Sven Plöger begeistert rund 400 Zuhörerinnen und Zuhörer in Leimbach
„Wir müssen die Welt enkelfähig machen“
Adenau/Leimbach. Auf Einladung des Klimastammtischs Ahr kam einer der bekanntesten Wetterexperte, Klimaforscher, Buchautor und TV-Moderator Sven Plöger ins Ahrtal – genauer gesagt ins „Einzugsgebiet der Ahr“, wie Jutta Pürling bei ihrer Begrüßung treffend und zugleich hydrologisch korrekt formulierte. Anhand der Schlagzeile „Deutschlands erste Klimaflüchtlinge“ stellte sie gleich zu Beginn die Verbindung vom globalen Klimawandel zur Flutkatastrophe von 2021 her.
Besonders eindringlich schilderte Elly Schmitt aus Insul, Vertreterin der jungen Generation und selbst unmittelbar von der Flut betroffen, ihre Sicht der Dinge. In einem bewegenden Statement hinterfragte sie die Begriffe „Opfer“ und „Betroffene“ und zog das Fazit: Jeder könne jederzeit zum Opfer einer Naturkatastrophe werden – doch im Hinblick auf den Klimawandel trage jeder auch Verantwortung, aktiv gegenzusteuern.
Anschließend betrat Sven Plöger mit seiner bekannten Präsenz und Überzeugungskraft die Bühne. Natürlich nahm er Bezug auf das Tief „Bernd“, das im Juli 2021 über dem Ahrtal eine historische Katastrophe auslöste. In gewohnt anschaulicher und fundierter Weise erläuterte er die meteorologischen Hintergründe dieser außergewöhnlichen Wetterlage. Offen, selbstkritisch und ehrlich räumte er ein: Zwar sei die Gefahr meteorologisch erkannt und gewarnt worden – doch niemand habe mit einem derart verheerenden Ausmaß gerechnet.
In seinem Vortrag verband Plöger wissenschaftliche Tiefe mit verständlichen Erklärungen – garniert mit mathematischen Anekdoten und einer Prise rheinischem Humor. Besonders eindrucksvoll zeigte er, wie schwer wir uns tun, mit linearem Denken exponentielle Entwicklungen zu begreifen. So ließ er das Publikum schätzen, wie dick ein Blatt Papier wird, wenn man es 42-mal faltet – das Ergebnis: knapp 440.000 Kilometer, also bis hinter den Mond. Mit gängigen Relativierungen wie dem Satz „Deutschland verursacht nur zwei Prozent der globalen CO₂-Emissionen“ räumte er souverän auf und stellte Deutschlands Anteil ins Verhältnis zur Bevölkerungszahl und schnell wurde klar, dass China einen geringeren Pro-kopf-Ausstoss hat.
„Wir haben kein Wissens-, sondern ein Handlungsproblem,“ war seine Überzeugung. Es brauche eine echte Aufbruchsstimmung in der Gesellschaft. Der Wandel von fossilen Energieträgern hin zu erneuerbaren Energien werde ohnehin kommen – die Frage sei nur, wann. Mit zahlreichen Beispielen aus der Geschichte zeigte er, dass große Umbrüche trotz großer Widerstände nie zu verhindern waren.
Plöger präsentierte sich dabei nicht als Mahner, sondern als leidenschaftlicher Wissensvermittler. Sein Ziel: nicht belehren, sondern erklären, zum Nachdenken anregen und zum Handeln motivieren. Seine zentrale Botschaft fasste er in einem Satz zusammen:
„Wir müssen unsere Welt enkelfähig machen.“
Die Resonanz auf seinen mit minutenlangem Beifall bedachten Vortrag war einhellig: inspirierend, motivierend, Mut machend. Ein Abend, der nachwirkt – und dazu ermutigt, auch kleine Schritte zu mehr Klimaschutz zu wagen. Denn viele kleine Beiträge summieren sich zu großen Wirkungen.
Besonders hervorzuheben ist, dass Sven Plöger auf ein Honorar verzichtete. Der Erlös des Abends kommt dem Projekt „Klimapfad im Ahrtal“ zugute. Die Veranstaltungstechnik stellte TomMusic kostenlos zur Verfügung und die Kreissparkasse Ahrweiler leistete finanzielle Unterstützung.
Besonders eindrucksvoll zeigte Plöger, wie schwer wir uns tun, mit linearem Denken exponentielle Entwicklungen zu begreifen. Foto: werner dreschers muesch tannen
Jutta Pürling (l.) und Elly Schmitt stimmten auf den Vortrag ein. Foto: werner dreschers muesch tannen
Die VG-Bürgermeister Dominik Gieler und Guido Nisius. Foto: werner dreschers muesch tannen
