Kapelle am Schnittpunkt von 5 Straßen prägte lange den Eingangsbereich von Kärlich
Vor 50 Jahren wurde das Kärlicher Burgheiligenhäuschen abgerissen

Mülheim-Kärlich. Vor exakt 50 Jahren wurde im Stadtteil Kärlich eine Kapelle abgerissen, die lange das Ortseingangsbild prägte. Das Gebäude befand sich im Kreuzungsbereich Rheinstraße/Clemensstraße und ist auf einigen historischen Fotos zu sehen. Gleiches gilt auch für Gemälde des kurfürstlichen Schlosses. In der Bevölkerung war die 1769 erstmals urkundlich erwähnte Kapelle als „Burgheiligenhäuschen“ bekannt. Vermutlich wurde sie im Laufe der Zeit mehrere Male erneuert. Zuletzt war sie mit zwei großen Säulen versehen, die der Überlieferung nach aus dem kurfürstlichen Schloss bzw. dessen Außenanlagen stammten. Ob dem tatsächlich so war, ist zu hinterfragen, zumal sich eine Anwohnerin auch daran erinnerte, dass die Säulen mit einem Fuhrwerk von Weißenthurm aus kommend angeliefert wurden. Keine Zweifel bestehen jedoch daran, dass die Kapelle für die Bevölkerung früher von wichtiger Bedeutung war. So war beispielsweise an Fronleichnam vor Ort stets ein festlich geschmückter Altar aufgebaut.
Der zunehmende Verkehr veranlasste die damaligen Verantwortlichen der Gemeinde dazu, sich mit der Gefahrensituation zu beschäftigen. Man wollte die Kapelle nach dem Abriss zurückversetzt neu errichten. Zum Abriss kam es im November 1972 – zur Neuerrichtung jedoch nicht. Und das, obwohl der Wunsch der Bevölkerung hiernach groß war. So brachten Mitbürger im Dezember 1972 am Einmündungsbereich ein kleines Schild mit der Aufschrift „Bitte eine kleine Kapelle“ an. Die Eigentumsverhältnisse ließen den Neubau nicht zu. Daher wurde ein Ersatz in der Form eines kleinen Bildstockes auf dem gegenüberliegenden Schulhof der heutigen Grundschule Christophorus realisiert. Doch schon kurz nach der Errichtung wurde der Schulhof in einen Parkplatz umgewandelt, so dass auch der Bildstock verschwand. Im Jahr 1979 wurde der Raiffeisenplatz neugestaltet, so dass sich hier eine erneute Möglichkeit bot, an die Kapelle zu erinnern. Mit Unterstützung des Kreditinstitutes wurde eine Historiensäule in Auftrag gegeben, die zahlreiche Darstellungen der Kärlicher Geschichte enthält, so u.a. auch das kurfürstliche Schloss sowie das Burgheiligenhäuschen. Die Historiensäule konnte im Jahr 1985 aufgestellt werden. Gestaltet wurde diese von Paul Milles (1926-2006), einem Bildhauer aus Kottenheim. Der Standort war zwar gut sichtbar, befand sich aber unmittelbar am viel frequentierten Kreuzungsbereich. Aufgrund des derzeitigen Neubaus des Raiffeisenquartiers musste Anfang der 20´er Jahre ein neuer Standort gefunden werden. Im Sommer des Jahres 2021 wurde die Säule daher auf den naheliegenden und neu entstandenen Schlossplatz versetzt. Hier können die Darstellungen der Kärlicher Historie von Interessierten nun gut und ohne Verkehrslärm betrachtet werden. So gibt es zumindest dort eine kleine Erinnerung an das Burgheiligenhäuschen, dass so lange am Schnittpunkt von 5 Straßen stand: Burgstraße, Clemensstraße, Rheinstraße, Weißenthurmer Straße und Heeresstraße.
Der Abriss der historischen Kapelle und die anschließende Geschichte zur Realisierung eines würdigen Ersatzes zeigt, dass man mit dem baulichen kulturellen Erbe unserer Vorfahren sorgsam umgehen muss. Rückblickend sind leider viel zu viele Bauwerke unwiederbringlich verschwunden, die man aus heutiger Sicht hätte erhalten sollen.
KH

Gästebegleiter Horst Hohn erinnert regelmäßig bei seinen Stadtführungen an der Historiensäule auf dem Schlossplatz an die abgerissene Kapelle.

Die Darstellung auf der Historien-Säule zeigt das einstige Aussehen der Kapelle, die im Volksmund nur „Burgheiligenhäuschen“ genannt wurde.