
Am 21.05.2025
Allgemeine BerichteFrischer Wind für ein Märchenklassiker: Kleine Theater-AG setzt Cinderella kreativ in Szene
Zauberhaft, witzig und mitreißend: Rhein-Gymnasium begeistert mit moderner Cinderella-Inszenierung
Sinzig. Cinderella, die nach dem Tod ihrer Mutter alleine mit ihrem Vater lebt, ist ein herzensgutes Mädchen und freundlich zu Menschen und Tieren. Als ihr Vater überraschend heiratet, ziehen die neue Stiefmutter und die beiden Stiefschwestern mit ins Haus und machen der armen Cinderella das Leben schwer. An Hochnäsigkeit und Niedertracht kaum zu übertreffen, lassen sie keine Chance aus, um ihre Stiefschwester zu schikanieren. Das gutmütige Mädchen, das mittlerweile auch ihren Vater verloren hat, wird zur gehetzten Dienstmagd, die springen muss, wenn es ihre verwöhnten Stiefschwestern und ihre bösartige Stiefmutter verlangen.
Doch dann macht auf einmal eine Neuigkeit die Runde: Um für den Prinzen eine Gemahlin zu finden, wird am Königshofe ein Ball ausgerichtet. Eingeladen sind alle heiratsfähigen Mädchen und Frauen des Königreiches. Sofort wittern die drei zänkischen Weiber ihre Chance auf den Aufstieg in königliche Kreise. Auch Cinderella möchte zum Ball, was ihr ihre zickigen und missgünstigen Stiefschwestern und die ambitionierte Stiefmutter aber nicht gönnen. Boshaft wie sie sind, machen sie Cinderellas Pläne zunichte und das arme Mädchen ist am Boden zerstört. Aber zum Glück hat sie ein paar fleißige kleine Helfer und auch eine gute Fee möchte Cinderella ihren Traum vom Besuch auf dem Ball erfüllen…
Wer nun bei dieser Inszenierung ein angestaubtes Märchen erwartet, wie es schon unzählige Male erzählt wurde, der irrt! Mit kurzen Gesangseinlagen, humorvoll ausgearbeiteten Dialogen und kleineren Seitenhieben zur zeitgenössischen Diskussion um die angemessene sprachliche „political correctness“ kommt die Inszenierung ungemein frisch und spritzig daher! Souverän und gefühlvoll spielt die Hauptdarstellerin die Titelheldin und überzeugt durch eine große Bühnenpräsenz. Aber auch die schauspielerischen Leistungen der Nebenrollen können sich sehen lassen: seien es die synchron-zickigen Stiefschwestern Clorinda und Toxine (großartig gespielt von Schülerinnen der Klassen 5 und 6), die gebieterisch auftretende Stiefmutter Madame Levinja oder die singenden Marktweiber, die den neusten „Dorftratsch“ schon unter die Leute bringen, bevor er sich überhaupt zugetragen hat. Ebenso hat das illustre Königspaar mit seinen „Szenen einer Ehe“ die Lacher des Publikums schnell sicher. Der heimliche Superstar ist aber der Hofsekretär, der mal vergesslich, dann wieder überraschend „auf Zack“, vor allem aber einfach liebenswert und immer irrsinnig komisch ist. Dabei hat dieses Bühnenstück nichts mit Klamauk oder Albernheit zu tun – das Stück verliert zu keinem Augenblick seinen Zauber und seine bewährte Klassik.
Die Erzählung stammt ursprünglich von dem französischen Autor Charles Perrault und wurde 1697 erstmals in seiner Märchensammlung veröffentlicht. Später wurde sie von den Gebrüdern Grimm dem zeitgenössischen Märchenstil des 19. Jahrhunderts angepasst und unter dem Namen „Aschenputtel“ berühmt. Vor wenigen Jahren nahm sich die Schauspielerin und Regisseurin Bärbel Kandziora dem Märchenstoff an und hauchte ihm mit einer gelungenen Balance aus der französischen Originalfassung sowie komödiantischen Elementen neues Leben ein. Dem Komponisten Stefan Wurz gelang es mit einer stimmigen Mischung aus einfühlsamer Musik und rockigen Liedern diese vielseitige und frische Theaterfassung kongenial zu vertonen. Das Ergebnis ist ein Stück für Jung und Alt, das weder Fans des klassischen Märchens enttäuscht noch bei Freunden des komödiantischen Schultheaters Wünsche offenlässt und das von der ersten bis zur letzten Minute ganz großen Spaß macht!
Da die angestammte Spielstätte des Rhein-Gymnasiums, der Ganztagsbereich des Untergeschosses der Schule, nach der Flut noch nicht nutzbar ist, gibt die Kleine Theater-AG – wie schon in den letzten beiden Jahren – erneut ihre Inszenierung im historischen Zirkuszelt auf dem Schulhof des Gymnasiums zum Besten. Auch dieses Jahr können sich die Leistungen des Bühnenbaus sehen lassen, das Bühnenbild ist stimmig und jeder Handgriff sitzt – so wird zügig und geräuschlos im Handumdrehen ein neues Bühnenszenario gezaubert. Mit gelungener musikalischer Untermalung sowie geschicktem Einsatz von stimmungsvollen Licht- und raffinierten Spezialeffekten lässt die Crew „hinter der Bühne“ den Zuschauer schnell vergessen, dass er in einem Schultheater sitzt. Auch dem Team um Garderobe, Maske und Requisite gelingt eine authentische Aufmachung mit gelungenen Kostümen und gut gewählten Accessoires.
Damit hat auch bei dieser Inszenierung das Ensemble, das vom Fünftklässler bis zum Abiturienten reicht, einer klassischen Erzählung mit viel Humor, vor allem aber durchweg überzeugenden schauspielerischen Leistungen ein neues Antlitz verpasst, ohne den altehrwürdigen Stoff der Handlung zu verfälschen. Erneut gelingt es der Theatertruppe rund um AG-Leiter Marc Steuer, sich an Klassiker der Literatur zu trauen und ihnen durch ihre Kreativität und ihren Einfallsreichtum einen eigenen Charakter zu verleihen. Es besteht kein Zweifel: Mit ihrer fachmännischen Arbeit, vor und hinter der Bühne, steht die Kleine Theater-AG den professionellen Kinder- und Jugendtheatern der Region in Nichts nach.




