Haus der offenen Tür Koblenz wird 50 Jahre alt
Ein Stück Heimat für die Kinder und Jugendlichen
Am 31. Oktober feiert das HoT seinen Geburtstag mit einem Tag der offenen Tür

Koblenz. Jugendtreff, Gemeindezentrum, Vereinshaus und Konzert-Location: Das Haus der offenen Tür (HoT) in Koblenz ist seit 1965 eine Institution im Stadtteil Metternich. Zum Jubiläum lohnt ein Blick auf eine Einrichtung, die seit 50 Jahren junge Menschen begleitet und ihnen ein Stück Heimat bietet. „So still wie heute ist es hier eigentlich nie“, lacht Kerstin Wesely, die das HoT leitet. Es sind Herbstferien und der Jugendtreff wirkt tatsächlich ungewohnt ruhig. Diplom-Pädagogin Wesely sitzt an der Theke im Jugendtreff, gemeinsam mit Manni Kraus, der das HoT von 1982 bis 2010 leitete. Normalerweise wird hier eine Runde Billard oder Tischfußball gezockt, dort im kleinen Fitnessraum trainiert, im Computerraum gearbeitet und oben im Speisesaal zu Mittag gegessen. Durch eine Tür erhascht man einen Blick auf das letzte Bastelprojekt der beiden Bundesfreiwilligendienstler Patrick und Ewelina mit den Kindern, die täglich ins HoT kommen: grell-orange Kürbisse als Halloween-Dekoration. Wesely und Kraus haben ein bisschen Zeit mitgebracht, zurückzuschauen. „In den 60ern wurde das Haus gebaut vor allem als Begegnungsstätte in der Gemeinde“, erzählt Kraus.
Mit dem Haus wollte man einen Anlaufpunkt schaffen
Damals habe es in Metternich eine hohe Fluktuation durch die vielen Bundeswehrangehörigen gegeben – ständig seien Familien zu- und weggezogen. „Da wollte man auch einen Anlaufpunkt in der noch jungen Pfarrei St. Konrad schaffen.“ Karnevalsveranstaltungen, Kochkurse, Altennachmittage, Fußballturniere oben in der Turnhalle – damals wie heute nutzten Vereine und Gruppen das Haus. „Und dann gab es natürlich die katholische Jugendarbeit – also Gruppenstunden, Pfadfindertreffen.“ Nachdem 1971 die Trägerschaft des HoT von der Pfarrei auf das Bistum überging und Kraus 1982 die Leitung übernahm, änderte sich das Konzept der Jugendarbeit. „Wir haben die Struktur offen gestaltet, jeder durfte hierherkommen und an Sportangeboten, Discos und Projekten teilnehmen. Auch die Jugendlichen aus dem damaligen Brennpunkt Lützel-Mittelweiden. Das gab halt auch mal Reibereien, aber meist hat es geholfen, wenn man direkten Kontakt zu den Familien suchte“, erinnert sich Kraus. Vor allem aber begründete das HoT in den 1980ern eine junge Musikszene in Koblenz. „Wir hatten Bands da wie Pennywise, NOFX oder Blind Guardian, später auch Kool Savas. In den 90ern waren Graffiti-Slams und Breakdance-Workshops der Renner“, so Kraus. Seit den 90ern änderte sich die Bevölkerungsstruktur, wurde multikultureller. „Wir haben heute auch ein anderes Angebot hier im HoT“, stellt Wesely fest. Heute liege der Schwerpunkt auf Kindern und Jugendlichen im Alter von 7 bis 15 Jahren, die regelmäßig hier sind. „Wir haben dienstags bis freitags ab 13 Uhr meist so um die 40 Kinder hier. Viele nehmen auch den Mittagstisch in Anspruch.“ 20 bis 25 Essen gibt das HoT am Tag heraus, gekocht wird es von sechs ehrenamtlichen Frauen. Viele der jungen Gäste des HoT kommen aus eher einkommensschwachen Familien. Für sie ist es nicht selbstverständlich, in ihrer Freizeit zu einem Verein, in den Musik- oder Sportunterricht zu gehen.
Im Haus gibt es Sportangebote und Hausaufgabenbetreuung
Im HoT gibt es daher eine Hausaufgabenbetreuung, Sportangebote wie Fußball, Basketball oder Klettern, und natürlich die Ferienprogramme: „Da gehen wir in Richtung Natur-Pädagogik, weil wir merken, dass die Kinder das stark nachfragen. Im Stadtwald haben wir schon Hütten gebaut und Waldspiele gemacht, wir waren in Rheinböllen im Wildpark oder Kanufahren“, schildert Wesely. Mit dem benachbarten Kindergarten und der Grundschule sei das HoT gut vernetzt und leiste in Metternich ein Stück konkrete Sozialarbeit. „Es wurde hier immer geschaut, was in der Situation die Jugend gerade braucht. Heute – das ist meine Wahrnehmung – ist der Lokalbezug sehr stark. Zu uns kommen Kinder und Jugendliche aus 20 Nationen, die hier im Viertel leben. In einer Umfrage haben sie rückgemeldet, dass die hier keine Erfahrung mit Diskriminierung machen, jeder darf hier so sein, wie er ist. Sie sehen das HoT als Heimat – und das freut uns natürlich.“ Am Samstag, 31. Oktober feiert das HoT seinen 50sten Geburtstag mit einem Tag der offenen Tür. Ab 14 Uhr sind alle eingeladen, das Haus und seine vielfältigen Angebote kennenzulernen. Neben dem „normalen“ Treffbetrieb lockt an diesem Tag eine Halloween-Party, eine „Zockerhöhle für Jugendliche, ein internationales Kuchenbuffet. Tanz- und Sportgruppen werden sich vorstellen und in der Turnhalle ein Spielprogramm anbieten. Um 17.30 wird ein Gottesdienst mit Pfarrer Herbert Lucas gefeiert. Das HoT ist eine Einrichtung der offenen Kinder- und Jugendarbeit in Trägerschaft des Bistums Trier. Weitere Informationen unter Tel. (0261) 23 47 0 oder unter www.hot-koblenz.de.

Kerstin Wesely und Manni Kraus blicken auf 50 Jahre HoT zurück - Pfarrer Herbert Lucas (links) bespricht mit Wesely den Gottesdienst zur Jubiläumsfeier am 31. Oktober.