnthof-Gewölbe in Sinzig
Virtuoser Falkenflug
Falk Zenker zauberte mit Gitarre, Live-Looping und Klanginstrumenten
Sinzig. Seine Musik sei eine Einladung zu fliegen - zum Beispiel durch die Zeit, sagte der Gitarrist Falk Zenker. Wer die Einladung dazu wahrnahm, den trug der berührende Klang des auf rund 1000 Solo-Konzerte zurückblickenden Musikers aus Kapellendorf bei Weimar, der Mittelalter, Klassik, Flamenco und Improvisation innovativ verbindet, hin zu vielen Facetten menschlichen Empfindens und zog ihn in Fantasiereisen zu nie gesehenen Landschaften.
Schnell, intensiv, verträumt mit harschen Einsprengseln – sobald der Meister der Akustikgitarre in die Saiten griff, faszinierte er das Publikum im Zehnthof-Gewölbe. Mitunter nahm er Rasseln, Schellen und Metallzungeninstrumente zu Hilfe. Und er bediente sich der Technik, um durch Live-Loopings perkussive Gitarren-Elemente und weitere Musik-Akzente als neue Klangfarben einzubinden. Dann waren nicht nur die Hände beschäftigt, sondern Zenkers unbestrumpfte Zehen steuerten parallel die Elektronik, sozusagen Virtuosität auf mehreren Ebenen.
Das Stück „Falkenflug“, das dem Konzert am vergangenen Freitag seinen Namen gab, entrückte die Zuhörer hoch in die Lüfte. Im Geiste kreisten sie über der entfernten Erde, wurden gewahr, dass sie schon immer fliegen wollten, darin dem kleinen Falk ähnelnd: „Im Garten meiner Großeltern konnte ich in Höhe der Apfelbäume schwimmend fliegen.“ Der große Falk verleitete in „September am Meer“ zu einem besinnlichen Strandspaziergang und fragte mit „Hinterlassen“ danach, „was wir in den Träumen unserer Kinder, in den Gedanken unserer Liebsten hinterlassen“. Das ging mit forschenden Tönen einher, vortastend, nachhakend und schließlich splitternd klar, gleich einem blank geputzten Himmel am bitterkalten Tag. „Himmel küssen“ brachte Leidenschaft und Ektase hervor und zog ein „Sonnenmantra“ nach. Um indes „sommerliche Töne zu vermitteln“ erbat sich der Klangmagier, dass drei Zuhörer kleine Schachteln auf sein Zeichen hin öffneten und schlossen. Musikalisch ließ Zenker einen halben Urwald erwachen, es raschelte, klapperte, Vogelrufe erklangen. Als die Schachteln aufgingen, musizierten drei Grillen mit. Der Abend war ein Geschenk für Ohren und Herz. HG
