Allgemeine Berichte | 19.05.2023

Heimatverein zur Pflege alten Brauchtums Bad Hönningen e.V.

Wanderausstellung „Weiße Rose. Der Widerstand von Studenten gegen Hitler, München 1942/43“ im Bad Hönninger Rathaus eröffnet

Von links nach rechts: Jan Ermtraud (VG Bürgermeister),Guido Job (Vorsitzender Heimatverein), Dr. Werner Rechmann (Weiße Rose Stiftung e.V.),Reiner W. Schmitz (Stadtbürgermeister), Achim Hallerbach (Landrat) Foto: Heimatverein Bad Hönningen/Guido Job

Bad Hönningen. Zum 80. Todestag der Anführer der Studentengruppe ist es dem Heimatverein Bad Hönningen gelungen, die „Weiße Rose“-Ausstellung in die Verbandsgemeinde Bad Hönningen zu holen. Bis zum 26. Mai können sich interessierte Besucherinnen und Besucher die Ausstellung im Rathaus von Bad Hönningen zu den Öffnungszeiten des Rathauses ansehen. Es besteht zudem die Möglichkeit, sich mit Hilfe eines Audioguides durch die Ausstellung führen zu lassen.

Zu der Eröffnungsveranstaltung konnte Bürgermeister Ermtraud geladene Gäste aus den Räten der Verbandsgemeinde und Vertreter der Vereine begrüßen. Er betonte dabei den Mut der Mitglieder der Widerstandsgruppe und dass die Verantwortung vor der Geschichte keinen Schlussstrich kennt.

Guido Job, der Vorsitzende des Heimatvereins, berichtete von seinen Erlebnissen im Vorfeld der Erstellung einer kleinen Dokumentation über die NS-Zeit in Hönningen 1985, die die damalige Friedensinitiative veröffentlicht hatte, und darüber, wie versucht wurde, über den Arbeitgeber seiner Mutter und im persönlichen Bereich Druck ausgeübt wurde. Damals, 1985 lebten schließlich noch viele aus der Täter- und Opfergeneration.

Erinnern heute wichtiger denn je

„Bei nahezu allen Gesprächen, die ich im Vorfeld der damaligen Veröffentlichung der Denkschrift führte, fielen wieder und wieder die Sätze „Wir haben doch von nichts gewusst. Wer konnte denn so etwas ahnen?“, so Job. Und weiter: „Heute wissen wir: Die vielen Millionen Täter- und Mitläuferfamilien verdrängten ihren Anteil am ‚Dritten Reich‘, packten ihn in eine Schublade ihres Gedächtnisses, warfen die Schlüssel weg, haben geschwiegen und nahmen das normale Leben wieder auf. Bis heute hat sich daran nicht viel geändert.“ Darum sei das „Erinnern“ heute wichtiger denn je!

Schon in seinem im Juni 1925 erschienenen Buch „Mein Kampf“ schrieb Hitler, dass ein kommender Krieg nicht die Vernichtung Deutschlands, wohl aber die Vernichtung des Judentums in Europa bedeuten würde.

Bereits drei Monate nach der Machtübernahme am 30. Januar 1933 leitete er seine ersten antijüdischen Maßnahmen ein: Ab 1. April 1933 wurden im ganzen Reichsgebiet jüdische Geschäfte boykottiert, am 15. September 1935 traten die antisemitischen „Nürnberger Gesetze“ in Kraft.

Der Hönninger Bürgermeister Penth setzte die „Judenfrage“ bereits zehn Tage danach auf die Tagesordnung der Gemeinderatssitzung. Dort wurde dann z.B. beschlossen, dass Juden nahezu alle geschäftlichen Tätigkeiten untersagt wurden und dass Beamte, Angestellte und Arbeiter, die im Dienst der Gemeinde stehen, bei Juden nicht kaufen oder gar mit ihnen privat verkehren durften.

Sehr bald begann im gesamten Deutschen Reich eine ungeheure Kriegsvorbereitungspropaganda. Das Ergebnis ist bekannt: über 55 Millionen Tote, darunter allein 27 Millionen aus der damaligen Sowjetunion, zehn Millionen Chinesen, über fünf Millionen tote deutsche Soldaten, fast 1,8 Millionen deutsche Zivilisten, sechs Millionen Polen, eine geradezu fabrikmäßige Tötung von sechs Millionen Jüdinnen und Juden, an der sich zigtausende Deutsche aktiv beteiligt haben, und zusätzlich 200.000 ermordete Sinti und Roma und 300.000 getötete körperlich oder psychisch Kranke. „Alle diese Verbrechen“, so Job, „sind zutiefst miteinander verbunden, sie haben alle dieselbe Wurzel: Sie stammen aus der Vorstellung, dass auch unter Menschen nur das Recht des Stärkeren gilt, nur der Stärkere das Recht haben soll über das Lebensrecht der anderen zu entscheiden. Hybris, Allmachtswahn, Herrenmenschentum, abgründiger Zynismus… - das sind die Kennzeichen nationalsozialistischer Ideologie und ihrer verbrecherischen Praxis.“

Nicht weggesehen oder geschwiegen

Die Mitglieder der „Weißen Rose“ haben nicht weggesehen oder geschwiegen! Sie würden ein „Wir haben doch von nichts gewusst“ heute sicher nicht gelten lassen. Schon im Sommer 1942 straften sie all jene Lügen, die auch noch Jahre nach dem Krieg behaupten sollten, von den Menschheitsverbrechen der Nationalsozialisten nichts gewusst zu haben. Sie fragten verzweifelt: „Warum verhält sich das deutsche Volk angesichts dieser scheußlichsten, menschenunwürdigsten Verbrechen so apathisch?“ Diese Gleichgültigkeit, das Wegsehen, das Schweigen, auch das macht Menschen zu Mittätern.

Ihr eindringlicher „Aufruf an alle Deutschen“: „Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um euer Herz gelegt! Entscheidet euch eh es zu spät ist!“ war unmissverständlich und drängend. Und er war vor allem eines: unglaublich mutig! Sophie und Hans Scholl, Christoph Probst, Kurt Huber, Alexander Schmorell, Willi Graf, Hans Leipelt.

Sie alle bezahlten ihren Mut mit dem Leben. Sie waren davon überzeugt, dass Jede und Jeder etwas tun kann und tun muss. Sie riefen alle Deutschen dazu auf, ihr Schweigen endlich zu brechen und aus der Gleichgültigkeit und Lethargie aufzuwachen. So viel Mut, so viel Glauben an christliche und humanistische Werte, so viel Anstand stellte für Hitler und seine Handlanger eine Gefahr dar. Mit seinem wütenden, cholerischen Geschrei verhängte Hitlers Blutrichter Roland Freisler am 22. April 1943 die Todesurteile gegen die Geschwister Scholl und Christoph Probst, die noch am selben Tag mit dem Fallbeil vollstreckt wurden. In einem zweiten Prozess im April wurden der orthodoxe Christ Alexander Schmorell, der überzeugte Katholik Willi Graf und der Hochschullehrer Kurt Huber zum Tode verurteilt und hingerichtet. Hans Leipelt wurde noch 1945 ermordet.

„Damit nicht noch einmal junge Menschen im Kampf für Freiheit ihr Leben lassen müssen“

Den Mut zum Widerspruch oder gar zum Widerstand hatten und haben nur wenige. „Darum geht uns der Kampf der Weißen Rose für Freiheit und Menschenwürde auch heute etwas an, damit nicht noch einmal junge Menschen im Kampf für Gerechtigkeit, Mitmenschlichkeit und Freiheit ihr Leben lassen müssen“, betonte Guido Job.

Landrat Achim Hallerbach hob in seinem Grußwort die Bedeutung des bürgerschaftlichen und politischen Engagements für die Demokratie hervor. Dazu gehöre nicht nur das Wählen gehen als Solches, sondern auch die Bereitschaft insbesondere junger Menschen, sich selbst zur Wahl zu stellen.

Für die „Weiße Rose – Stiftung“ war Dr. Werner Rechmann eigens aus Berlin angereist. Er berichtete in seiner Ansprache über den Werdegang der einzelnen Mitglieder der Weißen Rose. Sie alle seien keine geborenen Widerstandkämpfer gewesen, sondern die meisten von ihnen, inklusive Sophie und Hans Scholl, waren zunächst Mitläufer oder gar überzeugte NSDAP-Mitglieder. Aus dem Bildungsbürgertum kommend, hatten sie als Medizinstudenten im Dienst in den Lazaretten und an der Front unendliches Elend erlebt.

In der Folge erst seien sie „vom Saulus zum Paulus“ geworden und nicht mehr darüber geschwiegen, was wirklich geschah. Sie hatten als erste in ihren Flugblättern die systematische Auslöschung der jüdischen Bevölkerung zum Thema gemacht. Dass sich mit Sophie Scholl eine junge Frau im Widerstand engagierte, war in dieser Zeit durchaus ungewöhnlich. Er wies zudem darauf hin, dass die „Weiße Rose“ weit mehr Mitglieder hatte als die sieben bekannten und hingerichteten jungen Menschen. Erst dadurch hätten die Flugblätter diesen Verbreitungsgrad erlangen können. Auch Rechmann betonte noch einmal den ungewöhnlichen Mut der jungen Leute, den sie alle mit ihrem Leben bezahlen mussten.

Den musikalischen Rahmen verlieh der Veranstaltung der Frauenchor „die Chorallen“ unter Leitung von Marco Zimmermann.

Von links nach rechts: Jan Ermtraud (VG Bürgermeister), Guido Job (Vorsitzender Heimatverein), Dr. Werner Rechmann (Weiße Rose Stiftung e.V.), Reiner W. Schmitz (Stadtbürgermeister), Achim Hallerbach (Landrat) Foto: Heimatverein Bad Hönningen/Guido Job

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